Geschichte von Groß Legitten und seiner Kirche
Die lange Siedlungstradition in der Gegend von Legitten wird dokumentiert durch ein stattliches Gräberfeld aus vorgeschichtlicher Zeit. In den Grabstätten fand man u. a. Münzen von Hadrian und Lucius Verus.[2]
Mit der ältesten Handfeste des Kreises Labiau wurden den Prußen Wodune und Napelle 1291 drei Haken Acker im Felde Legitten übergeben. Das Wort Legitten wird dabei gedeutet als „bebautes Land“, was darauf hinweist, dass das Gelände hier bereits kultiviert war. In der Umgebung befand sich allerdings noch sehr viel Wald, insbesondere ein Heiliger Wald zwischen Legitten und Scharlack, der im 14. Jh. erst gerodet wurde.[3] Der Ort wurde 1377 erstmals genannt.
Die Kirche entstand um 1400 als schlichter Feldsteinbau, eingerahmt von Backsteinen, mit Chor und Turm. Ältester Teil ist der Chor, um 1400 mit 7teiligem Ostgiebel vom Anfang 16. Jh. Das dreijochige Schiff wurde im 15. Jh. an den Chor angebaut. Der Turm entstand gleichzeitig mit dem Schiff, wurde aber später stark erneuert. Die Kirche hat große Fenster, innen und außen mit den gleichen Formsteinen profiliert, vom Ende des 15. Jhs. Die ursprüngliche flache Decke des Innenraums im Chor und im Schiff wurde vermutlich im 2. Viertel des 16. Jhs. durch ein Sterngewölbe ersetzt, wobei man die Außenmauern des Schiffs erhöhte. Die abwechselnd birnstabförmigen und dreiviertelrundstabförmigen Rippen ruhten auf Fratzenköpfen. Die Sakristei mit Tonnengewölbe ist teilweise erhalten. Sie wurde wohl zusammen mit dem Chor gebaut. Die barocke Vorhalle im Norden entstand um 1700.
Die Kirche überstand den 2. Weltkrieg unversehrt und diente danach bis zum Ende der 1960er oder der Mitte der 1980er Jahre als Halle zum Trocken von Getreide. Die Ausstattung ist seit dem letzten Krieg vernichtet.
Bereits im 17. Jh. wurde in Groß Legitten Schulunterricht erteilt. So ist für 1687 ein Schulmeister und Kantor Hiller dokumentiert, der im Schulhaus wohnte. 1688 baute man in der Marktstrasse ein neues Kantor- und Organistenhaus, dem zwei Klassenräume angeschlossen waren. 1767 musste ein neues dreiklassiges Schulgebäude zur Verfügung gestellt werden, weil das alte zu klein geworden war. Das war jedoch bereits 1796 so baufällig, dass es abgerissen werden musste.[4]
Das später folgende moderne dreiklassige Schulhaus (letzter Schulleiter war Kantor Ernst Gleiminger) diente nach dem 2. Weltkrieg zur Hälfte als Dorfbibliothek, in die andere Hälfte zog eine Sozialstation ein. Dieser Teil des Hauses war aber bereits so verschlissen, dass man auszog und ins Kolchosgebäude übersiedelte. In diese Haushälfte ohne Fenster, Heizung und Wasser zog im Herbst 2000 der wohnungssuchende Hausmeister Herr Molodavkin, der Küster der Kirche in Groß Legitten ist . Mit deutscher Hilfe und viel Eigenleistung wurde das Gebäude, das aus deutscher Sicht bereits verloren war, wieder instandgesetzt.
Das mit 176 ha nicht sonderlich große Adl.-Gut in Groß-Legitten ging 1913 von Gustav Kerwien in den Besitz von Eugen Terner über. Um 1873 kauften die Brüder Otto Peter und Bernhard Giese aus der Elchniederung die Güter Adlig Legitten (ca. 250 ha) und Polompen (ca. 500 ha) im Kreis Tilsit/Ragnit, wobei Polompen und vielleicht auch Legitten 1901 wieder veräußert wurden.[1]
In Legitten wurde Hans von Lehwald (24. 6. 1685 – 16. 11. 1768) als Sohn des Gutsbesitzers Georg Christoph von Lehwald-Meyken und seiner Frau Marie Esther, geb. von der Trenck, geboren. Er wählte die militärische Laufbahn und kämpfte zunächst in allen Schlachten des spanischen Erbfolgekrieges mit – Höchstedt, Oudenarde, Malplaquet. Vom Fähnrich stieg er Schritt für Schritt die Rangleiter bis zum Oberst im Jahr 1728 empor und wurde 1738 Chef des Regiments Jung-Kleist in Bartenstein. Friedrich II. beförderte ihn bei Amtsantritt zum Generalmajor und Lehwald zeichnete sich gleich im ersten schlesischen Krieg insbesondere bei Chotusitz aus. 1742 Ernennung zum Amtshauptmann von Tangermünde, 1743 zum Generalleutnant und Amtshauptmann von Pillau.
Erfolgreich im 2. schlesischen Krieg. 1748 avancierte er zum General der Infanterie, Gouverneur von Memel und Kommandeur aller Truppen in Preußen, 1751 zum Feldmarschall und Gouverneur von Königsberg. In dieser Funktion kämpfte er 1757 bei Groß Jägersdorf mit 24.700 Mann gegen russische Soldaten unter Apraxin in einer Stärke von 54.800 Mann und unterlag der Übermacht. Dennoch trug sein Kampf dazu bei, dass sich die Russen erst einmal in ihr Winterquartier nach Kurland zurückzogen. Sodann vertrieb er die Schweden aus Pommern und wurde zum Gouverneur von Berlin ernannt. Nach dem siebenjährigen Krieg verlebte er den Rest seines Lebens in Ostpreußen.[5]