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Groß Kuglack

Jasenskoe – Groß Kuglack

Zwei prußische Burgwälle in der Nähe deuten auf eine frühe Besiedlung der Gegend von Gr. Kuglack hin. Das Kuglacker Land an der Deime wurde 1459 von Hochmeister Ludwig von Erlichshausen dem Landkämmerer in Kremitten, Hans Timme, verschrieben. Die Deime bildete damals noch die Grenze des Samlands nach Osten – danach begann die Wildnis. 1540 wurde Jacob von der Schleuse als Besitzer genannt. Dessen Erben verkauften das Gut.

Nach wechselnden Eigentümern erwarb 1694 der Geheime Rat Adam Otto von Viereck (1634 – 1717) aus Mecklenburg das Gut in Groß Kuglack. Er avancierte1699 zum preußischen Gesandten am dänischen Hof in Kopenhagen. Seine Tochter Elisabeth Helene (1679 – 1704) wurde dort Hofdame der Schwester von König Frederik IV. (Rgzt. 1699 – 1730), und, da sie dem König gefiel, dessen Geliebte, die ihm 1703 zur linken Hand angetraut wurde. Ein Jahr später starb sie jedoch im Kindbett, und auch das Kind überlebte nicht lange.

Erbe des Besitzes 1717 war der Geheime Kriegsrat Friedrich Wilhelm von Viereck (gest. 1735), der als Bauherr des Gutshauses gilt. Dennoch verkaufte er das Gut noch kurz vor seinem Tod an den Domänenpächter von Großhof und Kleinhof Tapiau, Georg Ernst Neumann.

Nach 1782 wechselten die Besitzer sehr häufig, bis 1869 Eugen von Hippel (1843 – 1934) das Gut in Groß Kuglack für 46.000 Taler und das Gut Klein Kuglack für 45.000 Taler erwarb.

Die Familie von Hippel gehörte zum Uradel der Oberlausitz. Mitglieder der Familie waren u. a. der Königsberger Bürgermeister und Polizeipräsident Theodor Gottlieb von Hippel d. Ä. (1741 – 1796) und Theodor Gottlieb von Hippel d. J. (1775 – 1873) (Näheres zu diesen beiden siehe Königsberg und Gerdauen).

Als 1882 die Ostpreußische Herdbuchgesellschaft gegründet wurde, gehörte der Gutsherr von Hippel zu den Gründungsmitgliedern. Ein Stamm von 18 Sterken (= junge Kühe, die noch nicht gekalbt haben) aus Ostfriesland machte den Anfang. Später wurden rd. 100 Kühe samt dazugehöriger Jungtiere und Mastochsen gehalten. Im Jahr 1907 brachte nach massiven Regenfällen das Hochwasser der Deime große Schäden für die Ländereien in Kuglack. Nach deren Beseitigung ging es weiter aufwärts. So stieg die Milchleistung von 1.600 Liter pro Kuh um 1890 auf zuletzt 4.200 Liter/Jahr. Um 1880 wurden die Kühe dreimal täglich gemolken, wobei jede Frau 10 Kühe melken musste. Ein Liter Vollmilch erbrachte damals 6,6 Pfennig.

Im 1. Weltkrieg stießen die Russen bis zur Deime vor, überschritten diese Grenze jedoch nicht.

Der Sohn Walter von Hippel (1872 – 1936) wurde 1925 zum Generallandschaftsdirektor gewählt. In dieser Funktion, in der er stark mit umstrittenen Umschuldungsmaßnahmen für landwirtschaftliche Großbetriebe in den 1920er Notjahren befasst war, zog er sich heftige Kritik von Seiten der Nationalsozialisten zu, die nach 1933 zum sog. Hippelprozess in Königsberg führte, in dem er verurteilt wurde.

Den Besitz erbte sein Sohn Gerd von Hippel (1902 – 1963) und er war der letzte deutsche Eigentümer. Am 21. 1. 1945 brachen die Einwohner Groß Kuglacks zur Flucht auf. Die Mauern des Gutshauses stürzten wohl in den 1980er Jahren ein und wurden mit den meisten Wirtschaftsgebäuden abgetragen. Nur die Terrassen vor und hinter dem Gutshaus könnten noch existieren. Die Stellmacherei und der Pferdestall wurden zu einem Sägewerk umgebaut.[1]

Nähere Informationen bei Wulf D. Wagner in „Stationen einer Krönungsreise – Schlösser und Gutshäuser in Ostpreußen“, S. 97 ff

[1] Heimatbrief Wehlau, Nr. 78, S. 264

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