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Eichmedien

Nakomiady – Eichmedien: Gut und Gutshaus

Der Orden errichtete in Eichmedien unter Konrad von Kyburg, Komtur von Balga, 1392 – 1396 ein Haus, vielleicht ein Wildhaus, von dem im heutigen Gebäudekomplex noch Wall, Tor, Teile der Umfassungsmauern und Grundmauern im Keller mit Kreuzgewölben zeugen. Dieses Ordenshaus wurde allerdings in den Kriegen des Ordens gegen die Polen zerstört. Der Keller unter der rechten Haushälfte hatte 2 Etagen. In der unteren sammelte sich Grundwasser, das ganz klar war und den Hausbewohnern bis ins 20. Jahrhundert als Trinkwasserquelle diente.

Aus dieser Anfangszeit stammt vermutlich noch ein unterirdischer Gang, von dem Adalbert Goertz, Sohn des letzten deutschen Besitzers, berichtet: „Solch einen unterirdischen Gang von Schloss Eichmedien nach Rhein (Kreis Sensburg) hatten wir auch. Der ist mir noch gut in Erinnerung. Ist natürlich jetzt verschüttet. Aber der Eingang im Schloss ist noch da.“

Im Jahr 1642 pachtete Johann v. Hoverbeck (1616 – 1682) die Dörfer Eichmedien und Budzisken auf 9 Jahre für 2000 Taler jährlich und verlängerte 1650 den Pachtvertrag um weitere 9 Jahre für 2.500 Taler jährlich. Da sich Freiherr v. Hoverbeck beim Großen Kurfürsten als dessen Gesandter in Polen große Achtung erworben hatte, übergab ihm der Landesherr 1653 diese und noch mehr Ländereien wie Baranowen/Hoverbeck als erbliches Eigentum und ließ für ihn 1653 – 1660 ein kleines Barockschloß errichten “in Anbetracht er Uns und Unserem Churfürstlichen Hause vielfältig nützliche und ganz wohlgefällige Dienste über 33 Jahre in öfters schweren Verrichtungen erwiesen hat und noch ferner leisten kann und will.” Ein Adelspatent von 1659 des so Ausgezeichneten befand sich bis 1945 in Ponarien und gelangte von dort ins Museum von Allenstein.

Bis zum Ende des 18. Jhs. besaßen die direkten Nachkommen des Johann v. Hoverbeck das Gut Eichmedien, zuletzt ein Vetter. 1789 erwarb Friedrich Redecker, der ein Jahr später geadelt wurde, die Ländereien. Seine Nachfolger brachten das Gut zu wirtschaftlicher Blüte. Ein Friedrich von Redecker musste jedoch 1930 aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten zwangsweise verkaufen. Käufer war Paul Gerhard Goertz, bis dahin Pächter der Domäne Langenau im Kreis Rosenberg, der gleichzeitig das ehemalige Vorwerk und Nachbargut Gisbertshof von Konrad Hermann dazu erwarb. Friedrich von Redecker, der als Ehrenmann galt, erhielt einen lebenslangen Anstellungsvertrag als Gutsverwalter für Eichmedien. Wirtschaftliche Basis des Guts war eine starke Zuckerrübenproduktion. Außerdem wurde der landwirtschaftliche Anbau insgesamt stark intensiviert und mechanisiert und der Ertrag dadurch erheblich gesteigert.

Paul Gerhard Goertz besaß seit 1911 Gut Schwetz in Westpreußen, Kreis Graudenz, das nach dem 1. Weltkrieg durch den Versailler Vertrag zu Polen kam. Da er unter den Polen nicht leben wollte, erwarb er unmittelbar nach dem Krieg Gut Arnstein im Kreis Heiligenbeil (1047 ha) und pachtete 1920 – 1930 die Domäne Langenau im Kreis Rosenberg. Der leidenschaftliche Landwirt geriet 1945 in Löwenhagen in sowjetische Gefangenschaft und kam um, seine 3 Söhne fielen im 2. Weltkrieg in Russland, seine zweite Frau Margarete Goertz (1900 – 1996) und die restliche Familie entkam nach Westdeutschland und wanderte später nach Amerika und Kanada aus.

Umbau des Schlosses 1704 – 1706 unter Leitung des Warschauer Architekten Josef Piola. Weiterer Umbau 1905. Gerade wieder restauriert, ging in der letzten Kriegs- und Nachkriegszeit etliches verloren oder verkam. Dazu gehört auch ein Herz, das in eine Stufe des Garteneingangs eingemeißelt war. Daran knüpfte sich die Sage “Das zertretene Herz”: die Tochter des Schlossherrn verliebte sich in einen Stallburschen, was dem Vater sehr missfiel. Er ließ den Stallburschen einfach hängen. Darauf stürzte sich die Tochter in ihrem Schmerz aus einem Fenster im Obergeschoss, fiel auf die steinernen Stufen und starb. Ihr unglückliches Herz hinterließ den Abdruck im Stein. Der kleinere, kaum erkennbare Abdruck daneben ist das Herz ihres noch ungeborenen Kindes.[1]

Im Herrenhaus wohnten in der nachdeutschen Zeit Gutsangestellte und es wurde ein Kindergarten einquartiert. Nach der Auflösung des Gutes stand das Haus längere Zeit leer, wobei sich der letzte deutsche Gutsverwalter, Eberhard von Redecker (geb. 21. 6. 1907 – 20. 8. 2005), Sohn von Friedrich von Redecker, zusammen mit dem Amtsvorsteher der Gemeinde Rastenburg um die Erhaltung der Anlagen bemühte. Eberhard von Redecker wohnte nach der Flucht in Schleswig-Holstein und starb in Preetz.[2] Er wurde am 15. Oktober 2005 auf dem Begräbnisplatz der Familie von Redecker im Schlosspark von Eichmedien beigesetzt.[3]

Seit 1998 befindet sich Eichmedien in Privatbesitz. Der neue Eigentümer hat da Schloss denkmalgerecht wieder hergestellt und daraus äußerlich, aber vor allem auch innen wieder zu einem unvergleichlichen Schmuckstück werden lassen. Alte Balken und Dielen wurden nach Möglichkeit konserviert, die Tapeten und Einrichtungsgegenstände mit großer Sensibilität der würdigen Vergangenheit angepasst. Heute gehört Eichmedien zu den schönsten Schlössern in Masuren. Der Vorplatz zum Haus wurde schon 2001 neu gestaltet.

Die Gutskapelle im Park vom Anfang des 20. Jhs., bis Anfang der 1930er Jahre mit Familiengruft, blieb einigermaßen erhalten, obwohl hier nach dem Krieg Chemikalien gelagert wurden. Der Zustand des Gebäudes ist jetzt wieder stabil.

Nach einem Bericht über Eichmedien in der Sendung „Suleyken gibt es wirklich“ von Wolf von Lojewski im ZDF, Januar 2008, werden im Gutshaus heute Kamine nach dem Vorbild alter ostpreußischer Öfen von Kunsthandwerkern hergestellt – Kontakt dorthin (möglichst in englisch) und Katalog: piotr.ciszek@nakomiady.pl


[1] Wolf v. Lojewski, Meine Heimat, deine Heimat, S 145
[2] I. W., 95. Geburtstag in der Heimat, Oprbl. Nr. 34/02, S. 8
[3] Paul Nickel, Berta Cwiek und der „Sensburger Heimatbrief“, Masurische Storchenpost, November 2010j, S. 14