Die Finckenstein-Herrschaft

Der um seine Existenz kämpfende Ordensstaat verpfändete 1475 die Stadt Gilgenburg samt Burg mit allen Gerechtigkeiten, Nutzungen und Zinsen an den Söldnerführer Georg von Löben, löste das Pfand aber 1495 wieder ein. Im Jahr 1544 wurde dem Obermarschall und Amtshauptmann von Hohenstein, Friedrich von der Oelsnitz, der Stammvater dieser aus dem Vogtland stammenden Familie in Preußen, das Erbhauptamt von Gilgenburg übertragen.

Dieses erwarb 1572 Felix Finck, Erbhauptmann von Soldau und Sohn des Preußischen Landrichters im Gebiet Hohenstein. In dieser Familie, die sich im 17. Jh. mit den Finckensteins, wahrscheinlich aus Kärnten in der Nähe von Villach stammend, verband und sich hinfort Finck von Finckenstein nannte, hielt sich der Besitz bis zu den großen Versteigerungen des gesamten Güterkomplexes 1830 – 1832.

Ernst Finck von Finckenstein (1633 – 1717), genannt der “reiche Schäfer”, ließ 1693 – 1696 das Schloss unter Einbeziehung von Teilen der Ordensburg errichten und wertvoll ausstatten. Die Bezeichnung als reicher Schäfer verdankte Ernst Finck von Finckenstein seinen riesigen Schafherden. Sie waren so groß, dass regelmäßig lange Konvois von Fuhrwerken die Schafwolle zur Vermarktung nach Danzig lieferten.

1831 kaufte Georg Heinrich Negenborn (1794-1862), Administrator auf Schloß Gilgenburg seit 1824, den Finkenstein’schen Besitz aus der Konkursmasse. Der Besitz umfasste Schloß Gilgenburg mit seinen Gütern Klonau, Seemen, Schönwäldchen Ketzwalde, Altstadt, Fiugaiken, Marwalde, Vierzighufen. Nach dem Tod von Georg Heinrich Negenborn wurde der Besitz unter seine Kinder verteilt: Eduard Negenborn (1824- 1875) erhielt u.a. Gilgenburg, Fiugaiken, Schönwåldchen, der jüngste Sohn Richard (1834 – 1875) Klonau, Vierzighufen und Marwalde.[1] Ob ab 1880 die Familie von Strauss Eigentümer von Schloss Gilgenburg war, ist nicht gesichert.

1929 bis 1931 erfolgten in dem inzwischen erheblich veränderten Gebäude die notwendigen Renovierungsarbeiten. Das Schloss brannte während des 2. Weltkriegs aus und wurde danach abgetragen, wie viele Bürgerhäuser in Gilgenburg auch.


[1]Diese Informationen stammen von Marianne Louwes-Steubing, einer Ururenkelin von Georg Heinrich Negenborn. – 1. 8. 2019

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