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Die Ordensburg von Hohenstein

Die Burg war ursprünglich vierflügelig. Von der Vorburg im Süden, von der nichts mehr vorhanden ist, führte eine Tordurchfahrt durch den Südflügel in den Burghof. Der Hauptflügel im Norden hatte im oberen Teil zwei Speichergeschosse. Im östlichen Bereich der Hauptetage befand sich die Kapelle. Von diesem Gebäude sind die Umfassungsmauern der beiden unteren Geschosse und die Kellerräume mit Rippengewölben auf achteckigen Mittelstützen erhalten geblieben.

Das Fundment zur Burg wurde in der Regierungszeit des Hochmeisters Karl Beffart von Trier vom Baumeisters Gebhard Grechin 1312 gelegt.[1] Die früheste Erwähnung der Burg in Hohenstein geht in das Jahr 1351 zurück.[2]

Das Burggemäuer wurde 1525 Sitz eines Amthauptmanns, Anfang des 17. Jhs. Zeughaus, dann Domänenquartier. Im 18. Jh. verfiel die Burg und es kam schon zu einzelnen Abbrüchen. Diese wurden gestoppt, als man zwischen 1788 – 1793 hier das Intendanturamt einrichtete und nach Plänen von Landbaumeister Drewes die erhalten gebliebenen unteren Geschosse zu einer Beamtenwohnung umgestaltete.

Nachdem König Friedrich Wilhelm IV. 1842 dem Schlachtfeld von Tannenberg einen Besuch abgestattet hatte, erteile er am 27. 2. 1843 seine Genehmigung für die Einrichtung eines Progymnasiums in Hohenstein, das für den ganzen Süden Ostpreußens bis in den westlichen Teil des Ermlands zuständig sein sollte.[4] Als Folge baute man 1847 – 1849 den Burgkomplex unter Leitung des Oberbaurats Severin neogotisch zu einer Schule um. Friedrich Karl August Dewischeit (1805 – 1884), der Autor des Masurenlieds „Wild flutet der See“ und Mitbegründer des Corps „Masovia“, war 1845 – 1854 Direktor des Progymnasiums in Hohenstein. 1857 wurde die Lehranstalt zu einem vollständigen Gymnasium erweitert, dem einzigen im Umkreis von 100 Kilometern.[5]

Die Nachfolge von Dewischeit als Direktor trat Max Pollux Toeppen (4. 7. 1822 – 3. 12. 1893) an. Toeppen wurde in Königsberg geboren und besuchte das Collegium Fridericianum. Danach studierte er an der Albertina Latein, Griechisch und Geschichte, promovierte 1843 zum Dr. phil. und habilitierte sich 1847 mit einer Analyse der preußischen Historiographie des Mittelalters und der Neuzeit. Zunächst lehrte er als Privatdozent an der Universität, ging dann jedoch in den Schuldienst. 1854 wurde er Direktor des Progymnasiums in Hohenstein und bewirkte, dass diese Schule 1857 den Status eines Gymnasiums erhielt. An diese Leistung erinnert eine Gedenktafel, die am 10. 6.2019 im Innenhof der Burg, dem Sitz des heutigen Lyzeums, enthüllt wurde. Beim Festakt waren auch Heinrich Hoch und Burghard Gieseler anwesend.[3]

In der Gymnasienzeit, die zunächst bis 1895 reichte, legte 1874 Emil Behring, der spätere Nobelpreisträger für Medizin, hier seine Abiturprüfung ab. Aus diesem Grunde erhielt sie 1926 oder 1929 den Namen “Behringschule”. Am Schulgebäude befindet sich seit Oktober 1999 eine Gedenktafel in deutscher und polnischer Sprache, gesponsert von Frau Rosemarie Trzaska aus Hohenstein, jetzt Hamm.

In der Zeit von 1896 bis 1925 wurden die Räume für ein Lehrerseminar genutzt. Heute findet hier immer noch Schule statt, und zwar seit 1977 als Berufsschule mit dem Namen “Mrongowiusz-Schule“. 2005 legte man in der Schulfassade eine Gedenktafel frei, die an die Gefallenen des 1. Weltkriegs aus Hohenstein erinnert.[6]

Im Jahr 2006/7 fanden im Hof der ehemaligen Ordensburg unter Leitung des polnischen Archäologen Dr. Arkadiusz Koperkiewicz Ausgrabungen statt. Dabei wurden Fragmente von Stützpfeilern für Deckenkonstruktionen sowie ein Brunnenschacht frei gelegt. An der Struktur der Grundmauern erkennt man, dass die Anlage einst vierflügelig war und wohl Ähnlichkeiten mit der Ordensburg in Osterode hatte. Nach Auswertung der Funde wird das Hofgelände wieder planiert. Nur der Brunnen soll – restauriert – sichtbar bleiben.[7]

Weitere Informationen über die Burg in Hohenstein findet man bei Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, “Burgen im Deutschordensstaat Preußen – Pomesanien, Oberland, Ermland, Masuren”, Olsztyn 2009, S. 306 – 311


[1] Bericht von Carl Friedrich August Dewischeit, zur Verfügung gestellt von Korst Kasperowski, in Osteroder Zeitung, Mai 2014, S. 58 f
[2] Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensstaat Preußen, Olsztyn 2009, S. 307
[3] Burghard Gieseler, Max Pollux Toeppen in Hohenstein geehrt, Osteroder Zeitung, Dezember 2019, S.79/80
[4] Günther Behrendt, Entstehungsgeschichte des Hohensteiner Gymnasiums, Osteroder Zeitung, Mai 2014, S. 37
[5] Hohenstein/Olztynek, Osteroder Zeitung, Dezember2014, S. 56
[6] Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensstaat Preußen, Olsztyn 2009, S. 311
[7] Osteroder Zeitung, Dez. 2007, S. 44