Der Deutsche Orden scheint erstmalig im Jahre 1255 mit König Ottokar von Böhmen nach Schalauen vorgestoßen zu sein und die prußische Bevölkerung unterworfen zu haben. Mit der Eroberung der prußischen Landschaft Schalauen kam Labiau an den Deutschen Orden. Über die Ereignisse zur Zeit des Prußenaufstands der Jahre 1261 und nachfolgende liegen allerdings keine Nachrichten aus dem Kreisgebiet vor.
Labiau wurde zum Waffenplatz und zur Ausgangsbasis für die endgültige Eroberung Nadrauens und Schalauens, die um 1280 abgeschlossen war. Auch in den folgenden Jahrzehnten fielen Litauer bzw. Szameiten in das Gebiet von Labiau ein und verwüsteten es. In der Nähe von Labiau errangen 1347 Hochmeister Heinrich Dusemer und 1352 der Ordensmarschall Henning Schindekopf wichtige Siege über die Litauer.
In den Jahren 1709/10 wütete die Pest im ganzen nördlichen Ostpreußen. Auch das Amt Labiau wurde schwer heimgesucht. Bereits im Oktober 1709 hatte sich die Pest im Amt Labiau ausgebreitet. Bis 1711 fielen ihr hier 6.714 Menschen zum Opfer, davon allein in der Stadt Labiau 685 Personen, darunter Pfarrer David v. Theine.[2] Im Zuge der Wiederbevölkerung wurden im Jahre 1734 auch eine Anzahl Salzburger mit ihren Angehörigen im Amte Labiau aufgenommen.
Nach der Eroberung Ostpreußens im 7jährigen Krieg 1756 – 1763 überschwemmten im Juni 1807Napoleons Heere ebenfalls ganz Ostpreußen. Das Jahr 1812 sah den Durchmarsch der französischen Truppen und ihrer Verbündeten durch das Kreisgebiet auf dem Wege nach Russland und 1813 fanden hier Rückzugsgefechte der Franzosen statt.
Der Landkreis Labiau wurde in den Reformjahren 1807 – 1814 geschaffen. Seine endgültige Gestalt erhielt er durch königliche Verordnung vom 30. April 1815. Stadt und Kreis Labiau lagen abseits der Hauptverkehrslinien im Südosten des Kurischen Haffs. Die Ostbahn Königsberg – Insterburg – Eydtkuhnen führte am Kreisgebiet vorbei.
1914 drangen die Russen bis zur Deime vor, wurden dann aber zurückgeschlagen. Im Januar 1945eroberte die Rote Armee den Kreis Labiau und der hörte damit auf, zu bestehen. Im Januar 1945 umfasste der Kreis Labiau noch 124 Gemeinden und Gutsbezirke incl. Forsten und zählte insgesamt 50.585 Einwohner.
Die Bevölkerung des Kreises Labiau gehörte weit überwiegend dem evangelischen Glauben an. Es scheint so, dass die ältesten Verwaltungsgrenzen die Grenzen der Kirchspiele gewesen sind. Spätestens zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts gab es die Diözese Labiau, die aus den politischen Kreisen Labiau und Wehlau bestand. Die katholische Gemeinde im Kreise Labiau war klein. Sie gehörte zum Dekanat Samland des Bistums Ermland. Die Volkszählung vom 16. Juni 1925 ergab im Kreisgebiet insgesamt 112 jüdische Mitbürger, davon 36 in der Kreisstadt Labiau. Im Jahre 1831 hat es in der Stadt Labiau und in den Landgemeinden jeweils 8 Mennoniten gegeben. Ihre Zahl schwankte sehr stark. Baptistengemeinden waren über ganz Ostpreußen verstreut. Zuletzt gab es im Kreisgebiet zwei baptistische Gotteshäuser und zwar in Labiau und in Alexen bei Mehlauken.Neuapostoler und Adventisten hatten Gebetsräume ebenfalls in Labiau und in Mehlauken.
1938 fanden in dem Kreis Labiau umfangreiche Änderungen von Ortsnamen statt. Das waren, da meist “nicht deutsch genug”, lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen, beispielsweise:
Agilla in Haffwerder,
Bartuschen in Bartelshöfen
Groß Friedrichsgraben I:1918 umbenannt in Hindenburg nach General Paul von Hindenburg
Groß Friedrichsgraben II: 1918 umbenannt in Ludendorff nach General Erich Ludendorff
Groß Reikeningken in Reiken,
Kelladden in Waldwinkel (Ostpr.)
Klein Naujock in Erlenwald
Labagienen in Haffwinkel
Lucknojen in Frischenrode
Nemonien in Elchwerder
Obscherninken in Dachsfelde
Peldßen: 1936 umbenannt in Peldschen, 1938 in Deimemünde
Permauern in Mauern (Ostpr.)
Popelken in Markthausen
Schelecken in Schlicken
Stellienen in Deimetal
Uschballen in Mühlenau
Während des 2. Weltkriegs entfaltete sich in den Wäldern, vor allem auch vom Großen Moosbruch aus, eine rege Partisanentätigkeit, der mehrere Einwohner des Kreises, aber auch etliche Partisanen zum Opfer fielen. Die Eindringlinge sprachen oft deutsch. Insbesondere einsame Forsthäuser hatten zu leiden. So wurden im August 1943 bei einem Angriff von 60 – 70 Partisanen auf das Forsthaus Mittenheide 8 Personen getötet und 5 verletzt, in der unweit gelegenen Försterei Eichenwalde wurde Revierförster Opitz mit Frau und 2 Kindern ermordet. Auch andere einzeln gelegene Gehöfte waren gefährdet.[3]
Nachdem am 16. Januar 1945 Pillkallen aufgegeben worden war, erließ die Gauleitung am 19. Januar – wie überall viel zu spät – den Räumungsbefehl für den Ostteil des Kreises Labiau. Am 21. Januar wurde Lauknen besetzt und die Räumung der Stadt Labiau freigegeben. Am 25. Januar verließen die letzten Bewohner im westlichen Teil das Kreisgebiet Labiau.[4
In Zalivino – Labagienen stehen noch sehr viele Häuser aus deutscher Zeit. Die Schule wurde abgebrochen, aber auf der daneben stehenden Scheune, heute als Schlosserei genutzt, hat das Storchennest überlebt, das seinerzeit schon die Schulkinder faszinierte. Im benachbarten Rinderorthaben weniger alte Häuser überlebt, aber der Leuchtturm steht noch, wenn auch nicht mehr genutzt. Der kleine Fischereihafen wurde für die Fischereikolchose erweitert. Die Steinbuhnen zum Schutz des Ufers sind weitgehend verschwunden. Die einstige Gastwirtschaft Boheit beherbergt heute eine Bücherei.
Die Feuchtgebiete und die Wiesen in Ostpreußen bieten den Störchen gute Lebensbedingungen, welhalb Störche hier häufig vorkommen und sogar zu einem Symbol für Ostpreußen geworden sind. Eine Häufung gibt es in einem Landschaftsstreifen von etwa 150 km Länge entlang der polnisch-russischen Grenze. Dort bezeichnen sich auf polnischer Seite 10 Dörfer als Storchendörfer und besonders das Dorf Zywkowo – Schewecken verfügt über eine große Anzahl von Storchennestern. Das storchenreichste Dorf befand oder befindet sich allerding immer noch nordwestlich von Labiau in Tjulenino – Reikeningken/Reiken unweit des Kurischen Haffs und unmittelbar an der Deime. Es gab dort vielleicht sogar das storchenreichste Gehöft Deutschlands. Die weiten Wiesen waren für die Störche besonders günstig. Es gab im Dorf drei größere Bauernhöfe. Auf einem von ihnen siedelten sich allein 15 Storchenpaare mit ihren Nestern an. Auch die beiden anderen Höfe boten vielen Störchen Quartier.[1]