Gilgenburg

Geschichte von Dabrówno – Gilgenburg

Auf einer Landenge zwischen dem östlichen Großen Damerausee oder Morgensee (Dabrowa Wielka) und dem westlichen Kleinen Damerausee oder Abendsee (Dabrowa Mala) liegt im Süden des Kernsdorfer Höckerlandes das kleine Städtchen Gilgenburg. Die beiden Seen sind im Norden verbunden durch das Flüsschen Wicker (Wel), im Süden durch den Stadtgraben. Die strategisch günstige Lage nutzte der Orden im beginnenden 14. Jh. zur Anlage einer Burg als Sitz eines Vogtes. Für 1316 ist belegt, dass der Pfleger Berengar von Meldringen aus Thüringen hier in einem Wildhaus residierte, das bald zu einer Burg aus Stein ausgebaut wurde. Im Zusammenhang mit der Gründung der Komturei Osterode 1341 wurde Gilgenburg als Sitz eines Kämmerers bezeichnet [1]

Der Name des “Hauses Ilienburg” leitete sich vom prußischen Wort “ilga” = lang ab. Mit Ilgensee, Ilgenfließ wurden sowohl zu prußischer wie auch noch zur Ordenszeit langgestreckte Gewässer bezeichnet. Da der Kleine Damerausee lang und schmal ist, wird er einst „Ilgensee“ geheißen haben, eine Burg an seinem Rand folglich „Ilgenburg“. Im Laufe des 16. Jhs. wandelte sich der Name in “Gilgenburg”. Das dürfte damit zusammen hängen, dass die Stadt eine Lilie in ihrem Wappen führt und die nannte man im Altdeutschen „Gilge“. Die Veränderung des Namens von Ilgenburg zu Gilgenburg ist geringfügig, der Ursprung gleichwohl grundverschieden.

Die Siedlung für etliche deutsche Einwanderer, die sich neben der Burg offenbar sehr günstig entwickelte, erhielt schon 1326 vom Christburger Komtur Luther von Braunschweig, einem Sohn des Herzogs von Braunschweig, die Stadtgründungsurkunde.

Auf ihrem Weg zum Schlachtfeld von Tannenberg eroberten die polnischen Truppen 1410, zwei Tage vor der Entscheidungsschlacht, Stadt und Burg, zerstörten die Gebäude samt Ordenssitz und töteten viele Einwohner. Ein Teil der Bürger hatte sich in die Kirche geflüchtet. Sie wurden mit der Kirche zusammen verbrannt. Etliche Frauen wurden geschändet. Wer überlebte, wurde in die Gefangenschaft und Sklaverei abgeführt. Möglicherweise hat die Kunde von diesen Vorfällen und Gräueln den Hochmeister Ulrich von Jungingen dazu bewogen, so schnell wie möglich und damit übereilt den Kampf mit dem polnischen Heer zu suchen.

Die Ordensburg wurde danach wieder aufgebaut, fiel aber noch mehrfach erneuten Kampfhandlungen zum Opfer. Schon 1414 fielen die Polen wieder über die Stadt her, die damit so stark gelitten hatte, dass man die Vogtei und das Kammeramt vorübergehend in den Ordenshof Vierzighuben verlegte.

Um seine Kriegsschulden zu begleichen, verpfändete der Orden 1475 Gilgenburg an den Söldnerführer Georg von Löben. Herzog Albrecht machte aus dem herzoglichen Hauptamt 1544 ein Erbamt im Oberländischen Kreis und dieses erwarb 1572 Felix Finck.[2] Dessen Familie saß hier bis ins 20. Jh. hinein. 1818 erlosch der Status des Erbamtes und Gilgenburg wurde erst dem Kreis Neidenburg und dann dem Kreis Osterode zugeordnet.

Im Januar 1807 lagerten während des napoleonischen Eroberungszuges 6.000 französische Soldaten unter Marschall Ney bei Gilgenburg, die von der Stadt verpflegt werden mussten. Als die Franzosen bei ihrem Abzug auch noch die Stadt plünderten, verursachten sie so große Schäden, dass die Schulden bis 1832 abgezahlt werden mussten.[3]

Im Laufe des 19. Jhs. blieb Gilgenburg eine unbedeutende Ackerbürgerstadt, was auch dadurch deutlich wird, dass erst 1910 ein Eisenbahnanschluss an die Bahnlinie Osterode – Soldau eingerichtet wurde.

Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg entfiel für Gilgenburg das westliche Hinterland mit entsprechend negativen wirtschaftlichen Folgen. Deshalb entschieden sich beim angeordneten Volksentscheid nur 40 Einwohner für Polen, während 1203 Einwohner deutsch bleiben wollten. Die Einwohnerzahl sank bis 1939 auf 1.678. Von der Erwerbstätigen arbeiteten in diesem Zeitpunkt 30 % in der Land- und Forstwirtschaft sowie in Handel und Verkehr, 37 % in der Industrie und 34 % im Handwerk.

Gilgenburg hatte eine Reihe jüdischer Einwohner, die vornehmlich im Landhandel tätig und allgemein wohlgelitten waren. Schon ab 1928, mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus, gab es die ersten Verfemungen, die sich nach 1933 steigerten. Einige Juden verließen deshalb die Stadt, vielleicht auch das Land, andere blieben, wurden 1941 verhaftet und wahrscheinlich umgebracht. Die jüdische Bevölkerung verfügte über eine Synagoge, die l938 ausbrannte, dennoch aber die Zeit des Nationalsozialismus überlebte und noch existiert. Nach dem Krieg diente sie als Lagerraum und verfiel. Seit 2002 weist eine Tafel auf die einstige Funktion des Gebäudes hin und seit 2010 bemüht man sich um dessen Erhaltung.[5]Die Gebäude am Markt haben den 2. Weltkrieg dagegen nicht überstanden.

Am Ende des 2. Weltkriegs wurde Gilgenburg ziemlich stark zerstört. Die Gebäude am Markt haben den 2. Weltkrieg nicht überstanden. Polen erkannte Gilgenburg das Stadtrecht ab und nannte es jetzt “Dabrówno”. Immerhin blieben die Stadtkirche und Teile der Befestigungsmauer von Zerstörungen weitgehend verschont. Am 5. 5. 2005 wurde zwischen der Gemeinde Dabrówno und der Kreisgemeinschaft Osterode e. V. eine partnerschaftliche Zusammenarbeit bei der Erhaltung des Kulturgutes der Gemeinde vereinbart.[4]



[1] Osteroder Zeitung, “Gilgenburg”, Mai 2015, S. 52 ff
[2] Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensstaat Preußen, S. 99 ff
[3] Osteroder Zeitung, “Gilgenburg”, Mai 2015, S. 53
[4] Osteroder Zeitung, “Gilgenburg”, Mai 2015, S. 52 – 55
5] Klaus-Dieter Alicke, Osterode und seine jüdischen Mitbürger, Osteroder Zeitung, Dezember 2015, S. 27

Literatur

Chronik der Stadt Gilgenburg