Geschichte des Bernsteins und seiner Förderung

Palmnicken ist der Hauptfundort für Bernstein. Man schätzt, dass 90 – 94 % des Weltvorkommens an Bernstein bei Palmnicken konzentriert sind. Bernsteinführende blaue Erde aus dem Tertiär, hier 40 – 50 Millionen Jahre alt, ist bei Palmnicken 6 – 7 m mächtig und wird von Tonerde überlagert, die einenTagebau ermöglicht. Trotz erheblichen Abbaus sollen auf der Welt noch vier Millionen Tonnen des Rohmaterials in der Erde verborgen sein.[6]

Die blaue Erde liegt bei Kraxtepellen etwa 6 Meter unter der Seeoberfläche, bei Palmnicken etwa 14 Meter und sinkt nach Süden hin immer tiefer ab. Die Farbe der blauen Erde, eigentlich eher graugrün, wird durch das Mineral Glaukonit hervorgerufen. Dieses findet sich konzentriert in einem geografischen Bereich zwischen Bornholm, Gotland und Oesel und weist damit auf das dort gelegene Zentrum dertertiären Kiefernwälder im baltischen Raum hin. Das wandernde Eis der Eiszeit nahm mitunter Schichten Bernstein führender blauer Erde mit, weswegen sich auch in anderen Teilen Ostpreußens Bernstein fand, so z. B. in der Gegend von Puppen und Friedrichshof in Masuren, bei Schillgehnen im Kreis Braunsberg oder in Szudnaggen bei Prökuls im Memelland, die der Memeler Gastwirt Wilhelm Stantien zusammen mit dem Memeler Kaufmann Moritz Becker ausbeutete.

Bernstein entstand vor 40 bis 55 Millionen Jahren aus dem Harz von tertiären und quartären Kiefern. Lange ordnete man das baltische Harz der Bernsteinkiefer (Pinus succinifera) zu, die in Sümpfen versanken und von Gesteinsschichten überlagert wurden. Neuerdings verweist man jedoch auf eine Zedernart, wie sie auch im Atlasgebirge Afrikas vorkommt (Cedrus atlantica). Das Harz verfestigte sich jedenfalls und entwickelte sich – mit und ohne Inklusen – mit seinen verschiedenen Gelb- und Brauntönen zu einem die ästhetischen Sinne stark inspirierenden Rohstoff.

Bernstein entstand vor 40 bis 55 Millionen Jahren aus dem Harz von tertiären und quartären Kiefern. Lange ordnete man das baltische Harz der Bernsteinkiefer (Pinus succinifera) zu, die in Sümpfen versanken und von Gesteinsschichten überlagert wurden. Neuerdings verweist man jedoch auf eine Zedernart, wie sie auch im Atlasgebirge Afrikas vorkommt (Cedrus atlantica). Das Harz verfestigte sich jedenfalls und entwickelte sich – manchmal mit Inklusen – mit seinen verschiedenen Gelb- und Brauntönen zu einem die ästhetischen Sinne stark inspirierenden Rohstoff. Es gibt verschiedene Arten von Bernstein. Am häufigsten im Samland ist der Succinit bzw. Baltische Bernstein (in den Farben gelb, orange, braun, vielett, grün oder auch milchig hell, durchsichtig, bei der Verarbeitung leicht splitternd) mit seiner Unterart Gedanit (meist hellgelb durchsichtig, äußerst brüchig, ohne Bernsteinsäure). Das spezifische Gewicht von Bernstein ist niedrig, weshalb er im Meerwasser schwimmen kann. Seltenere Unterarten des Succinits sind der Glessit (rotbraun durchsichtig bis schwarz undurchsichtig), Stantienit (abgeleitet von Stantien & Becker, schwarz, spröde), sowie der Beckerit (abgeleitet von Moritz Becker – dunkel, undurchsichtig und meist in Knollenform vorkommend). Bernstein schmilut bei etwa 250 ° C und ist demzufolge formbar. Eine Besonderheit sind Einschlüsse im Bernstein, sogenannte Inklusen. Sie betreffen Pflanzen vornehmlich aus der tropischen und subtropischen Waldflora, bei denen man etwa 170 verschiedene Pflanzenarten identifiziert hat, sowie Kleintiere und Insekten mit über 1.000 Arten.[4]

Bernstein wurde schon im Altertum ein begehrter Schmuckstein. Bereits vor 3000 Jahren soll ein Hinweis auf Bernstein auf einem assyrischen Obelisken eingemeißelt gewesen sein.[7] Aristoteles (384 – 322v v. Chr.) vermutete, dass es sich beim Bernstein um versteinertes Baumharz handelt. Doch ging dieses Wissen wieder verloren und noch im 18. Jh. hielt man Bernstein für eingetrockneten wilden Honig. 1811 befand dann der Danziger Chemiker Struve den Bernstein als Kiefernharz und der Königsberger Mineraloge als Versteinerung.

Für die Griechen galt Bernstein als von Nymphen vergossene, ins Wasser gefallene Tränen. In Rom berichtete Plinius d. Ä. (gest. 79 n. Chr.), dass im Jahr 60 n. Chr. der Ritter Claudius Julianus im Auftrag Kaiser Neros (54 – 68 n. Chr.) zur Bernsteinküste gereist war und von dort viele Bernsteine nach Rom brachte, darunter ein Stück mit einem Gewicht von 4,5 kg.[8] Tacitus erwähnte in seiner „Germania“ den Bernsteinreichtum des östlichen Nachbarn der Goten, der „Ästier“. Die Große Bernsteinstrasse, auch Weichsel-Driester-Route genannt, führte von Ostpreußen über Mähren an die Grenze des Römische Reichs und weiter bis nach Rom. Die Regierungszeit Kaiser Neros markierte die römische Blütezeit des Bernsteins.[2]

Bernstein war im Römischen Kaiserreich sehr begehrt. Man trank aus Bernsteinbechern, nutzte den schönen Stein für mannigfache Verzierungen oder verbrannte ihn gar, weil dadurch angenehme Gerüche entstanden. So geht in der Tat der deutsche Name „Bernstein“ auf das mittelniederdeutsche Bernen oder Börnen zurück, also Brennen, weil Bernstein brennbar war. Die Römer nannten das faszinierende Material jedoch Succinum, was Saft bedeutet. Die Germanen sprachen von Glasaz oder Glaes(um), also Glas. Bei den Griechen hieß es Elektron: Durch Reibung mit einem Wolltuch lädt sich Bernstein auf und zieht Papierschnipsel an wie ein Magnet.[9]

In Arabien, aber auch bei den Litauern, hatte der Bernstein zusätzlich eine medizinische Bedeutung, und über die Seidenstrasse gelangte das ostpreußische Gold bis nach China.

Prominentestes Produkt aus Bernstein ist das berühmte Bernsteinzimmer, dass für König Friedrich I. angefertigt wurde und dass Friedrich Wilhelm I. dem Zaren Peter der Große schenkte, angeblich im Tausch gegen ein paar groß gewachsene Grenadiere. Ebenfalls prominent ist ein Bernsteingeschirr aus 18 Teilen, das 1585 als Geschenk an den dänischen Königshof ging und noch heute im Kopenhagener Schloss Rosenberg aufbewahrt wird.

Der Orden behielt sich das Monopol der Bernsteingewinnung, das sog. Bernstein-Regal, selbst vor. Eine solche Regelung übernahmen die preußischen Herzöge und später dann der preußische Staat, der die Ausbeutung nur den Bergbaubehörden zubilligte, die allerdings ihre Rechte abtreten konnten.

Das Sammeln von Bernstein am Ostseestrand ist die älteste und einfachste Methode der Bernsteingewinnung. Bernstein verfängt sich leicht in den Wurzeln oder Blättern der Seebodengewächse. Wenn anhaltender Sturm, besonders im Herbst, das Meer aufwühlt, werden Massen von Algen losgerissen und angeschwemmt und mit ihnen viele Bernsteinbrocken. In einer Sturmnacht 1862 sollen am Strand von Palmnicken auf diese Weise 2 Tonnen Bernstein an Land gespült worden sein.

Neben der Suche nach Bernstein am Strand oder der Bernsteinfischerei vom Boot aus war die Bernsteingräberei eine weitere Form der Bernsteingewinnung, eine Art unkomplizierter Tagebau am Strand oder in den Seebergen an der Nord- und an der Westküste des Samlands. Sie wurde bereits seit dem 16. Jh. betrieben. Auch Taucher kamen zum Einsatz. So sammelten von 1869 – 1891 zwischen Palmnicken und Brüsterort zeitweise bis zu 300 Taucher den Benstein vom Meeresgrund auf.

1781 wurde ein Bernstein-Bergwerk bei Groß Hubnicken angelegt, das aber schon 1806 wieder einging. 1875 errichtete die Fa. Stantien & Becker eine Grube bei Palmnicken. Seit 1899 gehörte die Bernsteinförderung zu einem staatlichen Betrieb und 1913 begann man hier mit dem Tagebau. Bis 1945 betrug die Förderung um 400 to/Jahr. 1989 wurden 820,8 to Rohbernstein gefördert, 1990 waren es 812,8 to. Danach pendelte sich die jährliche Fördermenge wieder bei 400 – 450 Tonnen ein. Das auf noch etwa 110.000 Tonnen geschätzte Vorkommen des Bernsteins im Samland würde auf diesem Förderniveau noch gut 350 Jahre reichen.[5]

In den 1960er und 70er Jahren gab es größeren sowjetischen Forschungsaufwand nach weiteren Vorkommen. 1972 erschloss man das Fundgebiet „Pljashewoi“, 1977 den Bereich „Primorskij“, 500 m östlich der Siedlung.

Die Erde mit der Bernstein führenden Schicht wird mit großen Baggern abgeräumt, gewaschen und gesiebt und der Bernstein dabei ausgelesen. Ein Kubikmeter Erde enthält hier etwa 1 – 2 kg Bernstein. Außerdem gewinnt man Bernstein auch heute noch durch die Netzfischerei wie schon seit Jahrhunderten. Mitunter gibt es große Stücke von Bernstein. Mittelalterliche Quellen berichten von 12 und 16 kg schweren Klumpen. Das Bernsteinmuseum in Kaliningrad besitzt ein 4,280 kg schweres Stück und in Sarawak in Malaysia fand man in unserer Zeit einen Brocken von über 50 kg, der sich im Museum für Naturgeschichte in Stuttgart befindet.[10].

Größere Stücke verwendet man für die Schmuckverarbeitung. Neben dem Schmuckstein gewinnt das Bernsteinkombinat mit Kolophonium und Pressbernstein auch Rohstoffe für die pharmazeutische Industrie und die Lackindustrie. Mitunter gibt es große Stücke von Bernsteio. Mittelalterliche Quellen berichten von 12 und 16 kg schweren Klumpen. Das Bernsteinmuseum in Kaliningrad besitzt ein 4,280 kg schweres Stück und in Sarawak in Malaysia fand man in unserer Zeit einen Brocken von über 50 kg, der sich im Museum für Naturgeschichte in Stuttgart befindet.[3].

Um den Absatz von Bernstein nach dem 1. Weltkrieg zu sichern, gründete man 1926 die „Staatliche Bernstein Manufaktur GmbH“. Hauptanteilseigner neben einigen Bernsteinverarbeitungsfirmen war die Preussag mit Ihrer Bernsteinwarenfabrik Hugo Barth GmbH aus dem Gebiet der Freien Stadt Danzig mit 56 %, die ihren Anteil umgehend auf 100 % ausdehnte. Die Preussag war seit 1924 die Dachgesellschaft sämtlicher staatlicher Bergbaubetriebe, Hütten und Salinen. Ende der 1930er Jahre arbeiteten 2.600 Mitarbeiter für die Bernstein Manufaktur.[11]

Am 4. 10. 2001 erging die Meldung, dass Russland die Förderung und Verarbeitung von Bernstein für zwei Jahre einstellen will. Nach den Worten des russischen Wirtschaftsministers German Gref sollte damit dem florierenden Schmuggel ein Riegel vorgeschoben werden. Das wurde schnell dementiert. Nach den Worten des Verwaltungschefs der Siedlung Jantarnyj, Igor Kasakow, läuft dieBernsteinförderung auf vollen Touren, meldete die Agentur Interfax. Die Stilllegung der Bernstein-Bergwerke würde zu sozialen Spannungen in Jantarnyj führen, weil allein im Kombinat 1500 Menschen beschäftigt seien, sagte Kasakow.

Anfang 2007 beschloss eine Kommission aus Vertretern der Administration in Moskau und Kaliningrad, dass zu einem Teil das in der Diamantenbranche tätige Unternehmen Alrosa neben der Oblast Kaliningrad Eigentümer werden soll. Es ist daran gedacht, eine Bernsteinbörse einzurichten, über die ein Teil des hier geförderten Bernsteins vertrieben wird.

Eine recht junge, von der United Nations World Tourism Organisation (UNWTO) erdachte Idee ist, die alte Große Bernsteinstrasse von Ostpreußen nach Byzanz neu aufleben zu lassen. Erstmals erwähnt wurde diese Bernsteinstrasse bei Herodot, doch sie ist viel älter, denn bereits im Grab con Tutanchamum entdeckte man Benstein, der erwiesenermaßen aus Ostpreußen stammte. Die Straße beginnt in den Handelsplätezn Wiskiauten, Kreis Fischhausen, bzw Truso, Kreis Elbing, und führte südwärts an der Weichsel entlang bis nach Karnunt an der Donau, von dort durch Tschechien, die Slowakei (bei Devin), Österreich und Slowenien nach Aquilea in Italien und von dort nach Byzanz.[1]


[1] Königsberger Express, Die Große Bernsteinstraße erwacht zu neuem Leben, November 2012, S. 13
[2] Arne von Maydell, Bernstein im Baltikum – Sammeln und Handeln seit Jahrhunderten, Baltische Briefe, Juli/August 2013, S. 11
[3] Arne von Maydell, Bernstein im Baltikum – Sammeln und Handeln seit Jahrhunderten, Baltische Briefe, Juli/August 2013, S. 12
[4] Tolkemita Mitteilungen, II/2016, S. 8, 10
[5] Königsberger Express, Nr. 1/2018, abgedruckt im Gumbinner Heimatbrief, Juli 2018, S. 118
[6] Gläserne Särge aus der Urzeit der Erde, Stuttgarter Nachrichten, 25. 1. 2009
[7] Herbert Loch, Die vergessene Geschichte Ostpreußens …., Neidenburger Heimatbrief, Pfingsten 2000, S. 47
[8] Fritz  Alshuth, Die Prußen, Tolkemita-Text 71, S. 16
[9] Gläserne Särge aus der Urzeit der Erde, Stuttgarter Nachrichten, 25. 1. 2009
[10] Arne von Maydell, Bernstein im Baltikum – Sammeln und Handeln seit Jahrhunderten, Baltische Briefe, Juli/August 2013, S. 12
[11] Hans-Georg Klemm, Die staatl. Bernsteinmanufaktur Königsberg (Pr), Unser schönes Samland, Winter 1998, S. 69 f