Glittehnen

Glitajny – Glittehnen

Bericht von Hans-Egon v. Skopnik (14.1.2007)

Das Rittergut „Glittehnen, Gemeinde Karschau, Kreis Rastenburg mit K (C)Collmen und Vorwerk Annahöhe“ – so die offizielle Bezeichnung – lag ca 800 m nördlich der Ortsausfahrt Korschen. Dazu gehörte das Gut Kollmen/Collmen. Der Betrieb hatte 785 ha. 1912 jedoch wurden die Gemarkungen südlich der Gutes Collmen an die Ostpreußische Landgesellschaft verkauft zum Bau der Ansiedlungen für den Eisenbahnknotenpunkt Korschen. Das Gutshaus im Rastenburger Glittehnen war das Elternhaus vom Vater des Verfassers, der dort 1891 geboren worden war. Es gibt ein weiteres Gut mit demselben deutschen und polnischen Namen im Kreis Bartenstein bei Wordommen.

1409 hatte Winrich v.Kniprode das kulmische Freigut Glittehnen mit 13 Hufen vergeben. Am 12.10.1667 wurde auf Glittehnen Karl-Gottfried von Knoblauch geboren. Seinem Vater gehörte schon das Gut Glittehnen bei Bartenstein. Er wurde kommandierender General eines Korps zur Verteidigung Breslaus gegen die Russen und verstarb 1762 in Schweidnitz als Kommandant. Das Gut verblieb bis zur Übernahme Goebels bei den Knoblochs.

1834 kaufte der vermögende Herr Göbel den Besitz Glittehnen im Kreis Bartenstein. Ihm gehörten außerdem die Güter Honigbaum, Glittehnen bei Korschen und das Vorwerk Annahöhe.1883 kam das Rittergut Glittehnen durch Heirat von Karl-Julius v. Skopnik mit der Tochter Johanna Goebel, Tochter des Rittergutsbesitzers Glittehnen/Karschau im Kreis Rastenburg und des Gutes Glittehnen, Gemeinde Wordommen im Kreis Bartenstein, in den Besitz der Erbengemeinschaft v. Skopnik. Es bestand also eine enge familiäre Verbindung zwischen beiden Gütern Glittehnen.

Gut Honigbaum wurde 1540 erstmals urkundlich erwähnt und war 1820 adliges Vorwerk des Gutes Massaunen und Dorf. 1834 gehörte es dem reichen Herrn Goebel, dann der Erbengemeinschaft Skopnik. 1908 kaufte es Herr Willy Winiker. Herrenhaus und Wirtschaftsgebäude waren durch die Strasse Bartenstein-Schippenbeil-Gerdaunen getrennt. Die Größe betrug 375 ha. Das Gutshaus ist 1945 völlig ausgebrannt.

Kollmen gehörte bis 1913 der Ostpreußischen Landgesellschaft m.b.H in Königsberg bis auf das Herrenhaus, die Stallungen sowie restliche 285 h Ackerland und Weiden und kam in diesem Jahr in den Besitz der Familie v. Skopnik.

Durch den polnischen .Korridor bedingt wurde Korschen Eisenbahnknotenpunkt und die Loks waren hier gezwungen, Wasser zu fassen für die Fahrt in das Reich. So war Korschen der einzige Bahnhof mit 5 Wassertürmen. Als Historie zu dem Bahnhof folgendes: Die Züge nach Berlin hatten ca 20 Min Aufenthalt durch das Wasserfassen. Die Bahnhofgaststätte nutzte die Gelegenheit und verkaufte eine hervorragende Erbsensuppe, die so berühmt war, dass es in Berlin im Hotel Kempinski „Kartoffelsuppe á la Korschen“ auf der Speisekarte gab.

Der letzte Besitzer von Glittehnen-Rastenburg war Maximilian v. Skopnik, Seine beiden Söhne fielen im WK II. Das Herrenhaus stand bis 1954. Es wurde als Lagerraum von der PGR für Getreide und Zuckerrüben genutzt und zerfiel bis 1954. Heute sind keine Reste mehr zu erkennen. Von den Stallungen blieb ein Großteil erhalten, jetzt zerfallen aber auch diese Gebäude.
Anmerkung: Der Erbe von Glittehnen, Wolf-Dietrich Max-Ferdinand von Skopnik (1917 – 3. 2. 1947) geriet bei der Kapitulation von Königsberg als Oberleutnant der Schweren Flakabteilung 213 in die Hände der Sowjets und in Gefangenschaft. Aufgrund seines adligen Namens kam er in ein Speziallager in Kasachstan, wo er im Lazarett verstarb.[1]

Der letzte Besitzer von Gut Glittehnen in der Gemeinde Wordommen war Georg Borrmann, dessen einziger Sohn 1943 bei Orel fiel. Bormann war in ganz Ostpreußen bekannt ob seiner Bienenzucht. Am 20.01.1945 ging die Familie auf die Flucht, bei der die Ehefrau verstarb. Vater und Tochter verstarben in Leer. Die Familie ist erloschen.

Der Name Glittehnen stammt von dem prußischen Wort “glitus = glatt“.

Ich habe ein Bild des Herrenhauses beigefügt, es stammt von einem Gemälde, das in meinem Besitz ist aus dem Jahr 1889. Das Gebäude war bis 1945 unverändert bis auf den Baumbewuchs.

Nördlich des Gutes führte vor der Bahnschranke ein Feldweg nach Annahöhe. Dort befand sich eine Ziegelei. Die war lediglich angelegt zum Bau des Herrenhauses und der Insthäuser Mitte bis Ende des 19 Jhs.


[1] Hans-Egon von Skopnik in Ostpreussische Familie von Ruth Geede, Oprbl. Nr. 31/2017 (4. August), S. 14