Glotowo – Glottau
Auf dem Gebiet der „terra glotovia“ befand sich zu prußischer Zeit ein religiöses Zentrum, eine heidnische Opferstätte, zu der vermutlich auch eine Fliehburg gehörte. In dem Bemühen, die besiegten Prußen zu integrieren, förderte die Kirche an einer solchen Stelle wie anderswo auch die Begründung eines christlichen Zentrums, das in diesem Fall die Form eines Wallfahrtsortes annahm und ein solcher existierte hier seit 1313, als das Dorf Glottau seine Handfeste erhielt. Immer mehr Wallfahrer kamen zur Fronleichnamsverehrung, um das Allerheiligste Sakrament zu verehren, nämlich die von Kirchenräubern vergrabene und wieder aufgefundene hl. Hostie.
Diese Beliebtheit bei den Gläubigen gab wohl den Ausschlag dafür, dass Bischof Hermann von Prag (1338 – 1349) und das Domkapitel das gerade 1341 erst gegründete Kollegiatsstift bereits nach 2 Jahren mit Order vom 30 Oktober 1343 vom Wallfahrtsort Pettelkau hierher verlegte. Die zunehmende Unsicherheit durch die bis in diese Gegend eindringenden Litauer zu jener Zeit ließen es dem Bischof dann aber angeraten sein, das Stift schon 1347 erneut zu verlegen, und zwar endgültig in die schützenden Stadtmauern von Dobre Miasto – Guttstadt. Das Pfarramt in Glottau blieb aber Propstei.
Im 17. Jh. nahm der Wallfahrtsbetrieb ein Ausmaß an, das den Neubau eines größeren Gotteshauses erforderlich machte. So entstand in der Zeit Bischof Szembeks 1722 – 1726 – vermutlich noch nach Plänen, die der Wormditter Baumeisters Johann Christoph Reimers (1660 – 1720) hinterlassen hatte – ein barockes Gebäude mit Turm und Chor. Um die Kirche herum gibt es 4 Eckkapellen, die allerdings ohne verbindenden Umgang sind.
Dafür sind innerhalb der Kirche die Emporen verbunden.
Im 19. Jh. gab es einige Umbauten, bei denen z. B. der Turm 1854 seine neobarocke Haube erhielt. Ausmalung der Kirche von 1875
Ausstattung:
- Den Hochaltar gestaltete der Bildhauer Johannes Krüger aus Königsberg 1726. Er wurde nach 1800 umgebaut. Die beiden oberen Figuren neben dem Marienbild schnitzte, wie die Kanzel mit den Figuren von Christus und den 4 Evangelisten sowie die Kommunionbank, Adalbert Reibenschu aus Heilsberg. Das Abendmahlsbild im Hauptaltar ist eine Kopie von 1672 nach dem berühmten Werk von Leonardo da Vinci.
- Die Seitenaltäre wurden aus der alten Kapelle übernommen. Darunter befindet sich im Marienaltar eine Kopie der hl. Muttergottes von Tschenstochau.
- Die Apostelfiguren an den Seitenwänden sowie der Prozessionsheiland stammen ebenfalls von Reibenschu, um 1730.
- Das schmiedeeiserne Gitter um die Taufe schmiedete 1736 Hermann Katenbringk aus Guttstadt.
- Gerhard v. Kügelgen malte das Bild „Christus als Lehrender“ 1819.
- Das Bild der Anna Selbdritt ist eine Kopie des Bildes von Bartholomäus Strobel vom Annenaltar des Frauenburger Doms, gemalt 1639, und stammt aus dem Nachlass von Bischof Christoph Andreas Johannes Szembek (1724 – 1740).
Aus dem Fronleichnams-Sanktuarium aus dem 14. Jh. wurden im Jahr 2006 zwei denkmalgeschützte Figuren, entstanden 1825, gestohlen. Das Sanktuarium befindet sich an der Stelle, wo man nach einem Überfall durch heidnische Litauer und Prußen eine mit Erde verdreckte Hostie fand. [1]
Ins malerische Quehltal hinein erstrecken sich 14 Kapellen als Leidensstationen Christi. Dieser Kalvarienberg wurde angelegt 1878 – 1884. Einer der Mitbegründer war Johannes Merten, dessen Grabstein noch auf dem Friedhof nahe der Kirche zu finden ist.
Das Pfarrhaus brannte 1998 ab.
Auf einem deutsch-polnischen Künstlertreffen 2002 entstand auf einer Wiese bei Glottau eine “Installation „Tausend Hände“, die sich harmonisch in die Landschaft einfügte.