Groß Engelau

Demjanowka – Groß Engelau

Durch Groß Engelau floss die Sproge, ein kleines Rinnsal, dass sich durch ein besonders schönes Wiesental schlängelte. Der Ort hatte 1937 lt. Volkszählung 741 Einwohner. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Gebiet von Goß und Klein Engelau zum militärischen Sperrgebiet, in dem Truppenübungen stattfinden. In neuerer Zeit hat man diese Art der Nutzung offenbar aufgegeben.

Die Kirche ohne Chor mit Staffelgiebeln an Turm und östlichem Abschluss in Groß Engelau auf dem östlichen Abschnitt des Dorfangers stammt vom Ende des 14. Jhs. Im 1. Weltkrieg wurde sie bereits umfangreich zerstört, doch mit der alten Form wieder aufgebaut. In den Kämpfen von 1945 erhielt die Kirche einige Treffer. 1989 stand nur noch der beschädigte Turm aus dem 15. Jh. der allerdings noch sein sehenswertes Spitzbogenportal besitzt. Aufgrund der Bemühungen des Kirchspielvertreters und der Kreisgemeinschaft Wehlau wurde die Turmruine in den 1990er Jahren gesichert. Die Sicherung der Kirche hat aber nicht verhindert, dass die Mauersteine aus den Wänden herausgebrochen wurden, um sie zu verkaufen oder zu verwerten. Im Jahr 2012 sah die Kirchenruine höchst desolat aus – siehe Fotos von Marcus Stritzke. Im Jahr 2015 brach der Turm größtenteils zusammen.[1]

Das Pfarrhaus wurde 1904 gebaut. Auf der Ostseite der Kirche stand ein Ehrenmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs und dicht bei die zweiklassige Schule.

Groß Engelau besaß etwas Außergewöhnliches: einen Bahnhof ohne Gleisanschluss. In den 1920er Jahren versuchte der damalige Bürgermeister, Groß Engelau an das Eisenbahnnetz anzubinden und ließ schon mal das Bahnhofsgebäude errichten. Die Bauern jedoch sperrten sich dagegen, Land für die Verlegung der Schienen bereit zu stellen – wohl aus Skepsis über den technischen Fortschritt, und das zukunftsträchtige Projekt unterblieb. Das überflüssige Gebäude funktionierte man zum Wohnhaus um, aber die Bezeichnung „Bahnhof“ wurde beibehalten.[2]

Von der Siedlung ist nichts übrig geblieben. Auch das Rathaus, nach der Zerstörung im 1. Weltkrieg nach Plänen von Architekt Schmeißner als gut proportionierter Fachwerkbau mit Backsteinausmauerung wiederaufgebaut, ist verschwunden.

Hundert Meter östlich des Dorfes befand sich der Dorffriedhof, angelegt 1890. Er existiert nicht mehr.

Neben Groß Engelau gab es Klein Engelau, das vermutlich auch schon zur Ordenszeit gegründet wurde. Am Ostausgang des Dorfes befand sich ein Grabstein für den im 1. Weltkrieg 1914 gefallenen Oberleutnant Alfred von Rosenberg. Im Dorf hatte sich die militärische Verwaltung des Truppenübungsplatzes niedergelassen. Es gibt noch zwei Wohnhäuser aus deutscher Zeit, ansonsten militärische Nutzbauten neuerem Datums.


[1] Joachim Rudat, Die baltische Flotte will es nicht gewesen sein, Oprbl. Nr. 48/2015 (27. November), S. 16
[2] Heimatbrief Wehlau, Nr. 63, S. 74