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Gr. Skaisgirren

Bolschakowo – Groß Skaisgirren/Kreuzingen

Groß Skaisgirren befindet sich im südlichen, höher gelegenen Teil der Niederung. Hier fließt die idyllische Ossa entlang. Deren Name bedeutet aus dem Litauischen übersetzt „Licht-Hain“. Skaisgirren kann man etwa übersetzen mit „lichter Wald“. Das deutet auf einen Platz am Rande der Wildnis hin, wo sich die Heerstrasse von Labiau nach Osten und Nordosten teilte. Im Laufe der Zeit erweiterte sich das Wegesystem und der Ort wurde zum Schnittpunkt von sechs Chausseen. Das war der Hintergrund für die eindeutschende Umbenennung am 16. 7. 1938 in „Kreuzingen“.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Groß Skaisgirren im Jahr 1583 in einer Amtsrechnung des Amtes Labiau. Amn 25. 6. 1650 erhielt ein Florian Krause die Kruggerechtigkeit mit der Auflage, jährlich 60 Tonnen Amtsbier auszureichen und bald war Skaisgirren ein Amtsdorf mit Kirche. Das Kirchspiel Skaisgirren gründete man 1693.

1807 wohnte Napoleon im Pfarrhaus, während die Kirche als Pferdestall und Wagenremise diente.

Aufgrund seiner guten Verkehrsanbindung entwickelte sich Groß Skaisgirren zum größten Marktflecken des Kreises, war der größte Wochenmarkt Ostpreußens und der größte Ferkelmarkt Preußens. An Markttagen versammelten sich hier bis zu 1.500 Fuhrwerke aus der nahen und weiteren Umgebung – aus Insterburg, Labiau, Wehlau, aus dem Großen Moosbruch. Zur Bewältigung des lebhaften Marktgeschehens gab es drei Marktplätze: den Buttermarkt im Zentrum, den Getreidemarkt in der Hauptstraße und den Schweinemarkt von mehr als 3 ha. An Haupthandelstagen wurden auf dem Getreidemarkt 1.200 bis 1.500 Zentner Getreide, vornehmlich Weizen und Roggen, umgesetzt. An jedem Donnerstag wurden von hier bis zu 40 Eisenbahnwaggons mit Ferkeln und Läuferschweinen verladen, die vornehmlich in die Schweinemästereien von Brandenburg und Pommern gingen. Im Durchschnitt wurden 300 Rinder und 500 Pferde aufgetrieben. Zur Bewältigung des hohen Viehumsatzes gab es in Kreuzingen einen der größten Viehverladebahnhöfe im Deutschen Reich.

Das Markttreiben beeinflusste auch die wirtschaftliche Struktur des Ortes. Es gab etliche Ladengeschäfte, wo die Bauern nach erfolgreichen Geschäften ihren Bedarf deckten, dazu etliche Handwerker, 2 Mühlenbetriebe, Ärzte, Rechtsanwälte und dazu ein Amtsgericht. Wesentliche Einrichtung war auch die Eierzentrale, die die Eier der Hühnerhalter des ganzen Kreises einsammelte, stempelte und an die Handelseinrichtungen der Städte versandte. Größter Arbeitgeben waren daneben die Kreuzinger Mühlenwerke Wisbar und die Neidenburger Mühlenwerke in Wartenhöfen.[2]

Die Anbindung an die Eisenbahnlinie Königsberg – Tilsit war zunächst Gegenstand von lokalen Auseinandersetzungen. Die Kaufleute von Groß Skaisgirren setzten zunächst aus Angst vor der dann leichter einfallenden Konkurrenz aus Tilsit durch, dass der Bahnhof an einem Platz 10 Kilometer vor dem Ort geplant wurde. Der Bürgermeister und die Bürger protestierten erfolgreich dagegen und erreichten eine Verlegung des Bahnhofs, der dann aber immer noch 1 Kilometer vom Zentrum entfernt war. Aber immerhin.

Im 1. Weltkrieg hielten sich die Russen vom 27. August bis zum 8. September 1914 in der Gegend von Gr. Skaisgirren auf. Der mutige Pfarrer Wessoleck konnte zwar etliche Gemeindemitglieder vor der Verschleppung bewahren, aber dennoch kamen einige Einwohner erst 1919/20 aus russischer Gefangenschaft frei.[1]

Heute ist die Gegend um Groß Skaisgirren ein Siedlungsraum für Russlanddeutsche, die nach ihrer Vertreibung durch Stalin und der Diaspora hier eine neue Heimat fanden.

Die Stadthalle existiert noch.

Die Pfarrkirche ist ein schlichter, kleiner Bau von 1773, der aber immerhin 500 Personen Platz bot. Er erhielt 1849/50 einen Dachreiter auf dem Turmdach, nachdem ein schwerer Sturm am 17. Januar 1818 so schwere Schäden angerichtet hatte, dass der Turm 1827 bis auf das Mauerwerk abgetragen werden musste. 1945 blieb das Gebäude unbeschädigt. Die Teile des Turms oberhalb der Dachhöhe des Schiffs wurden später abgetragen und die Fenster zugemauert. Nach 1945 nutzte man das Langschiff zunächst als Kulturhaus, dann als Kaufhalle und jetzt als Kino und Bühnensaal. Sakristei und Vorhalle sind zerstört. Inzwischen wurde die Kirche restauriert und erweitert und dient nun der Russisch Orthodoxen Glaubensrichtung (Stand 2019). Bei der Renovierung des Gemeindehauses konnte mit Mitteln aus Deutschland geholfen werden. In ihm wohnt das Pfarrerehepaar Michelis,[3] ob immer noch, ist nicht bekannt.

Gleichzeitig mit der ersten Kirche entstand 1693 das Schulhaus. Es erhielt 1820 einen zweiten Klassenraum. 1834 besuchten 157 Kinder die Schule. Später wurde die Schule vierklassig. 1938 konnte ein neu gebautes Schulzentrum mit Volksschule und Mittelschule bezogen werden, wo dann ausreichende Schulräume zur Verfügung standen, dazu eine großer Sportplatz, Aula, Werkräume, Handarbeitsraum, Schulküche.

Als angenehme Unterkunft gilt das „Haus Renate“, Tel. 007-01163-37265. Es wurde 1993 begründet von Lothar Hein vom Reiseunternehmen „Hein-Reisen“, der in der Elchniederung geboren wurde. Einfache Zimmer, freundliche Bedienung, ordentliche Küche. Das Haus war ehemals die Volksbank in Kreuzingen.


[1] Der Kreis Elchniederung gestern und heute, herausgeg. 2006, S. 53
[2] Der Kreis Elchniederung gestern und heute, herausgeg. 2006, S. 54
[3] Ostkirchliche Informationen, III. 2008