Geschichte von Kamieniec – Finckenstein
Das Dorf nahe dem Gaudensee wurde 1339 erstmals urkundlich als “Hawirsdorf” erwähnt, woraus sich bald der Name Habersdorf entwickelte. Nach der Umwandlung des Ordensstaates in ein Herzogtum übereignete Herzog Albrecht seinem Freund und Vertrauten Georg von Polentz, Bischof des Samlands, das Amt Schönberg einschließlich der Habersdorfer Güter. Der verlieh Habersdorf 1547 weiter an Balthasar von Köckeritz. 1556 fiel Gut Habersdorf an die Familie Polentz zurück und gehörte bis 1653 erneut zur deren Besitz. Dann wurde es zusammen mit der Besitzung Schönberg an General Jonas Casimir Freiherrn zu Eulenburg verkauft, bis am 25. Februar 1705 der General und Oberhofmeister Albrecht Conrad Finck von Finckenstein (1660 – 1735) die zum Zwangsverkauf stehende Begüterung mit einem Areal von 300 Hufen (à ca. 16.5 ha) einschließlich Michelau, Rosenau und Vogtenthal sowie zuzüglich dem Waldgebiet der “Gemeinen Heyde” zum Preis von 78.100 Gulden erwarb. Er ließ dort eines der prächtigsten Schlösser Ostpreußens errichten.
Nachdem Albrecht Conrad 1735 gestorben war, verwalteten zunächst die 4 Söhne gemeinsam den Besitz, bis sie sich 1744 darauf verständigten, dass Finckenstein dem zweiten Sohn, Generalleutnant Friedrich Ludwig (1709 – 1785) allein überlassen wurde. Dessen einzig überlebende Tochter Caroline, die Enkelin des Generalfeldmarschalls, heiratete Friedrich Alexander Burggraf und Graf zu Dohna-Schlobitten (1741 – 1810). Dieser Burggraf kaufte 1782 die Begüterung Finckenstein für 280.000 Taler von seinem Schwiegervater und von da ab bis 1945 blieb sie im Besitz der Dohnas.
Im Sommer 1933 kamen Hitler und im Gefolge die Ehepaare Himmler und Heydrich, dazu Adjutanten, der Fotograf Hoffmann sowie andere Nazi-Würdenträger auf Einladung von Hermann Graf zu Dohna nach Finckenstein. Hermann zu Dohna (1894 – 1942) hatte Hitler bereits 1932 durch Ostpreußen gefahren. Er war Deputierter des Kreises Rosenberg von 1927 – 1937 und starb aufgrund eines Leidens, das er sich schon während der Teilnahme am 1. Weltkrieg zugezogen hatte, bereits mit 47 Jahren. Zum Lebensende hin löste er sich offenbar von seinen nationalsozialistischen Verstrickungen.[1] Sein Sohn Alfred zu Dohna (1917 – 1988), Mitglied der SS und Erbe, stand in jener Zeit als Offizier in einem Panzerregiment an der Front und verwaltete Finckenstein während mehrerer Beurlaubungen bis zur Flucht am 21. Januar 1945
Der Treck der Schlossbewohner und des Dorfes brach unter Führung von Clothilde zu Dohna, Mutter des Erben, am 21. Januar auf. Graf Alfred zu Dohna war vermählt mit Gertrud Sigel und lebte als Industriekaufmann mit seinen 1951 geborenen Zwillingen, Hermann und Ursula, und seiner Mutter in München.
[1] Lothar Graf zu Dohna, Die Dohnas und ihre Häuser II, S. 627