Górne – Gurnen
Das Dorf Gurnen entstand noch vor 1540 als Zinsdorf und trug damals den Namen “Jarcke”, “Schön-Jariken”, “Schönjarcken” – nach dem Fließ Gorki bzw. Jarke oder Jarcke. Die Bezeichnung Gurnen wurde erst im 17. Jahrhundert üblich. Das Gut wurde am 3.8.1565 von Herzog Albrecht an Lorentz von Halle ausgegeben. Der Sohn Heinrich von Halle verkaufte das Gut 1638 an Gotthardt von Boddenbruch (= Buddenbrock). 1729 musste das Gut öffentlich versteigert werden, wohl als Folge der wirtschaftlichen Schwierigkeiten nach der Großen Pest am Anfang des 18. Jhs.[1]
Bis 1910 bestand „Adlig Gurnen“ aus dem Gutshaus mit Kirche und Pastorat, Inspektorenhaus, Insthäusern, Glöcknerhaus, Rektorat mit Schule sowie dem Bahnhof. Die vorliegenden Aufzeichnungen gehen bis auf das Jahr 1910 zurück, als die erste Aufsiedlung des Gutes durch die Ostpreußische Landsiedlungsgesellschaft durchgeführt wurde. Es gehörten seinerzeit 800 Hektar Land zum Gut, davon wurden etwa 360 Hektar aufgesiedelt. Die zweite Phase der Aufsiedlung erfolgte 1927 ebenfalls durch die Ostpreußische Landsiedlungsgesellschaft.[5]
1566 wurde in Jarcke/Gurnen Kirchenland verschrieben. Die erste Kirche wurde 1574 – 1581 errichtet und galt einmal als älteste Kirche im Landkreis Goldap. Ein Umbau erfolgte 1612 – 1617. Ab dieser Zeit war Gurnen Pfarrdorf eines Kirchspiels, zu dem 13 Dörfer gehörten. In der Mitte des 19. Jhs. war der Turm derart marode, dass er abgerissen werden musste. Die ebenfalls desolate Kirche wurde bei dieser Gelegenheit neuromanisch umgebaut, wobei man auf einen neuen ‘Turm verzichtete. Nach der Eroberung durch die Rote Armee im 2. Weltkrieg wurde die Kirche niedergebrannt und ist seitdem nur noch Ruine. Hinter der Ruine waren 1998 in dem verwachsenen Kirchhof noch einige eiserne Grabkreuze zu entdecken (u. a. von den Salzburger Nachkommen Unterberger). Letzter Pfarrer war Ernst Günther Haß (1943 – 1945)[2]
Im Juli 2005 wurde der Gedenkstein für die Gefallenen des 1. Weltkrieges an der Gurner Kirchenruine von der Kreisgemeinschaft Goldap mit einer neuen Tafel versehen und im Beisein von Vertretern der Stadt Goldap, früheren und heutigen Bewohnern von Gurnen sowie Mitgliedern der Kreisgemeinschaft Goldap festlich wieder eingeweiht.[3]
Literatur zu Gurnen[4]:
Hans Berner: Beitrag zur Siedlungsgeschichte des Kirchspiels Gurnen [für die Zeit bis 1750].
- in Karl von Buchka, Willi Lemke: Heimatbuch des Kreises Goldap. Sturmverlag, Zweigniederlassung Insterburg 1939, S. 123 – 137
- und leicht verändert in Johannes Mignat: Der Kreis Goldap – ein ostpreußisches Heimatbuch. Holzner-Verlag, Würzburg 1965, S. 103 – 115 (Ostdeutsche Beiträge – Aus dem Göttinger Arbeitskreis, Bd. XXXVI) sowie
- in Altpreußische Geschlechterkunde – Neue Folge 29 (1981), Bd. 12, S. 172 – 1896.
Grzegorz Bialuski: Bevölkerung und Siedlung im ordensstaatlichen und herzoglichen Preußen im Gebiet der „Großen Wildnis“ bis 1568. Sonderschrift des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen Nr. 109. Hamburg 2009.
Wolfgang Rothe, Annelies Trucewitz, Gerhard Trucewitz: Ortsatlas des Kirchspiels Gurnen. Kreisgemeinschaft Goldap 2014
Erika Dietz „Gurner Kinder erinnern sich. Kreis Goldap in Ostpreußen. Lebensberichte von Dorfbewohnern, die im oder nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen mussten“. Bad Schwartau 2014, broschiert mit 107 Fotos und Karten und vier Tabellen, 175 Seiten, 23,90 Euro, Zu bestellen beim Patenschaftsmuseum Goldap in Ostpreußen, Harsefelder Straße 44a, 21680 Stade, E-Mail: verkauf@goldap.de, Telefon (04141) 797 75 37 (immer Mittwochs zwischen 13 und 16.30 Uhr. Die Herausgeberin und Mitautorin Erika Dietz wurde als zweites von drei Kindern des Ehepaars Bruno und Gertrud Reinhard 1938 in Gurnen geboren. Mit ihrer Familie wohnte sie im Glöcknerhaus. Es gehörte zu den ältesten Gebäuden des Rittergutes.[6]
[1] Lothar Kallnischkies, mail vom 11. 10. 2015 – hlh.kallnischkies@gmx.de
[2] Lothar Kallnischkies, mail vom 11. 10. 2015
[3] KG Goldap, Die Kirchen im Kreis Goldap
[4] Hans-Lothar Kallnischkies, Wolfenbüttel
[5]Preußische Allgemeine Zeitung Ausgabe 2/2016 vom 16.01.2016
[6] Preußische Allgemeine Zeitung Ausgabe 2/2016 vom 16.01.2016, übermittelt von Werner Schuka – preussenforum@yahoogroups.de – 15. 1. 2016