Gensiack

Prudy – Genslack

Genslack wurde 1357 erstmals urkundlich erwähnt. Der ursprüngliche prußische Name Geyzelauken könnte etwa „Reiherfeld“ bedeuten und somit darauf hinweisen, dass im einst fischreichen Pregel die Fischreiher ausreichend Nahrung und in den nahen Forsten gute Brutplätze fanden. Es könnte sich aber auch um die Ländereien des Prußen Gense gehandelt haben – prußisch lack = Acker.[1]

In der Gegend von Genslack gab es guten Lehm. Dieses Vorkommen und die günstige Lage am Pregel bewirkten, dass 1465 die Gemeinde Kneiphof in Königsberg sich hier 22 Morgen frei aller Zinsen und Pflichten mit dem Recht, nach Lehm zu graben, verschreiben ließ und auf dem Land eine Ziegelei errichtete.[2]

Im Jahr 1616 kam Genslack durch Tausch in den Besitz von Salomon von Hülsen. Zwei Hufen im Dorf erwarb 1656 ein Martin Brodmann für 180 Mark. Spätere Eigentümer von Gut Genslack waren die Familien von Reichmeister, von Gaudy und von Bolschwing, unter deren Ägide die Ziegelei Zimmau zum Gut kam. 1821 übernahm Baron von Heyking das Gut und vereinte es mit dem Schatullgut Oberwalde am Frisching. Oberwalde war 1684 als Schatullgut gegründet worden. Erster Besitzer war ein Christoph Schiemann, Von 1838 – 1841 befand sich Genslack im Besitz eines Grafen Klinkowström, der es dann dem Amtsrat Friedrich von Marées vermachte. Zum Gut gehörte damals neben der Ziegelei in Kamsruh eine Molkerei, dazu neben Oberwalde das Vorwerk Paulinenhof. Neu dazu erworben wurde die Wassermühle in Zimmau.

Friedrich von Marées ließ das alte einstöckige Gutshaus mit dem Walmdach und den Dacherkern um- und ausbauen sowie viele der Wirtschaftsgebäude neu errichten, doch offenbar waren die Erträge des Gutes nicht befriedigend. Deshalb verkauft Friedrich von Marées zunächst die beiden Vorwerke an seinen späteren Schwiegersohn Macketanz, der Oberwalde zu einem selbständigen Gut machte und ein Gutshaus errichtete. Später verkaufte von Marées auch das Gut selbst an einen Fritz Müller. Neben der Aufzucht vieler Remonten lieferten unter der neuen Regie 100 Milchkühe das Rohmaterial für die florierende Molkerei, in der ein von den Kunden sehr geschätzter Tilsiter produziert wurde. Die Müller-Söhne konnten den Betrieb nach dem Tod des Vaters nicht in gleicher Weise erfolgreich weiterführen und mussten bereits 25 oder 50 ha Wiese verkaufen.

Paulinenhof geriet ebenfalls in wirtschaftliche Schwierigkeiten, wurde 1894 verkauft und von der Rentenbank aufgesiedelt, indem 5 Einzelhöfe mit je 15 ha entstanden. Auch von dem Vorwerk Oberwalde musste sich Herr Macketanz bald darauf trennen. Letzter deutscher Besitzer von Oberwalde nach etlichen Zwischenstationen war ein Herr Fischer von Molhardt, der vornehmlich in der Gegend von Posen begütert war.

Auch das Gut Genslack wurde – wie viele andere Güter – mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten, von denen Ostpreußen nach dem 1. Weltkrieg betroffen war, nicht fertig und wurde 1929 von der Siedlungsgesellschaft aufgesiedelt.[3]

Im Gutshaus wurde in den 1930er Jahren ein Landjahrheim für Mädchen eingerichtet, die vor allem aus Berlin kamen. Nach dem Krieg wurde alles abgerissen. Ebenso die neue Schule, aber die alte Schule gibt es noch, wenn auch etwas heruntergekommen (1993).

[1] Heimatbrief Wehlau Nr. 49, S. 42
[2] Heimatbuch Wehlau, S. 62
[3] Johanne Berger, geb. Deblitz, in Heimatbrief Wehlau, Nr. 7, S. 26 ff

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