Gebäude und Einrichtungen in Fischhausen

Der alte Stadtkern befindet sich, von Königsberg kommend, vor der heutigen Stadt.

Die Burg der Bischöfe von Samland entstand 1266 – 1268 zunächst als Holz-Erde-Bauwerk, wurde aber unter Bischof Heinrich von Strittberg ab 1285 in Stein aufgeführt. Riesige Fundamente aus mächtigen Steinblöcken, die heute noch teilweise im Boden ruhen, wurden zusammengefügt. Neben dem Haupthaus wurden eine Hochburg und  eine Vorburg vorgesehen, dazu Befestigungsanlagen, Ringmauern, Wälle und Burggräben. An das Haupthaus schlossen sich weitere stattliche Bauten an, die den großen Hofraum vierflügelig umstanden. An de Südseite zum Haff hin wurde die bischöfliche Kathedrale gebaut mit einem hochragenden spitzen Turm. Sie wurde dem heiligen Adalbert von Prag und der heiligen Elisabeth von Thüringen geweiht. 1297 wurde eine Mühle an der Burg genannt, Neben der Hochburg stand nördlich am Mühlengraben der sehr hohe Uhrenturm, der gleichzeitig Richtpunkt für den Schiffsverkehr war. 1299 berichteten die Urkunden von Umgrenzungsarbeiten. In der Burg fanden auch die notwendigen Ämter eine Heimstatt –  das Fischereiamt, die Ämter für  Bernsteingewinnung und die Domänen, das Forstamt, das Gericht etc.

Der Stern von Fischhausen verblasste nach 1600. Die Hanse gab es nicht mehr, die Kurfürsten kümmerten sich kaum mehr um den Ort und kamen nur noch vorbei, um in den umliegenden Wäldern zu jagen. Kurfürst Friedrich III., nachmaliger König in Preußen, befahl den Abriß der Gebäude des Schlosses, um Baumaterial für die Festung Pillau zu gewinnen.

Ab 1530 Ausbau des Schlosses nach Übernahme durch Herzog Albrecht und erneut 1584 unter Leitung von Blasius Berwart, als ein Mauerflügel errichtet wurde, der einen kleinen Hof abtrennte.

In der Folgezeit wurde das Schloss Fischhausen Sitz verschiedener Behörden und Gerichte wie des Amtsgerichts und des sog. Adligen Gerichts. Hier tagte auch das 1644 gegründete Bernstein- und Strandgericht.

1701 – 1705 unter König Friedrich I. wurden die nicht unbedingt benötigten Gebäudeteile unter Aufsicht von Baumeister Joachim Ludwig Schultheiß von Unfriedt abgerissen, um Baumaterial für die Festung Pillau zu gewinnen. Bestehen blieb im Wesentlichen nur die Kapelle von 1285, auch „Annenkirche“ genannt. Auch die Kelleranlagen gab es noch und diese wurden von einer Molkerei genutzt. 1945 folgte die weitere Zerstörung der Burgreste und anschließend der Verfall.

Die einschiffige Pfarrkirche, errichtet 1305 – 1315, ein markantes Beispiel der Backsteingotik, ältester Dombau des Bistums und zweitältestes Gotteshaus des Samlands, wurde im Krieg zerstört, ihre Reste 1951 gesprengt und die Trümmer 1961 abgeräumt, um dem ersten Sekretär des Zentralkomitees der KPdSU, Nikita Chruschtschow, der auf dem Weg nach Pillau hier vorbei kam, den morbiden Anblick der Ruine zu ersparen.

Vor der Kirche standen einst die lebensgroßen Bronzefiguren des Heiligen Adalbert, des Bischofs Georg von Polenz und von Christus über dem Portal, geschenkt von König Friedrich Wilhelm IV. Ihr Verbleib ist nicht bekannt. Die Stelle, an der sich die Kirche einst befand, ist allenfalls noch durch die Eiche lokalisierbar, die auf dem Kirchplatz davor stand. Diese war vermutlich zum Gedenken an den Heiligen Hain im nahen Tenkitten gepflanzt worden, auf dem sich heute ein Gedenkkreuz befindet. Eine der Glocken der Kirche hat aber auf dem Glockenfriedhof überlebt und läutet nach dem 2. Weltkrieg in St. Nicolai in Lüneburg.[3] Sie hat einen Durchmesser von 1,21 Metern, ist gut eine Tonne schwer und trägt die Inschrift: „Gott zu Ehren und dem Gemeinde zum Besten gos mich M. David Dormann in Königsberg Anno 1674“[4]

Die 1871 nach dem deutschen Sieg über Frankreich gepflanzte “Friedenseiche” vor der Kirche wurde im Sommer 2012 in einem Orkan beschädigt und bei einem weiteren Sturm wurde ihr Stamm endgültig gebrochen. Nach dem 2. Weltkrieg zunächst wenig gepflegt, umzäunte man sie gerade erst 2011 und verwandelte sie in eine Gedenkstätte. Immerhin hat man vor einigen Wochen eine junge Eiche in seiner Nähe gepflanzt, die aus der Eichel des sterbenden Friedens-Baums gewachsen ist. [1]

Die Stadtschule von Fischhausen befand sich ursprünglich in einem roten Ziegelbau in der Kirchenstraße. Daneben gab es drei Privatschulen. Als die Stadtschule zu klein wurde, baute man ein neues Schulgebäude mit 8 Klassen, Rektorenzimmer und Zeichensaal sowie einer Wohnung für den Schuldiener, das 1914 bezogen werden konnte. In einem Anbau befand sich die Turnhalle.[2]

Der Bahnhof dagegen ist gepflegt und in seiner Nähe existieren noch einige Altbauten. Der alte Wasserturm steht noch und die „Villa Porr“ mit ihren Türmchen im Park ist auch noch zu identifizieren. Bis vor kurzem wurde die Villa als Militärhospital genutzt, danach steht erst einmal leer.[5]

In der Nähe des Bahnhofs von Fischhausen – gegenüber – gibt es einen neu angelegten Soldatenfriedhof für deutsche Gefallene des 2. Weltkriegs, die den Brückenkopf Fischhausen so lange es irgend ging gehalten haben, um die Flucht über die Ostsee für möglichst viele Landsleute noch zu ermöglichen. Der Friedhof wurde am 7. Juli 1996 eingeweiht.

Fischhausen erhält ein russisch-orthodoxes Gotteshaus. Am 8. Mai 2019 wurde die goldene Kuppel mit Kreuz aufgesetzt (Goldmaterial aus Titannitrit), woraus folgt, dass der Bau bald vollendet sein wird.[6]

Der Wanderweg von Fischhausen nach Pillau mit reizvollen Land- und Wasseraussichten war vor dem Krieg recht beliebt. Auf dem Weg von Fischhausen nach Lochstädt verlief quer zur Straße eine das Samland von der Nehrung trennende, 2 km lange und 9 Meter breite Busch- und Baumreihe, bestehend aus Eichen, Linden, viel Unterholz und Weißdorn, der in alten Zeiten zu Verteidigungszwecken angepflanzt wurde. Sie diente als Wehrzaun, auch Gertin, Gertaun genannt, und daraus entwickelte sich die Bezeichnung „Gardine“. Sie könnte auch die Grenzmarkierung eines heiligen Feldes aus der Prußenzeit gewesen sein. Die Gardine führt zur Todesstätte Adalberts von Prag. Wenn man mit dem Auto von Fischhausen nach Pillau fährt, ist es höchst schwierig, die Gardine auszumachen. Mir ist es jedenfalls nicht gelungen.


[1] Bojan Krstulovic, übermittelt von Walter Mogk, 13. 10. 2012
[2] Unser schönes Samland, September 1969, S. 16
[3] Lüneburger Tageblatt, 18. 9. 2008
[4] Irmgard Zwilling, Geschichte der Glocke von Fischhausen, in Unser schönes Samland, Sommer 2009, S. 58
[5] Unser schönes Samland,  Sommer 2018, Titelbild
[6] Günter Wiese, Goldene Kuppel über Fischhausen, Unser schönes Samland, Herbst 2019, S. 36