Die Geschichte des Deutschen Ordens von seiner Gründung bis zum Einmarsch ins Prußenland

Der Deutsche Orden gehört zu den Ritterorden, die sich im Mittelalter während der Kreuzzüge im Nahen Osten bildeten. Die seldschukischen Türken hatten 1087 Palästina erobert. Damit war der unter den toleranten Arabern geduldete christliche Pilgerzug nach Jerusalem unterbrochen.

Die abendländische Resonanz folgte wenige Jahre später. In einer rhetorisch als meisterlich überlieferten Rede auf dem Konzil von Clermont am 27. November 1095 und vielleicht beflügelt von der Eroberung Valencias von den Arabern 1094 durch den Ritter El Cid, entfachte Papst Urban II. nicht nur eine ungeheure Begeisterung für Kreuzzüge zur Befreiung der heiligen christlichen Orte im gelobten Land wie Antiochia und Jerusalem vom Joch der Heiden, sondern er begründete gleichzeitig mit dem neu geschaffenen wehrhaften Ritterbruder die Verbindung der christlichen Wallfahrt mit der Waffe: der geweihte Kämpfer, der auch tötet, wurde ausdrücklich von der Kirche legitimiert, einen heiligen Krieg gegen die Ungläubigen zu führen. . Die Kirche bezog sich dabei auf die Worte Christi im Evangelium des Hl. Lukas (14, 16 – 24): “…wenn keiner der Geladenen zum Abendmahl kommen will, soll der Knecht auf die Landstraßen hinausgehen und sie nötigen, hereinzukommen”[2 ]

Bernhard von Clairvaux stellte mit seiner Abhandlung “Vom Lob der neuen Ritterschaft” die geistig-moralische Basis für die bald sich bildenden Ritterorden, die beim Eroberungszug ins Heilige Land Mönche und Ritter zugleich sein sollten: mit dem Kreuz sowohl wie mit dem Schwert kämpfend, keusch, arm, gehorsam und kampfwillig. Diese Vorlage führte zu der Grundannahme der Ordensritter, dass das Töten von Heiden Gott diene und demzufolge Erlösung bringe.[3] Der erste Kreuzzug startete bereits 1096.

Besonders die medizinische Betreuung erlangte während der mittelalterlichen Kreuzzüge zu den heiligen Stätten der Christenheit große Bedeutung, denn die Sterberate der Kreuzzugsteilnehmer war außerordentlich hoch. So wird berichtet, dass bei diesem ersten Kreuzzug 1096 von 100.000 Kreuzfahrern, die auf dem Landweg aufgebrochen waren, nur ein Zehntel an der Erstürmung der heiligen Stadt Jerusalem teilnehmen konnte. Es starben mehr Teilnehmer an Krankheiten als durch Schlachten. In dieser Situation fanden sich um 1100 einige Ritter, die in einem Haus beim Tempel des Salomon wohnten, um 1118 zu einer Gemeinschaft zusammen, die diese Gesundheitsfürsorge organisierte und außerdem für den Schutz der Pilger sorgte. Daraus entwickelte sich der Orden der Templer als einem der großen Mönchsorden jener Zeit. In ähnlicher Weise entstand der Orden der Johanniter aus einer Bruderschaft, die sich seit 1048 im Hospital St. Johannes in Jerusalem der Kranken- und Armenpflege verschrieben hatte, 1113 vom Papst anerkannt.

Nur diese straff geführten Mönchsorden, deren Mitglieder dem unbedingten Gehorsam verpflichtet waren, konnten in jener Zeit die gesundheitliche Betreuung einer so großen Anzahl kampfwilliger Christen übernehmen.

Beim dritten Kreuzzug, der ins Leben gerufen wurde, um das 1187 von Sultan Saladin von Ägypten eroberte Jerusalem wieder zu befreien, brach ein vorwiegend aus Deutschen bestehendes Heer unter Führung von Kaiser Friedrich Barbarossa, der unterwegs im Fluss Saleph ertrank, auf dem Landweg auf. In Erwartung dieses deutschen Kontingents hielten sich bereits per Schiff angereiste Bremer und Lübecker Kaufleute im Kreuzfahrerlager von Akkon, der von den Christen belagerten Stadt am Mittelmeer, auf. Diese gründeten in einem Akt der Selbsthilfe um 1190 während dieser Belagerung ein Feldlazarett, und zwar im Freien unter den Segeln und mit dem Holz ihrer Schiffe, die allerdings noch keine Koggen waren. Eine solche Tat fand allerhöchste Beachtung und man versprach diesem deutschen Hospital, nach der Eroberung der Stadt ein festes Haus oder ein dafür geeignetes Grundstück zur Verfügung zu stellen. Das war die Keimzelle für den Deutschen Orden. Er wurde 1198 feierlich gegründet. Seine Statuten für die Armen- und Krankenpflege übernahm er von den Johannitern, von den Templern gab es die Regelungen für die Ritter, die Ritterbrüder und die sonstigen geistlichen Mitglieder sowie die detaillierten Regeln für den Kriegsdienst. Zum ersten Meister wählte man den Ritter Heinrich Walpot. Die frühe Verbindung des Ordens mit den Lübecker Kaufleuten sollte insbesondere in der späteren Zeit der Hanse noch reiche Früchte tragen. Der neue, nach den Johannitern und Templern dritte große abendländische Orden benannte sich nach dem bis vermutlich 1187 existierenden Marienhospital in Jerusalem als Orden der “Brüder vom Hause des St.-Marien-Hospitals der Deutschen in Jerusalem” und das ist auch heute noch der offizielle Name. Als Tracht legte Papst Cölestin III. 1221 den weißen Mantel mit dem schwarzen Kreuz fest.

Mitglieder des Ordens wurden sowohl Adlige, vor allem Ritter des niederen Adels, als auch Mitglieder bürgerlicher Familien, was den Deutschen Orden von den Templern und Johannitern unterschied. Letztere schränkten die Mitgliedschaft sehr bald nach ihrer Gründung auf ausschließlich Adlige ein. Einen solchen Schritt unternahm der Deutsche Orden erst sehr viel später im 15. Jh.

Der neue Orden konnte nunmehr die Kreuzzugsprivilegien und Ablässe in Anspruch nehmen, konnte Eigentum und Rechte erwerben, erben, Landvermögen übertragen bekommen und verwalten. Er wurde von den deutschen Fürsten und Rittern und auch vom Kaiser, insbesondere von Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen, gefördert und reich beschenkt, vor allem auch mit Land. Mit seinem schnell wachsenden Reichtum überflügelte der Deutsche Orden in wenigen Jahrzehnten die Johanniter und Templer. Er verfügte über Landbesitz in ganz Europa, der von Komtureien verwaltet wurde. Bereits um 1200 existierte in Halle ein Ordenshaus. Um 1300 wirkten rund 300 Komtureien unter dem Dach des Ordens.

Der Deutsche Ritterorden wurde auch gerufen, um Landstriche gegen Übergriffe von Heiden zu sichern und das Land zu kolonisieren, so 1211 vom ungarischen König Geysa II. für das Siebenbürger Burzenland und gegen die heidnischen Kumanen. Der König konzedierte dem Orden Heimatrecht im Burzenland, das Zehntrecht, das Münzrecht und das Privileg, seine Burgen mit Steinen zu befestigen. Um diese Rechte gegen den Widerstand des heftig protestierenden ungarischen Adels durchzusetzen, erreichte der Orden, dass das Burzenland von Papst Honorius III. dem Apostolischen Stuhl unterstellt wurde Daraufhin ließ der ungarische König seine Soldaten aufmarschieren, die Ordensburgen zerstören und die Ordensritter des Landes verweisen. Aus dieser Erfahrung zog der Orden die Lehre, bei zukünftigen Unternehmungen dieser Art sich bessere Garantien geben zu lassen, und dazu bot sich bald Gelegenheit.

Herzog Konrad von Masovien hatte versucht, die von Bischof Christian ab 1206 missionierten Gebiete in seiner Nachbarschaft sehr bald unter seine Hoheit zu zwingen und die neuen Untertanen zu Frondiensten heranzuziehen. Das brachte Unwillen mit sich, der die Missionierung zusehends erschwerte und den Bischof bewog, mehr unter Zwang zu christianisieren und dafür zu einem Kreuzzug aufzurufen. Dieser startete 1221 und führte nicht nur 1222 zum offenem Widerstand der Prußen, sondern die holten zum Gegenschlag aus. Im nördlichen Polen samt dem Kulmer Land wurden bis 1224 die Christen davongejagt, ihre Kirchen und Dörfer zerstört. Herzog Konrad musste sich in die Burg Plozk an der Weichsel zurückziehen und wurde von den Prußen aufgefordert, Tribut zu entrichten. Das etwa war die Situation, als Konrad mit dem Deutschen Orden in Verhandlungen eintrat.

Sein Gesprächspartner war Hochmeister Hermann von Salza (1170 – 1239, Hochmeister seit 1209). Für das Versprechen, sein Land von der prußischen Plage zu befreien, wollte Konrad dem Orden das längst an die Prußen verlorene Kulmer Land schenken und hier auf seine landesherrlichen Rechte verzichten. Seitens des Ordens wurde immer behauptet, dass schon 1226 der Besitz des Kulmer Landes versprochen worden sei. Der diplomatisch geschickte Hermann von Salza ließ sich zunächst, eingedenk der ungarischen Erfahrungen, von Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen (Regierung 1220 – 1250) 1226 in der Goldenen Bulle von Rimini (ausgefertigt erst 1235[1]) garantieren, dass das Kulmer Land sowie “alles Land, das er mit Gottes Zutun in Preußen erobern wird” als Herrschaftsgebiet des Ordens wie das eines Reichsfürsten anerkannt wird und mit allen landesherrlichen Rechten wie Zoll-, Münz-, Marktrecht, Gerichtshoheit etc. ausgestattet ist. Die Bulle mit dem goldenen Kaisersiegel ging verloren, eine Ausfertigung aus späterer Zeit wird heute vom Archiv der Stiftung Preußischer Kulturbesitz aufbewahrt. Der Kaiser war berechtigt, solche Privilegien zu erteilen, denn das Land der Heiden galt damals als herrenlos und oblag damit seiner Verfügungsgewalt.

Herzog Konrad von Masowien zögerte noch, sich endgültig mit dem Deutschen Orden einzulassen. Er gründete 1228 sogar einen eigenen Orden der “Ritterbrüder Christi von Dobrin”, wobei die Ritter einen weißen Mantel mit rotem Schwert und rotem Stern tragen sollten. Denen gelang es aber nicht, den Prußen Einhalt zu gebieten und deshalb schloss Konrad 1230 mit dem Deutschen Orden den Vertrag von Kruschwitz. Dieser schloss die Schenkungsurkunde für das Kulmer Land und alle zukünftigen Eroberungen in Preußen “zum ewigen Besitz” ein. Die Existenz des Dobriner Ordens blieb recht belanglos. Als er 1235 in den Deutschen Orden inkorporiert wurde, besaß er lediglich 15 ritterliche Mitglieder.

Nun ließ sich der Hochmeister die zukünftigen prußischen Besitzungen auch noch von der höchsten geistlichen Autorität garantieren. Nach der mündlichen Zusage von 1230, ein Ergebnis der von Hermann von Salza vermittelten Versöhnung zwischen Kaiser Friedrich II. und Papst Gregor IX. und Aufhebung des Kirchenbanns, bestätigte der Papst (1227 – 1241) in der Bulle von Rieti 1234, dass er das Kulmer Land östlich der Weichsel sowie alle zukünftigen Eroberungen im Land der heidnischen Prußen in den Schutz und das Eigentum des heiligen Petrus übernahm und dem Deutschen Ritterorden zu ewig freiem Besitz übergab. Es war ein kirchliches Lehen nach demselben staatsrechtlichen Modell, mit dem der Papst 1099 Gottfried von Bouillon mit dem Königreich Jerusalem belehnt hatte. Die zukünftige kirchliche Einteilung der neuen Gebiete behielt er sich dabei noch vor. Allen Teilnehmern an der kriegerischen Inbesitznahme sagte er den gleichen Ablass zu wie bei einem Kreuzzug ins Heilige Land. Diese Bulle befindet sich heute im Hauptarchiv in Warschau. In einem späteren Erlass erlaubte der Papst den Ritterbrüdern außerdem, Handel zu treiben und legte damit die Basis für den späteren ungeheuren Reichtums des Deutschen Ordens. Um die Konkurrenz von Ostseeanrainern abzuwehren, gelang es dem überaus vorsichtig agierenden Hermann von Salza 1227, gemeinsam mit norddeutschen Fürsten und der Stadt Lübeck in der Schlacht von Bornhöved in Holstein den Dänenkönig Waldemar zu besiegen und ihm damit die Ostseeherrschaft zu entwinden.

Kein anderer Orden hat jemals eine solche Autonomie zugesprochen bekommen wie der der Deutsche Orden. In dieser Weise bestmöglich juristisch und machtpolitisch abgesichert, überschritt eine Schar von Ordensrittern 1231 unter der Führung von Landmeister Hermann Balk (gest. 1239), der wie der Hochmeister aus Thüringen stammte, von der Festung Vogelsang bei Nessau aus die Weichsel und drang ins Kulmer Land ein.

Masowien, zwischen Narew und Bug gelegen, existierte bis 1526, als nach dem Aussterben der Piasten dieses letzte Teilfürstentum im Königreich Polen aufging

Hermann von Salza (um 1178 – 20. 3. 1239) wird als der bedeutendste Hochmeister des Deutschen Ordens angesehen. Er entstammte vermutlich dem Langensalzaer Zweig der Familie Salza, die dem Landgrafen von Thüringen als Dienstmannen diente und wuchs am Hof des Landgrafen Hermann I. (um 1155 – 1217) auf, einem kulturellen und politischen Zentrum der damaligen Zeit. So fand hier 1207 der Sängerkrieg auf der Wartburg statt. Landgraf Hermann war einer von wenigen Deutschen, den seine Teilnahme am Kreuzzug zur Eroberung Akkons 1190 tatsächlich bis in diese Hafenstadt führte und hat dort sicher die Arbeit des deutschen Hospitals bewusst erlebt. Schon 1196 wurde Hermann von Salza als Mitglied der Vororganisation des Deutschen Ordens genannt und das könnte durchaus mit dem Aufenthalt des Landgrafen im Heiligen Land zusammen gehangen haben und vielleicht war auch Protektion im Spiel, als er 1209 zum Hochmeister gewählt wurde. Als solcher machte er schnell Karriere. Schon nach wenigen Jahren verkehrte er in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen seiner Zeit, war dem Kaiser und dem Papst ein Vertrauter. Von 1217 – 1220 nahm er an einem Kreuzzug ins Heilige Land teil. Danach war er häufig für Kaiser und Papst in diplomatischen Missionen unterwegs und er war es, dem mit diesen beiden höchsten Repräsentanten des christlichen Abendlandes die diplomatische Absicherung für die Eroberung des Herrschaftsgebiets Preußen für den Orden gelang.

Organisation des Deutschen Ritterordens

Die ungeheure Schlagkraft des Ordens beim Aufbau des Ordensstaates ist maßgeblich auch in seiner Organisationsstruktur begründet. Oberhaupt der Ritterbrüder-Gemeinschaft war der Hochmeister. Er wurde auf Lebenszeit gewählt und leitete gemeinsam mit den Großgebietigern und dem Generalkapitel den Orden. Durch Privilegien von Päpsten und Kaisern sowie durch seine beherrschende Stellung im eigenen Land nahm er eine fürstengleiche Stellung ein. Nach Tod oder Resignation des Amtsinhabers verwaltete ein Hochmeisterstatthalter die Amtsgeschäfte bis zur Neuwahl.

Üblicherweise bildeten die Ritterbrüder die Führungsschicht und gleichzeitig das „stehende Heer“ des Ordens. Sie waren mit Waffen und Pferd wie die Ritter ausgerüstet, in eine strenge Hierarchie eingebunden und schnell verfügbar. Meist waren sie adliger Herkunft. Da es aber mehr Bewerber als Stellen gab, fand eine Auslese statt, die man „Adelsprobe“ nannte.

Die wichtigen seelsorgerischen und karitativen Aufgaben des Ordens übernahmen die Priesterbrüder. Sie waren als Priester geweiht und meist nichtadliger Herkunft, saßen in den Domkapiteln und konnten bis zum Bischof aufsteigen.

Die Großgebietiger bildeten das ständige Ratsgremium des Hochmeisters, die in Elbing, Königsberg und Christburg gleichzeitig als Komture amtierten. Im Einzelnen:

        • der Großkomtur war der erste unter den Großgebietigern und Vertreter des Hochmeisters.
        • der Oberste Marschall organisierte und leitete die Kriegszüge gegen die Heiden und war meist Komtur in Königsberg
        • der oberste Spittler war zuständig für das Gesundheitswesen im Ordensland und residierte als Komtur in Elbing, ab 1466 in Balga
        • der oberste Trappier war verantwortlich für die Ordenstracht und das Bekleidungswesen. Er residierte als Komtur in Christburg, nach 1466 in Brandenburg
        • der oberste Treßler verwaltete die Ordensfinanzen und hatte seinen Amtssitz in der Marienburg
        • dem Stallmeister des Ordens oblag auch die Leitung des Nachrichtendienstes. In jeder Vorburg mussten für diesen Dienst Räumlichkeiten vorgesehen werden, wo die “Bryffjongen” die Post abgaben, vielleicht auch an die Empfänger verteilten, und ggfs. die Pferde gewechselt bekamen. Geritten wurde auf den sehr ausdauernden prußischen Schweyken, von denen jedes Tier etwa fünf Mark kostete, was dem Wert von fünf Kühen entsprach. Ein Eilbrief wurde z. B. nach 14 Stunden von Elbing aus weiter transportiert, was auf dem Briefumschlag zu vermerken war.[4]

          Im Generalkapitel versammelten sich die Amtsträger und Repräsentanten des Deutschen Ordens unregelmäßig, um Regeländerungen zu bestätigen oder organisatorische Entscheidungen zu treffen. Es war das höchste Beschlussorgan und stellte die Wahlmänner für die Wahl des Hochmeisters.

          In der Hierarchieebene unterhalb des Hochmeisters leiteten die Landmeister einzelne große Einsatzgebiete des Ordens. So war nach der Übernahme des Schwertbrüderordens 1237 der Landmeister von Livland zuständig für das Gebiet zwischen Memel und Estland und der Landmeister von Preußen lenkte die Ordensaktivitäten im Ordensland, bis der Hochmeister nach seinem Umzug von Venedig in die Marienburg diese Aktivitäten in Personalunion übernahm.

          Einer der Landmeister trug den Titel des „Deutschmeisters“. Er war der oberste Repräsentant des Ordens im Reich und ihm unterstand der größte Teil des Ordensbesitzes. Er hatte seinen Sitz auf Burg Horneck oberhalb von Gundelsheim am Neckar, ab 1525 in Bad Mergentheim und wurde 1494 in den Reichsfürstenstand erhoben. Der Deutschmeister saß auf der Prälatenbank der Reichstage.

          Die kleinste wirtschaftlich und administrativ selbständige Einheit im Orden war die Komturei, bestehend aus einem Konvent von Ordensbrüdern unter Leitung eines Komturs. Der Verwaltungsbezirk der Komturei entsprach in etwa einem Landkreis oder einem Regierungsbezirk in späteren Zeiten. Der Titel „Komtur“ leitete sich ab vom mittelitalienischen „commendator“ bzw. dem französischen „commandeur“. Der Hauskomtur war der Stellvertreter des Komturs und vornehmlich mit der Verwaltung des Konvents und des Ordenshauses befasst. In der Ordenshierarchie galten alle Vorgesetzten ab dem Komtur als „Gebietiger“.

          Der Konvent umfasste die Gesamtheit der Ritter- und Priesterbrüder in einer Komturei. Ein „Vogt“ war der Leiter eines Verwaltungsbezirkes innerhalb der Komturei ohne Konvent. Ein „Pfleger“ war der Leiter eines Pflegeamtes als kleiner Verwaltungseinheit in einer Komturei. Pfleger wie Vogt blieben Mitglieder des Konvents.


[1] Manuel Ruofff, Der größte Staatsmann unter der Hochmeistern, PAZ Nr. 46/2011 v. 10. November, S. 11

[2] Malgarzeta Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, “Burgen im Deutschordensstaat Preußen”, S. 11
[3] Malgarzeta Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, “Burgen im Deutschordensstaat Preußen”, S. 12
[4] Horst-Günter Benkmann, Der Nachrichtendienst des Deutschen Ordens, Königsberger Bürgerbrief, 1978, S. 9 f

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