General Graf Bülow von Dennewitz

Friedrich Wilhelm Graf von Bülow (16. 2. 1755 – 25. 2. 1816) wurde in Falkenberg in der Altmark bei Stendal als dritter von 5 Brüdern geboren. Sein Urgroßvater war Wilhelm Dietrich von Bülow (1664 – 1737), Oberhofmeister der Königin Sophie Charlotte und nachmaliger Staatsminister, der bei den Krönungsfeierlichkeiten 1701 im Krönungszug links neben der Königin schritt.

Friedrich Wilhelm war musisch begabt und trat als Komponist auf. Seine Liebenswürdigkeit und seine Bildung wurden gelobt. Zunächst jedoch urteilten seine Brüder: “Unser Bruder Friedrich Wilhelm ist der dümmste von uns allen, aber er ist immer noch klüger als alle preußischen Generale.”[1] Diese Einschätzung verflüchtigte sich sehr bald. 1768 trat Friedrich Wilhelm in die preußische Armee ein. Mit seinem hübschen Gesicht erregte er die Aufmerksamkeit der Gräfin Wilhelmine von Lichtenau, Maitresse und Vertraute von König Friedrich Wilhelm II., und sie empfahl diesem die Förderung des jungen Mannes. Der wurde 1793 Stabskapitätn beim Prinzen Louis Ferdinand, 1794 Major, bald auch Oberst. Mit seiner Brigade operierte er nach Jena und Auerstedt sehr geschickt 1807 auf der Kurischen Nehrung gegen die Franzosen, so dass auch Napoleon auf ihn aufmeksam wurde. 1808 ernannte der König Graf Bülow zum Generalmajor. Beim weiteren Aufstieg stand Bülow in Konkurrenz mit General Ludwig Graf Yorck und beide waren anerkannte Dickschädel, die einander das Leben schwer machten. 1812 ernannte man Bülow als Vertreter Yorcks zum stellvertretenden Generalgouverneur von Ost- und Westpreußen. [2]

In den Befreiungskriegen war Graf Bülow Kommandeur der Nordarmee unter dem Oberbefehl des schwedischen Kronprinzen Bernadotte. Sein Generalstabschef in dieser Zeit war Hermann von Boyen. Bülow zählte neben Feldmarschall Blücher und General Yorck zu den bedeutendsten preußischen Heerführern: er siegte bei Luckau (4. 6. 1813), bei Großbeeren (23. 8. 1813) und bei Dennewitz (6. 9. 1813), wodurch er Berlin drei Mal vor der Eroberung durch die Franzosen bewahrte. In Würdigung seiner Erfolge erhielt er das Großkreuz des Eisernen Kreuzes und den Titel „Graf von Dennewitz“. Nachdem er Holland erobert hatte, ernannte ihn der König zum General der Infanterie. Außerdem wurde er 1814 zum Generalgouverneur von Ost- und Westpreußen bestimmt.

Das rechtzeitige Eingreifen des Generals in der Schlacht bei Waterloo trug wesentlich zum Sieg der Alliierten über Napoleon bei. Bülow erhielt als Kriegsbeute der Waterloo-Schlacht aus der Kutsche Napoleons, die sein 15. Infanterie-Regiment erbeutet hatte, ein Paar silberner Sporen, ein Jagdgewehr und ein grünsamtenes Wagenkissen mit goldgesticktem „N“. Die Kutsche selbst wurde Blücher und der Hut und Degen dem König übergeben.[3]

Von den weiteren Ehrengaben, die Graf Bülow nach den Befreiungskriegen erhielt, haben sich eine KPM-Tasse mit seinem Porträt und dem Schlachtplan von Waterloo sowie dem Spruch „Er kam zur rechten Stunde“, ein KPM-Pokal mit Allegorien der 3 Schlachten von 1813 – eine Ehrengabe der Offiziere seines Stabes – und ein silbervergoldeter Münzhumpen vom E. 17. Jh. – vermutlich in Königsberg hergestellt und mit Silbermünzen aus der Reformationszeit verziert – mit der Gravur „Dem vaterländischen Helden Herrn Grafen Bülow v. Dennewitz ehrfurchtsvoll geweihet und übergeben von der Stadt Königsberg in Preußen am 18. Januar 1816“ sowie ein schön gebundenen Festgedichts anlässlich seiner „glorreichen Zurückkunft zu Königsberg in Preußen am Friedensfeste den 18ten Januar 1816“ erhalten und werden als Leihgabe von Major Manfred Graf Bülow von Dennewitz (geb. 1919) im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg ausgestellt.

Ein Paar silberne Sporen und ein grünsamtenes Wagenkissen mit goldbesticktem »N« befinden sich wohl noch im Besitz der Familie. Ebenso eine Napoleon-Büste aus Porzellan, die den französischen Kaiser als römischen Imperator darstellt und die König Friedrich Wilhelm III. dem General am 11. 1. 1816 verehrte.

Am 25. 2. 1816 starb General von Bülow an den Folgen einer Erkältung, die er sich auf der Jagd in Neuhausen zugezogen hatte. Er wurde zunächst in Königsberg beerdigt und 1843 in eine Gruft der Grabkapelle in Grünhoff überführt. Diese Grabkapelle im Wald des Gutes ist heute zerstört. Es existieren noch weit verstreute steinerne Reste und man kann vielleicht noch auf einen Steinquader mit der eingemeißelten Jahreszahl 1843 treffen. Inzwischen sieht es vermutlich aufgeräumter aus. Man hat eine Gedenktafel mit dem Bild des Generals sowie Fotos der ehemaligen Grabstääte aufgesttellt.[4]

Eine Prunkflinte mit dem Medaillonbild Napoleons als Ehrengabe der vereinigten Gewehrfabriken Lüttich an den ersten Konsul der französischen Republik, die General v. Bülow mit Erlaubnis des Königs als Kriegsbeute vereinnahmte, tauchte später in der Sowjetunion auf und wurde 1967 an Frankreich verschenkt. Das Prunkgewehr war mit anderen Waffen zusammen bei der Plünderung von Schloss Grünhoff in den ersten Februartagen 1945 zerstört worden. Ein Offizier erkannte aber die Embleme am Gewehr, entzifferte die Inschriften und sammelte die Bruchstücke ein. Nachdem er nach Moskau zurückgekehrt war, schenkte er diese Gewehrteile dem Schriftsteller Ilja Ehrenburg, der die Schäden im Armeemuseum reparieren ließ und das Gewehr dann in seiner Wohnung aufbewahrte. Als versöhnliche Geste anlässlich eines Freundschaftsbesuches in Paris am 15. 2. 1967 übergab er die Flinte mit Einverständnis seiner Regierung dem französischen Kultusminister André Malraux. Heute ist es im Pariser Musée de la Chasse et de la Nature ausgestellt.[5]

Das Sandstein-Bildnismedaillon des Generals, das Mitte des 19. Jhs. im neu erbauten Sackheimer Tor in Königsberg in einem Zwickel des Torbogens angebracht wurde, existiert nicht mehr.

Zu dem Auftrag an Christian Daniel Rauch, für die 5 ruhmreichen preußischen Generale der Befreiungskriege Denkmalsstatuen zu entwerfen, gehörte auch Graf Bülow von Dennewitz. Diese Standbilder wurden von der DDR von ihrem Platz vor der Neuen Wache entfernt, aber 1963 vor dem Prinzessinnenpalais wieder aufgestellt – bis auf das von Graf Bülow. Den Hintergrund für diese Zurücksetzung fand der Ururenkel Joachim Albrecht Graf Bülow nach intensiven Recherchen heraus: die DDR-Historiker hatten den General mit seinem Bruder, dem Schriftsteller Heinrich Dietrich von Bülow verwechselt und der hatte sich in der Tat den Russen gegenüber derart kritisch und abfällig geäußert, dass man dem russischen Brudervolk dessen Statue auf prominentem Platz nicht zumuten wollte. Aber auch nach der Wiedervereinigung erhielt General Bülow seinen angestammten Platz nicht zurück, denn zwischen Bundeskanzler Kohl und den Erben von Käthe Kollwitz wurde vereinbart, dass neben der umgestalteten Neuen Wache keine Militärpersonen aufgestellt werden solltn. Das Bülow-Denkmal sollte in der Zeit der Wende gerade restauriert werden, wozu es nicht mehr kam, und befindet sich vorerst in einem Senats-Depot in Berlin-Reinickendorf.[6].

Ein anderer berühmter Vertreter der Familie ist Bernhard Victor Christoph-Carl bzw. Vicco von Bülow alias Loriot, (12. 11. 1923 – 22. 8. 2011) geboren in der Stadt Brandenburg an der Havel. Die Familie zog am Anfang der 1930er Jahre nach Berlin und am Ende dieses Jahrzehnts nach Stuttgart. Er war nach dem 2. Weltkrieg als Cartoonist tätig und moderierte ab 1967 die ARD-Sendung „Cartoon“. 1976 entstand die sechsteilige Fernsehserie „Loriot“, die inzwischen Kultstatus erlangte. 1988 drehte Vicco von Bülow seinen ersten Fernsehfilm „Ödipussi“ und 1990 „Pappa ante Portas“. Zu seinem 85. Geburtstag wurde im ganzen Land ausgiebig gefeiert.

Näheres zu General Bülow von Dennewitz siehe unter http://www.dennewitz.com


[1] E.B., Dreimal bewahrte er Berlin vor der Einnahme, PAZ Nr. 7/2015 (14. Februar), S. 11
[2] E.B., Dreimal bewahrte er Berlin vor der Einnahme, PAZ Nr. 7/2015 (14. Februar), S. 11
[3] Heinrich Lange, Ostpreußenblatt 17. 2. 2001
[4] Brigitta Seidel, Schloss Grünhoff – Drei Besuche, Unser schönes Samland, Frühling 2017, S. 35
[5] Heinrich Lange, Was Graf Bülow und Ehrenburg verbindet, Oprbl. Nr. 39/2005, S. 1
[6] Heinrich Lange, Wo der Retter Berlins seine letzte Ruhe fand, Oprbl. Nr. 7/01, S. 14