Gr. Cannapinnen

Ocakowo – Groß Cannapinnen/Steinsruh

Die Gründung des Gutes Groß Cannapinnen am Kreuzweg der Handelsrouten von Königsberg nach Kowno und von Tilsit in das östliche Masuren geht bis mindestens ins 16. Jh. zurück. Urkundlich ist zunächst der Pfarrherr von Kraupischken, Christopherus von Stein, als Eigentümer belegt. Es folgte die Familie von Loewensprung, u. a. mit dem Geheimen Rat von Loewensprung-Loellhoeffel zur Zeit König Friedrich Wilhelms I. Dessen Sohn verkaufte das Gut an Joh. George Flach, der das Eigentum am 18. 10. 1746 an Johann Heinrich Ritter (geb. 1707 in Quedlinburg – 1757), Pächter des Gumbinner Hospitalkrugs, übertrug, in dessen Familie der Besitz 9 Generationen lang bis 1944/1945 verblieb, als es der Gutsbesitzerin Christine Steiner mit ihren beiden Söhnen gerade noch gelang, den sowjetischen Eroberern zu entkommen. Allerdings wurde Johann Heinrich Ritter 1757 beim Einmarsch der Russen in Ostpreußen in seinem Stall erschlagen, als er sich den Plünderungen der russischen Soldaten widersetzte. Seinem Urenkel Christian Gottlieb Ritter, Generaldeputierter zur Ständeversammlung und Pate einer Tochter von Königin Luise, gelang es dagegen besser, sich der Plünderung durch die 1812 aus Russland zurückflutenden französischen Marodeure zu erwehren. Mit dessen Urenkel Otto Ritter (1832 – 1909) starb die Ritter-Linie im Mannesstamm aus und der Besitz ging über auf die Erbengemeinschaft seiner 3 Töchter, mit Generalvollmacht bewirtschaftet von dem seit 1895 mit Anna Ritter (1862 – 1940) verheirateten Carl Steiner (1868 – 1940), Gutsbesitzer in Masutschen (Kreis Darkehmen) und seit 1895 in Blecken (Kreis Gumbinnen). Die Familie Steiner geht zurück auf den Salzburger Einwanderer Paul Stainer (1687 – 1742) aus Ofensberg im Pongau. Letzter Eigentümer auf Groß Cannapinnen, das 1938 in Steinsruh umbenannt wurde, war als Nacherbe seit 1934 Ernst Steiner (1906 – ), dessen Sohn Eckard der engagierte Vorsitzende der Kreisgemeinschaft Gumbinnen war. Das Gut war zuletzt einschließlich des Vorwerks in Dwinskoje – Warkallen/Roloffseck 378 ha groß.

Groß Cannapinnen war ein vielseitiger landwirtschaftlicher Betrieb. Neben der Pferdezucht, die erstklassige Remonten hervor brachte, gab es eine Herde von bei der Ostpreußischen Herdbuchgesellschaft registrierten Milchkühen sowie eine Merino-Fleischschafherde und Mastschweine. Letztere wurden im 1. Stock des Pferde- und Viehstalles gehalten, war recht unüblich ist, aber dank einer Eisenbetondecke möglich war.

Bereits im 1. Weltkrieg wurden die Gutsgebäude beschädigt oder zerstört, jedoch wieder aufgebaut. Von den ganzen nützlichen Einrichtungen dieses Gutes ist nach dem 2. Weltkrieg dagegen fast nichts geblieben. Vom Stallgebäude stehen einige Mauerreste und es gibt noch das Transformatorenhäuschen aus den 1930er Jahren. In einem Nachkriegs-Stallbau dicht bei wird heute Rindermast betrieben.