Grunenfeld

Geschichte des Gutes Gronowko – Grunenfeld

Grunenfeld wurde erstmals am 22. Juli 1350 urkundliche erwähnt, als der Komtur von Balga, Erhard von Kulling, einem Nikolaus Prange 44 Hufen Land verschrieb, damit hier ein Dorf gegründet werde. Da sich nicht genügend Bauern finden ließen, wurde das Gelände 1426 vom Orden in ein Lehngut umgewandelt. Die Beleihungsurkunde für Gut Grunenfeld hat sich erhalten und wird heute beim Ostarchiv in Göttingen aufbewahrt. Als erster bekannter adliger Besitzer wurde ein Heinrich von Taubenheim genannt, der dem Orden im 13jährigen Städtekrieg als Söldner gedient hatte und noch vor 1471 das Gut als Lohn überschrieben bekam.

Der Einmarsch schwedischer Truppen 1629 brachte erhebliche Einbußen und Schicksalsschläge für die Familie Taubenheim. Ludwig I. von Taubenheim lieferte sich in einer sehr persönlichen Fehde ein Duell mit dem Obristleutnant Christoph Hünnichen, bei dem der Schwede den Tod fand. Als Ludwig von Taubenheim vier Jahre später erneut in den Tod eines Schweden, eines schwedischen Kornetts, verwickelt war, musste er zur Strafe in polnische Kriegsdienste treten, während sein an der Freveltat beteiligter Bruder Reinhold hingerichtet wurde.[1]

Um 1720 gelangte das verschuldete Gut, das bereits verpfändet worden war, an Achatz von Brandt (um 1658 – 1733), der ab 1722 auch Sonnenstuhl besaß. Die erbende Tochter Katharina Tugendreich von Brandt (1708 – 1770) heiratete am 17. 4. 1743 den Leutnant Christoph Wilhelm von Beneckendorf (1713 – 1782), der erste Beneckendorf in Ostpreußen, und ihr Sohn Johann Otto Gottfried von Beneckendorf (1747 – 1827) war der Urgroßvater des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg und von Beneckendorf. Er erwarb u. a. bereits Gut Neudeck und verkaufte Grunenfeld 1782 an den Generalmajor Wilhelm Heinrich Freiherr von der Goltz (1724 – 1789).

Nach mehreren nachfolgenden Besitzwechseln, darunter u. a. mit Friedrich Carl Herzog von Holstein-Beck von 1802 – 1820, erwarb Eduard v. Hanenfeldt (1797 – 1868) am 16. 10. 1837 den Grundbesitz und dessen Familie wohnte hier bis 1945. Letzte Besitzerin des Gutes war Hedwig von Hanenfeldt, geb. Gräfin Bülow von Dennewitz auf Grünhoff (1878 – 1969). Das hochbarocke Herrenhaus aus dem 18. Jh., 1914/15 nach Entwürfen des Architekten Paul Salinger aus Berlin neobarock umgebaut, fiel bei schweren Gefechten auf dem Hof und im Park dem Krieg zum Opfer, das Gut, das zuletzt 758 ha umfasste, wurde polnisches Staatsgut.

Heute sind vom einstigen Gut nur einige Wirtschaftsgebäude übrig geblieben, die kaum noch genutzt zu werden scheinen. Vom 1861 angelegten Vorwerk Friedhöfchen mit dem Hospital, in dem alte und arbeitsunfähige Gutsleute wohnten und verpflegt wurden, führte eine 1864 angelegte Kastanienallee, die sog. Düppelallee, zum Gutsbereich.

Es gab eine Friedhofskapelle aus Feldsteinen mit hölzernem Turm, die am 13. 11. 1859 auf dem neu angelegten Dorffriedhof, der einen wegen ungünstiger Grundwasserverhältnisse aufgegebenen alten Friedhof ersetzte, eingeweiht wurde. In der Gruft der Kapelle wurde die Gutsherrschaft beigesetzt. Die 60 umgebetteten Gräber und die Kapelle gruppierten sich um ein bei den Arbeiten entdecktes Hünengrab. Dieses Hünengrab öffnete man und fand dabei drei Urnen, die man im Gutshaus aufbewahrte, eine davon bis 1945. Das Gelände des Friedhofs diente offensichtlich schon in vorgeschichtlicher Zeit als Begräbnisplatz, wie weitere dort aufgefundene Hünengräber, Urnenscherben und Bernsteinperlen aus der Jüngeren Bronzezeit belegen.[2]

Zur Geschichte von Gut Grunenfeld siehe

  • Hewig von Hanenfeldt, Schicksal und Anteil – Geschichte um ein ostpreußisches Gutshaus, Hamelwörden 1956
  • Wulf D. Wagner, Die Güter des Kreises Heiligenbeil in Ostpreußen, S. 163 ff

[1] Wulf D. Wagner, Die Güter des Kreises Heiligenbeil in Ostpreußen, hier: Grunenfeld, S. 164
[2] Wulf D. Wagner, Die Güter des Kreises Heiligenbeil in Ostpreußen, hier: Grunenfeld Anmerkungen, S. 170