Furmánowo – Klein Dexen

Die Kirche in Dexen, einem landesherrlichen Dorf, wurde etwa 1317 – 1319 gebaut und 1320 erstmals urkundlich erwähnt. Nach der Stadtkirche in Kreuzburg war sie die älteste Landkirche des Kreises Pr. Eylau. Ihr Standort befand sich vermutlich nahe einem prußischen Heiligtum und sollte sicher die Dominanz des Christentums über das Heidentum zum Ausdruck bringen. Im Dexer Pfarrgarten stand eine Gruppe alter Linden, deren mächtigste einen Stammumfang von 6,50 Metern hatte.

Um 1600 bildeten Klein und Groß Dexen noch eine Einheit. Nach der Verleihung des Kirchenpatronats an Hans Eberhard von Tettau auf Körnen im Jahr 1639 trennte man die Orte. Der Kirchort Klein Dexen wurde zu Körnen geschlagen.[1]

Amtsvorsteher des Amtsbezirks Dexen 1930 war der Gutsbesitzer von Strobehnen, Bleyer. Gemeindevorsteher in diesem Jahr war Kapp aus Pilzen in Klein Dexen und Wohlgefahrt aus Groß Dexen.

Der aus der Mark Brandenburg stammende Rittergutsbesitzer und Kriegsrat a. D. Balthasar Philipp Genge (1706 – 1790), der 1750 Gut Graventhien erworben hatte, war der Initiator für die Einrichtung eines Lehrerseminars in Klein Dexen,. Sein Vorwerk Furmánowo – Lölken in Größe von 75 ha, das zu seinem Kirchspiel Klein Dexen gehörte, stiftete er dem Seminar, damit der Unterhalt der Bildungsstätte gesichert wurde. Bei der Erarbeitung des Konzeptes für diese Einrichtung war Pfarrer Johannes Gottfried Meuschen (1722 – 1793) in Klein Dexen besonders hilfreich. Nach Verhandlungen mit der preußischen Staatsregierung in Berlin, die die Pfründe Lölken lieber einem Seminar in Königsberg zugeordnet hätte, erteilte das Gründungspatent für das “Genge’sche Land Schulmeister Seminarii zu Kl. Dexen” am 13. 2. 1772. Am 28. 3. 1774 wurde das Seminar eröffnet. Pfarrer Meuschen stellte einen Übungsgarten zur Verfügung und unterrichtete in den meisten Fächern. Auch der Kantor übernahm einige Stunden. Auf dem Lehrplan standen Lesen, Schreiben, Rechnen und Religion sowie das Singen geistlicher Lieder. Der Glöckner sorgte für das leibliche Wohl der Seminaristen. Mit dem Zeugnis von Pfarrer Meuschen erhielten die ausscheidenden Seminaristen Landlehrstellen. Nach dem Aufbau nahm man in einem Jahr 36 Zöglinge im Alter von 17 bis 55 Jahren auf.[4]

Nach dem Tod der Gründer setzte Hofrat von Plehwe als nunmehriger Kirchenpatron den Pfarrer Michael Biendarra ein, bis dahin Konrektor in Königsberg. Doch das Seminar geriet in schwierige Zeiten, zumal die Erträge aus dem Vorwerk nicht zum Unterhalt reichten und die Verwaltung unverändert ein Seminar in Königsberg wünschte. Da jedoch die Regierung in Berlin inzwischen Klein Dexen bevorzugte, blieb der Standort bis 1807 erhalten. In dieser Zeit waren 242 Seminaristen eingetreten und hatten die Ausbildung als Schulmeister beendet. Durch den Krieg mit Frankreich und die neuen Belastungen der Besatzung war kein Geld für den Unterhalt mehr verfügbar, und trotz Bemühungen von Pfarrer Biendarra um den Erhalt ging das Seminar ein.

Nachdem Pfarrer Biendarra 1815 die Pfarrstelle in Kl. Dexen gegen die Pfarrstelle in Laptau getauscht hatte, wagte sein Nachfolger; Pfarrer Johann Ernst Theodor Riedel, 1780 in Bartenstein geboren und 1801 – 1805 Hauslehrer der Familie von Domhardt auf dem nahen Gut Worienen, 1816 einen Neustart. Das Seminar war jetzt staatlich. Es wurden ein Seminarlehrer fest eingestellt und die Baulichkeiten erweitert, so dass 1818 bereits 30 Seminaristen Einzug hielten. Der Unterricht von täglich 12 Stunden mit zwei Freistunden für Mahlzeit und Rekonvaleszenz dauerte zwei Jahre, davon eineinhalb Jahre für die Theorie und ein halbes Jahr für praktische Unterrichtsübung in Landschulen. Da sich die Kapazität von Kl Dexen nicht mehr erweitern ließ, verlegte man 1834 das Seminar in die 7 km entfernte Kreisstadt Pr. Eylau. Riedel starb am 2. 5. 1850. In der Gesamtzeit wurden 503 Seminaristen aufgenommen, von denen 449 anschließend ein Lehramt antraten. Die Gebäude des Seminars gingen in das Eigentum der Kirche von Kl. Dexen über.

Als ab Herbst 1934 der Truppenübungsplatz Stablack eingerichtet wurde, kamen fast alle Orte des Kirchspiels Dexen zum neuen Kirchspiel Stablack: Gallingen, Rositten, Hussehnen, Wackern, Skerwitten, Supplitten, Pompicken, Czapájewo – Schlauthienen, Görken, Dubrowka II – Klaußen, Gr. Dexen und Nagonóje – Rolitten. Das Dorf Klein Dexen wurde von der Armee abgerissen. Die Kirche stand bis in die 1980er Jahre und wurde dann 1983 – 1985 von Soldaten zerstört. Heute hat die Botanik den Standort zurückerobert.[2]

1595 Dexe, 1785 Dexen bis 1938. Ab 1938 gehörte Klein Dexen zur Gemeinde Stablack. Dort befand sich früher ein kleines Gut. Ab 1945 heißt es Furmánowo. Klein Dexen war noch kurze Zeit nach dem Kriegsende bewohnt und wurde dann aufgegeben. Die Kreisstadt Preußisch Eylau liegt ca. 7 Kilometer östlich. Bis zur Grenze nach Polen sind es grade mal 1,5 km.

Klein Dexen bestand aus mehreren großen und kleinen Höfen, hatte eine Kirche und war zuständig für ein Kirchspiel. Es gab eine Schule und ein Geschäft mit Gasthaus und Saal. Das Gasthaus hieß “Zur Bierhalle”. Ein imposantes Heldendenkmal anläßlich des französischen Krieges stand in der Nähe des Kirchfriedhofs.

Neben Klein Dexen gab es noch einige Orte wie Schlamitten im Süden, Lölken im Nordwesten und Groß Dexen im Nordosten, die das große Areal Stablack ausmachten.[3]

Ein Gut in Wackern, eine Gründung in der mittleren Ordenszeit, wurde 1497 dem Heinrich von Arnswald verschrieben, 1506 ergänzt um die Dörfer Alkehnen und Skerwitten. Von 1712 hat sich ein Heiratskontrakt erhalten, der sich im GStA befindet. Ab 1723 wechselten mehrfach die Besitzer. Ab 1880 gehörte das Gut der Familie Mückenberger, Brauereibesitzer in Braunsberg, bzw. deren Verwandten, zuletzt Dr. Konrad Mückenberger. Im dazugehörigen Skerwitten fand man am Ende des 19. Jhs. den sog. „Mannkesteen“ ein Aufsehen heischender Steinbabe aus prußischer Vorzeit, der im Prussia-Museum ausgestellt wurde. Die Anlagen wurden im 2. Weltkrieg teilweise zerstört. Das 241 ha große Vorwerk Skerwitten musste 1933 aus Sanierungsgründen teilweise verkauft werden.[5]


[1] Horst Schulz, Der Natanger Kreis Preußisch Eylau, 1972, S. 67
[2] Heimatbuch Pr. Eylau
[3] Peter Ritter an Andrey, 25. 2. 2013
[4] Margund Hinz, Die Anfänge der Lehrerausbildung, PAZ Nr. 40/2023 (6. Oktober), S. 23
[5] Irmi Gegner-Sünkler, Der Brautschatz von Wackern in Pr. Eylau, Preußisch Eylauer Kreisblatt, 2. 12. 2023, S. 60 f

Bilder