Die Pfarrkirche entstand ursprünglich als Wehrkirche, die der zum Christentum übergetretene Pruße Girdaw 1260 stiftete.
Die nördliche Wand der Kirche wurde später in die Stadtmauer integriert und ließ deshalb kein Licht ein. Deshalb erhöhte man die Anzahl der Kirchenfenster auf der Ost- und Südseite. Den wehrhaften Westturm verstärkte man durch Strebepfeiler. Er trug niedrige Giebel quer zum Kirchenschiff. Die einstöckige Sakristei stammt aus der ersten Zeit, eine seitliche Vorhalle kam erst später dazu.
Die heutige Kirche stammt aus dem 2. Viertel des 15. Jhs. als chorloser chorloser Backsteinbau und wurde um 1345 vermutlich von demselben Baumeister wie die Kirche in Löwenstein gebaut.[1] Vorhalle und Sakristei auf der Südseite. 1696 Beschädigung durch Blitzschlag. 1913 Brand. 1914 Oberteil des Turms durch Beschuß zerstört. Ostseite des Kirchenschiffs mit Rautenmuster. Der bemerkenswerte Staffelgiebel im Osten ist das Werk eines Löwensteiner Meisters.
Die Kirche kam ohne Zerstörungen über den Krieg und wurde von 1948 bis 1957 als Kulturhaus genutzt. Dann zog das Kulturhaus aus der Kirche aus. Die drei Glocken wurden abgenommen, die Turmuhr abgebaut und das Haus unverschlossen, frei zugänglich, dem Vandalismus ausgesetzt. Nach einem Brand transportierte man Dachziegel und Dachbalken als Baumaterial ab und der Verfall des Gebäudes setzte ein. In den 1970er Jahren stürzte das Dach und ein Teil des Ostgiebels, 1988 der Giebel über der Vorhalle ein.[2]
Von der Kirche standen 1992 noch der Turm und die Mauern des Kirchenschiffs mit der Vorhalle, von der Sakristei noch der Unterbau. Danach wurden Sicherungs- bzw. Restaurierungsarbeiten durchgeführt, an denen das Deutsche Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege, Propstei Johannisberg Fulda e. V. beteiligt war. Das Innere des Kirchenschiffs befreite man von Schutt und Müll, Knochenreste in der hinteren Ecke setzte man pietätvoll bei. Durchbrüche im Mauerwerk wurden verschlossen, die Reparatur des Kirchturms in Angriff genommen. Auf dem Turmdach hat man defekte Dachbalken ausgetauscht.
Seit Dezember 1998 ist der Turm konservatorisch gesichert und so vor dem Verfall gerettet. Es wurde eine stählerne Wendeltreppe eingebaut, damit man das Uhrengeschoß erreichen kann, von wo es eine gute Rundumsicht gibt. Der Turm kann jetzt bestiegen werden. Den Schlüssel dafür erhält man bei Valerij A. Belorusskij, Bürgermeister von Gerdauen. Der Zugang zum noch offenen Kirchenschiff durch Tür oder Fenster ist gegen Unbefugte gesichert.
Die für die Restaurierung erforderlichen Backsteine produzierte die Gerdauener Ziegelei Sirius, die auch Ziegel für den Königsberger Dom herstellte.
Der Steinblock des Kriegerdenkmals gegenüber dem Rauschener Friedhof ist noch erhalten.[3]