Sterlawki Wielki – Groß Stürlack
Der Ort wurde 1387 unter Hochmeister Conrad Zöllner von Rotenstein gegründet.
1656 traf die Gemeinde großes Ungemach: beim Einfall der Tataren wurde nicht nur das Dorf abgebrannt, sondern es soll auch der Gutsherr, Frhr. Georg Friedrich Schenk von Tautenburg, Erbherr auf Steinhoff, Deyguhnen, Faulhöden und Stürlack, vor der Tür seines Hauses auf einem Steinblock in Stücke gehauen worden sein. Seinen Sohn Michael Wilhelm entführte man in die Gefangenschaft, aus der er nicht wiederkehrte. Dagegen gelang Johann Sigismund Schenk zu Tautenburg aus der Gablick’schen Linie nach fast fünfjähriger Gefangenschaft die Heimkehr.
In Groß Stürlack wurde Rudolf Nadolny (12.07.1873 – 18.05.1953) als Sohn des Gutsbesitzers August Nadolny und seiner Ehefrau Agnes Trinker geboren, deren Vorfahren im 18. Jahrhundert wegen ihres protestantischen Glaubens von Salzburg nach Ostpreußen emigriert waren. Er studierte in Königsberg Jura und war 1901 zunächst als Richter in Königsberg tätig, bevor er ab 1902 die diplomatische Laufbahn im Auswärtigen Amt einschlug. Im Juli 1916 wurde er vom Auswärtigen Amt als Geschäftsträger nach Persien geschickt, wo er die Gesandtschaft leitete. Nach deren Auflösung im Jahre 1917 war er bis 1919 Referent für Ostpolitik im Auswärtigen Amt und nahm in dieser Funktion maßgeblich an den Friedensverhandlungen mit Rußland in Brest-Litowsk teil. In der Weimarer Republik wurde er Chef des Büros von Reichspräsident Friedrich Ebert (1919-1920). Im Januar 1920 erfolgte die Ernennung zum Gesandten in Stockholm. Nach vier Jahren wurde er Botschafter in der Türkei (1924-1933). Er leitete außerdem die deutsche Delegation auf der Abrüstungskonferenz in Genf (1932-1933). Im August 1933 erhielt er den Botschafterposten in Moskau, gab diesen jedoch bald wieder auf, weil er mit der sowjetfeindlichen Politik der Nazis nicht einverstanden war und widmete sich fortan seinen Gütern in Groß Stürlack und in der Uckermark. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs engagierte er sich kurze Zeit bei der Reorganisation des Deutschen Roten Kreuzes, bis die Siegermächte das DRK im Oktober 1945 auflösten. Im Jahre 1949 ließ sich Nadolny in Rhöndorf nieder. Er gehörte zum Godesberger Kreis und beteiligte sich an der “Gesellschaft für die Wiedervereinigung Deutschlands”. (Literatur: Rudolf Nadolny, Mein Beitrag. Erinnerungen eines Botschafters des Deutschen Reiches, hg. von Günter Wollstein, Köln 1985.)
Eine Kapelle, Johannes dem Täufer geweiht, existierte im Ort bereits 1490. Sie wurde 1590 von einer Kirche abgelöst, die man 1598 zur Pfarrkirche erhob. Das Gotteshaus, das die Gemeinde nach den Zerstörungen durch die Tataren 1657 wiedererrichtete, mußte im 19. Jh. wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Es wurde 1832 durch eine Hallenkirche in Fachwerkbauweise ersetzt, für deren Gestaltung Karl Friedrich Schinkel Pate stand. Apsis und Turm stammen von 1884.
Ausstattung:
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- Altar und Kanzel aus der Zeit nach 1657 sind nicht mehr vorhanden, aber das Altarbild hat in der Kirche überlebt.
- Messingtaufschale, 2. Hälfte 17. Jh.
- Kruzifix, 18. Jh.
- Orgel von 1866.
- Der Pfarrer bewahrt den alten Turmknauf aus Messing auf, der 1720 von Johann Adam Gregorovius und seiner Frau Anna Maria, geb. Boesin, gestiftet worden war
- Glocke von 1917/1923
Beitrag von Rudolf Nadolny
Groß Stürlack ist ein Haufendorf, was auf einen prußischen Ursprung oder zumindest eine vorordenszeitliche Siedlung hinweist. Darauf weisen auch der Fund eines Randbeiles und Hügelgräber aus der Bronzezeit hin, die sich bei Gr. Stürlack fanden. Deutsche Dörfer sind in der Ordenszeit sehr regelmäßig angelegt worden.
Am 17. Januar 1387 reichte Dietrich von Venden, Komtur von Brandenburg, für Groß Stürlack eine Handfeste über ein Dienstgut von 60 Hufen (à 16,5 ha) bei acht Freijahren aus. Am 5. August 1404 vergab Hochmeister Ulrich von Jungingen für Klein Stürlack eine Handfeste über 74 Hufen zu kulmischem Recht.
Beim Einfall der tatarischen Horden wurde auch Groß Stürlack zerstört., Der Freiherr Georg Friedrich Schenk zu Tautenburg, Erbherr auf Steinhoff, Deyguhnen, Faulhöden und Stürlack, wurde vor der Tür seines Hauses auf einem Stein in Stücke gehauen. Seine Söhne Michael und Wilhelm wurden von den Tataren entführt.
In der Vasallentabelle von 1778 wird der Anteil des Adligen Guts Groß Stürlack am Dorf Stürlack mit 6 Hufen angegeben. Gutsherr war Baron Schenk zu Tautenburg.
Martin Gerß (23. 10. 1808 – 25. 3. 1895) war von 1838 – 1848 Rektor in Groß Stürlack, Neben seiner Lehrtätigkeit war er schriftstellerisch tätig. 1873 erschien seine “Geschichte des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71” in masurischer Sprache, ebenso 1889 das “Leben Kaiser Wilhelms I.” und das “Leben Luthers”. Weithin bekannt war sein masurischer Kalender “Pruski-polski Kalendarz” mit einer Auflage von 10.000 Stück. Er begründete auch eine masurische Gesellschaft, die später als “Literarische Gesellschaft Masovia” fortexistierte.
Seit 1868 waren Groß und Klein Stürlack mit einem Bahnhof an die Eisenbahnlinie Korschen – Königsberg, der “Ostpreußischen Südbahn”, angeschlossen.
Im Jahr 1944 war Bruno Kesssel aus Birkensee Amtsvorsteher von Groß und Klein Stürlack. Standesbeamter war der Lehrer Gronau, der Pfarrer hieß Modesitzki. Die Schule in Groß Stürlack verfügte über drei Klassen mit insgesamt 130 Schülern. Schulleiter war Hauptlehrer Willy Gerlach. Weitere Lehrkräfte waren Otto Gronau, Papie, Frl.Haupt. Die Schule in Klein Stürlack hatte zwei Klassen für 90 Schüler. Lehrer waren Herr oder Frau Krack und Kühnast. Es gab eine Hauswirtschaftslehrerin, Elfriede Heinrich, die an fünf weiteren Schulen im Umkreis unterrichtete.
In Groß Stürlack gab es die Kaltblutdeckstelle von G. Czygan
Rudolf Nadolny (12. 7. 1873 – 18. 5. 1953) wurde geboren in Groß Stürlack als Sohn des Gutsbesitzers August Nadolny und seiner Ehefrau Agnes Trinker, deren Vorfahren Mitte des 18. Jahrhunderts aus Salzburg nach Ostpreußen emigriert waren. Die alteingesessene Familie Nadolny wurde erstmals 1391 in Schöndamerau urkundlich erwähnt. Großvater Friedrich Trinker (1815 – 1887) war ab 1851 Rektor der Volksschule in Groß Stürlack und Kantor der örtlichen Kirchengemeinde. Die Nadolnys waren lange Zeit Gutsbesitzer in Jeziorky (Ryn) – Jesziorken, 1928 umbenannt in Preußenburg. August Nadolny ging als landwirtshaftlicher Berater nach Groß Stürlack, wo Sohn Rudolf zur Welt kam. Später erwarb er das Gut in Kamionki – Kamionken/Steintal bei Lötzen.
Rudolf Nadolny ging in Groß Stürlck in die Volksschule, die sein Großvater leitete, besuchte dann das Progymnsium in Lötzen bis 1890 und legte 1892 die Abiturprüfung in der Herzog-Albrecht-Schule in Rastenburg ab. Nach der Schulzeit absolvierte er zunächst das Einjährig-Freiwillige Dienstjahr beim Militär in einem Grenadier-Regiment in Königsberg und begann dann ein Jura-Studium an der Albertina in Königsberg. Nach dem Assessorexamen 1901 war er zunächst als Richter in Königsberg tätig, bevor er ab 1902 die diplomatische Laufbahn im Auswärtigen Amt einschlug. Von 1903 – 1907 diente er als Vizekonsul im Generalkonsulat in St. Petersburg, war dann Legationsrat und übernahm 1912 – 1914 diplomatische Aufträge in Persien, Bosnien und Albanien.
Im 1. Weltkrieg war er zunächst Adjutant im Garde-Grenadier-Regiment Nr. 5 und ab Herbst 1914 Mitarbeiter in der Nachrichtenabteilung des Stellvertretenden Generalstabs. Im Frühjahr 1915 ernannte man ihn zum Chef der neu gegründeten Sektion Politik des Generalstabs des Feldheeres. Sein Observtionsgebiet war Europa und Nordamerika.
Im Juli 1916 wurde er vom Auswärtigen Amt als Geschäftsträger nach Kermânschâh in Persien geschickt, wo er die Gesandtschaft leitete und wo sich die provisorische persische Regierung unter Führung von Al Saltaneh aufhielt. Nadolny sollte dabei auf die Unabängigkeit Persiens hinwirken, das von Russland und Großbritannien besetzt war. Nach der von den Osmanen verlorenen Schlacht von Bagdad 1917 wurde die Gesandtschaft von Kermânschâh aufgegeben und der persische Widerstand brach zusammen.
Nadolny kehrte nach Berlin zurück und war bis 1919 Referent für Ostpolitik im Auswärtigen Amt. In dieser Funktion hielt er Kontakt zu den Bolschewiken in der Schweiz und war involviert in das Projekt der Obersten Heeresleitung, Lenin durch das Deutsche Reich nach Moskau zu schleusen und war an den sich anschließenden Friedensverhandlungen mit Rußland in Brest-Litowsk beteiligt. In der Weimarer Republik wurde er im März 1919 zum Chef des Büros von Reichspräsident Friedrich Ebert ernannt. In dieser Position löste ihn Otto Meissner ab, der auch unter Hindenburg und Hitler sowie zuetzt Dönitz im Amt blieb. Im Januar 1920 erfolgte Nadolnys Ernennung zum Gesandten in Stockholm. Nach vier Jahren wurde er Botschafter in der Türkei (1924-1933). Er leitete außerdem die deutsche Delegation auf der Abrüstungskonferenz in Genf (1932-1933). Im August 1933 erhielt er den Botschafterposten in Moskau, gab diesen jedoch bald wieder auf, weil er mit der sowjetfeindlichen Politik der Nazis nicht einverstanden war und widmete sich seinen Gütern in Groß Stürlack und in Briesen bei Gerswalde in der Uckermark, welches er unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Botschafterdienst erworben hatte. Mit Beginn des 2. Weltkriegs erhielt er eine Anstellung als Major im Oberkommando der Wehrmacht, gab diesen Posten nach dem Überfalls Deutschlands auf die Sowjetunion 1941 aus Protest wieder auf, verkaufte Briesen und pachtete das Obstgut Katharinenhof bei Gransee. Da er perfekt russisch sprach, gelang es ihm, dass Gransee kampflos und unzerstört an die Rote Armee übergeben wurde. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs engagierte er sich kurze Zeit bei der Reorganisation des Deutschen Roten Kreuzes, bis die sowjetischen Siegermächte das DRK im Oktober 1945 auflösten. Im Jahre 1949 ließ sich Nadolny in Rhöndorf in einer Villa gegenüber dem Haus von Konrad Adenauer nieder. Er gehörte zum Godesberger Kreis und beteiligte sich an der “Gesellschaft für die Wiedervereinigung Deutschlands”. Anlässlich seines 100. Geburtstags veranstaltete das Auswärtige Amt 1973 eine Gedenkfeier für seinen ehemaligen herausragenden Diplomaten.[1]
[1] Wolfgang Reith, Von Lötzen und Rastenburg in die Welt, PAZ Nr. 27/2023 (7. Juli), S 23; Wikipedia unter Rudolf Nadolny