Die Familie zu Eulenburg

Die Eulenburgs waren in Eilenburg an der Mulde, nordöstlich von Leipzig, beheimatet und stammen von den Wettinern ab. Otto von Ileburg (1199 – 1234) war ein Enkel des Burggrafen Ulrich von Wettin und Vogt der Herrschaft Eilenburg. Er steht am Anfang der Erbfolge. Die Familie verfügte im 14. Jh. über Macht und Reichtum, besaß und verwaltete 250 Rittergüter und über 20 Städte in der Lausitz, in Sachsen und in Böhmen, so z. B. Senftenberg, Lübbenau, Finsterwalde, Muskau, Zossen.

Ein Botho von Ileburg und zwei weitere Mitglieder der Familie nahmen an der Schlacht bei Tannenberg 1410 teil. Ein Wend von Ileburg war 1412 als Abgesandter Kaiser Sigismunds in Berlin, um sich bei den Städten und dem Adel der Mark Brandenburg der Anerkennung der kaiserlichen Souveränität zu versichern. Erst als diese Erklärung eingeholt war, übernahm einige Monate später der Burggraf von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern-Ansbach die Verwaltung der nördlichen, brandenburgischen Reichsprovinz.

Stammvater in Ostpreußen wurde jener Wend von Eulenburg, der zwei Generationen später ab 1454 dem Orden als Söldnerhauptmann diente, dabei z. B. auch zusammen mit dem Hauptmann Bernd von Zinneberg und mit Unterstützung von Bürgermeister Blume die Stadt Marienburg für den Orden einnahm, und dafür entsprechend mit Land anstelle von Geld belohnt wurde.

Der 13jährige Georg Friedrich Frhr. zu Eulenburg begleitete seinen Vetter Ahasverus v. Lehndorff, 16 Jahre alt, an der schriftlich überlieferten Kavalierstour durch Europa von 1652 – 1664. Gottfried Heinrich zu Eulenburg (1670 – 1734) konvertierte nach dem Tod seiner Frau und des ersten Kindes zum Katholizismus, wurde Domherr in Frauenburg und stiftete dort und in Wuslack Kapellen. Generalmajor Wilhelm zu Eulenburg (1778 – 1865) erlangte den Grafentitel. Botho zu Eulenburg-Wicken war im 19. Jh. Ministerpräsident von Preußen. Friedrich Albrecht Graf zu Eulenburg (1815 – 1881) diente als Gesandter, Expeditionsleiter nach Siam, China und Japan und ab 1862 bis 1878 als Innenminister im Kabinett Bismarck. Sein Neffe Botho Wendt August zu Eulenburg (1831 – 1911) folgte ihm bis 1881 als Innenminister und war unter Caprivi von 1892 – 1894 Ministerpräsident von Preußen. Sein Bruder Graf August zu Eulenburg (1838 – 1921) avancierte zum Oberhofmarschall, Oberzeremonienmeister und schließlich zum Hausminister des Hauses Hohenzollern bis 1913.

Ende 18. Jh. teilte sich die Familie zu Eulenburg in 4 Linien auf – die Friedrich-Linie mit Sitz in Perkunischken, die Ernstische Linie in Gallingen, die Heinrich-Linie in Wicken und die Wilhelm-Linie in Prassen. Aus der Friedrich-Linie ging 1867 durch Heirat und Erbschaft die Linie der Grafen zu Eulenburg und Hertefeld in Liebenberg nördlich von Berlin hervor, als Philip Graf zu Eulenburg durch seine erbende Frau die v. Hertefeldschen Besitzungen übernahm (ausführlich von Fontane erzählt). Sein Sohn war jener Freund Kaiser Wilhelms II., der um die Jahrhundertwende durch Maximilian Harden in einen Aufsehen erregenden Prozess um homosexuelle Vorkommnisse am Hohenzollernhof verwickelt wurde.

Der letzte deutsche Besitzer von Gallingen, Botho Wend zu Eulenburg, langjähriger Reichstagsabgeordneter, der zum Kriegsende vielen Flüchtlingen hilfreich das gesamte Schlossareal zur Verfügung gestellt hatte, starb 1945 auf dem Weg nach Sibirien. Von den Treckwagen des Gutes kam keiner über die Oder.