Elbing: Historische Chronologie

  • Der Bau der Burg, die man zur Komturei erhob, fand zwischen 1240 und 1260 statt und bot Angreifern wie Herzog Swantopolk 1242 und den Prußen bei den nachfolgenden Erhebungen erfolgreich Widerstand. 1251 nahm der Landmeister hier seinen Sitz und machte die Burg zum Versammlungsort des Kapitels, was die Bedeutung der Burg in Preußen erheblich steigerte, bis 1309 der Ordenshauptsitz von Venedig nach Marienburg verlegt wurde. Aber sie galt unverändert nach Marienburg als mächtigstes und prächtigstes Haus im Ordensstaat. Vermutlich stand hier auch die Ordensmünze. Es gab zwei Vorburgen im Norden und Süden sowie eine kleine Vorburg im Westen.[1]
  • Die Siedlung neben der Burg Elbing erhielt 1246 das Stadtprivileg nach lübischem Recht durch Hochmeister Heinrich von Hohenlohe und blühte sehr bald auf. Mit wachsendem Reichtum der Bürger und zunehmenden internationalen Verbindungen der Handelsherren wurde das Gemeinwesen mächtig und mit dieser Macht erkämpfte sich die Stadt Schritt für Schritt einen Status, der dem einer freien Reichsstadt nahe kam
  • Der Landmeister des Ordens, der den im fernen Venedig residierenden Hochmeister im Prußenland vertrat, nahm ab 1251 in Elbing seinen Sitz und machte diese Stadt damit bis zur Übersiedlung des Hochmeisters in die Marienburg 1309 zur Hauptstadt des neuen Ordenslandes
  • ein großer Stadtbrand 1288 zerstörte die meisten der aus Holz gebauten Häuser und verschonte nur die Steinbauten. Der Wiederaufbau zog sich bis zum Ende des 14. Jhs. hin
  • Auch nach 1309 war Elbing der Standort eines Hauptwürdenträgers in der Ordenshierarchie: des Oberstspittlers. Diesem oblag die zentrale Verantwortung für das gesamte Gesundheitswesen im Staat, die medizinische und ärztliche Versorgung der Brüder und der Bevölkerung. Deswegen befand sich auch das Hauptspital des Ordens in Elbing
  • im 14. Jh. wurde nördlich außerhalb der Burg das Heilig-Geist-Spital errichtet, das direkt dem Oberstspittler unterstand. Ergänzt wurde die Anlage durch den Bau der Heilig-Geist-Kirche
  • zwischen 1313 und 1315 starb ein Drittel der Einwohner an der Pest
  • Die 1339 gegründete, im Südosten der Altstadt gelegene Neustadt erhielt 1347 das Stadtrecht und wurde 1478 in die Gemeinde Elbing einbezogen
  • 1358 war Elbing eines der Gründungsmitglieder der Hanse
  • im Jahr 1392 starben 7.092 Elbinger an der Pest
  • Gleich nach der für den Orden verlorenen Schlacht bei Tannenberg 1410 wurden die Ordensbrüder aus ihrer Burg in Elbing vertrieben, wenn auch nur für kurze Zeit
  • 1428 befiel Elbing erneut eine Pestepidemie
  • Elbing war einer der Wortführer der preußischen Stände, bestehend aus Städten und Standesherren, und deren Tagungsort. Hier wurde 1440 der Entschluss gefasst, den Preußischen Bund “zu Nutz und Frommen des Herrn Hochmeisters” zu gründen, was dann auf einer Tagfahrt nach Marienwerder besiegelt wurde. Dieser Preußische Bund, an dessen Bildung 7 große und 12 kleine Städte sowie 53 Adlige beteiligt waren, entwickelte sich bald zu einer starken Opposition, die auch zunehmend einer Konfrontation mit dem Orden nicht auswich
  • Mit Rückendeckung durch den polnischen König begann der Bund den Bürgerkrieg, den sog. Städtekrieg (1454 – 1466). Gleich zu Beginn der Feindseligkeiten eroberten die Elbinger 1454 die Burg, vertrieben die Besatzung und zerstörten alle Anlagen so gründlich, dass sich hier kein Landesherr mehr festsetzen konnte. Dagegen ließen die Elbinger das Mälzhaus in der nördlichen Vorburg stehen. Es wurde im 17./18. Jh. umgestaltet und brannte 1945 mit großen Teilen der Altstadt aus. Wiederaufbau 1979 – 1986[2]
  • Im zweiten Thorner Frieden 1466 stellte sich Elbing endgültig unter die Oberhoheit des polnischen Königs. Zuvor war es dem Bürgermeister Georg Räuber in zähen Verhandlungen gelungen , sich die Stellung einer Freien Stadt im Preußen Kgl. Anteils garantieren zu lassen, das Münzrecht zu erhalten und eine Gebietserweiterung auf 500 qkm zugesprochen zu bekommen. Den Status einer freien Stadtrepublik hielt Elbing bis zur ersten polnischen Teilung 1772.
  • Im Reiterkrieg des letzten Hochmeisters gegen den polnischen König (1519 – 1526) stand Elbing konsequent auf der Seite Polens. Fast wäre es 1521 dem Komtur Kaspar von Schwalbach mit seiner Ordensstreitmacht gelungen, in die Stadt einzudringen, wenn nicht ein aufmerksamer Bäckerjunge und ein starker Schmied in letzter Sekunde mit Hilfe einer Schaufel das Fallgitter heruntergelassen hätten. Die Schaufel hing lange zur Erinnerung am Markttor. In den Wandnischen des Tors befinden sich zwei granitene Prellblöcke. In die ließ König Sigismund der Alte von Polen zur dauerhaften Erinnerung die Abbildung eines Spatens einmeißeln
  • 1535/36 Errichtung des ersten städtischen protestantischen Gymnasiums Preußens in Elbing auf den Grundmauern der Nord-Vorburg. Erster Rektor war der aus Glaubensgründen aus den Niederlanden geflohene Wilhelm van de Voldersgraft, latinisiert Gnapheus. Heute befindet sich in dem Gebäude das Archäologische Historische Museum der Stadt Elbing
  • mit dem Lubliner Dekret von 1569 erhielten Danzig, Elbing und Thorn im Gegensatz zu allen anderen Städten Westpreußens das Recht der Teilnahme am polnischen Reichstag, doch hat Danzig grundsätzlich davon keinen Gebrauch gemacht, weil es diese sog. “Lubliner Union” nicht anerkannt hat. Die beiden anderen Städte erschienen selten, da sie stets überstimmt wurden
  • 1579 räumte Elbing den Engländern freien Handel ein
  • 1618 verließ Elbing die Hanse
  • Am 5. 6. 1626 landete König Gustav Adolf in Pillau. Da die protestantischen Ostpreußen vom katholischen Polen umringt waren und im Zuge des 30-jährigen Krieges gegenreformatorische Bewegungen befürchteten, erschien ihnen die Ankunft des schwedischen Königs alles anderes als bedrohlich. Gustav Adolf sicherte sich jedoch den Löwenanteil an den Seezöllen, besetzte das Samland und Memel und wählte Elbing zu seiner Residenzstadt. Die Elbinger fanden auch gut, dass der König die Konkurrentin Danzig belagerte und am Danziger Haupt einen Seezoll erhob. Von Elbing aus eroberten die Schweden das nördliche Ermland und die Weichselniederung bis Marienburg, besetzte Marienwerder und das Oberland. Die Polen unter Stanislaus Koniecpolski und die Kaiserlichen unter Wallenstein gingen jedoch gegen die Schweden vor. Bei einem Gefecht in der Nähe von Stuhm entkam König Gustav Adolf nur mit Mühe den Angreifern und verlor dabei einen großen Teil seiner Artillerie. Da er in Ostpreußen auf diese Weise blockiert wurde, suchte er die diplomatische Lösung. Im Waffenstillstand von Altmark bei Christburg am 26. September 1629, den der Abgesandte von Kardinal Richelieu hilfreich förderte, erhielt er die ostpreußische Küste mit Elbing, Pillau und Memel zugesprochen und konnte dadurch den gesamten preußischen Handel über See kontrollieren und sich die Zolleinnahmen in Höhe von 4.75 Mio. Reichstalern sichern, die immerhin den größten Teil der schwedischen Kriegskosten deckten. Der schwedische Gouverneur der besetzten Gebiete ab 1631, Axel Oxenstierna, übertrug dabei das Amt des Zolleinnehmers für 5 % der Einnahmen den Brüdern Spiering, die gerade, von Delft in den Niederlanden stammend, aus Danzig zugewandert waren.
  • Am 30. Februar 1630 folgte ein Waffenstillstand auch mit Danzig. Indem sich der schwedische König aus der Bindung an Ostpreußen befreite, gewann er jetzt endlich freie Hand, um sich in Deutschland einzumischen.
  • Die Schweden saugten das eroberte Land so intensiv aus, dass schon 1628 Nahrungsmittel importiert werden mussten, um eine Hungersnot zu vermeiden. Als sowohl Gustav Adolf als auch König Sigismund II. 1632 starben, stiegen die Chancen für eine Beendigung des Konflikts. Entsprechende Bemühungen führten im November 1634 zu Verhandlungen in Pr. Holland und dann zum Frieden von Stuhmsdorf 1635, der eine Verlängerung des Waffenstillstands um 26 Jahre und den Abzug der Schweden aus Preußen brachte. Einer der Wortführer beim Abschluss des Vertrages war Magnus Ernst von Dönhoff, Diplomat in polnischen Diensten
  • Im nordischen Krieg (1700 – 1721) nahmen die Schweden 1703 die Stadt Elbing erneut ein und General v. Stenbock erpresste von den Elbingern die damals ungeheure Summe von 312.000 Talern. Dennoch konnte es sich Elbing leisten, zum 500jährigen Stadtjubiläum 1737 den berühmten Händel einzuladen, damit er die Festkantate komponiere und einstudiere: das Pasticcio “Hermann von Balcke”. So stand es jedenfalls in der Stadtchronik. Es ist aber unter Musikhistorikern umstritten, zumal sich dieses Werk des Meisters bisher nicht auffinden ließ
  • Als die Weichsel 1731 ihren Lauf im Delta nach Westen veränderte, hatte das im Laufe der Zeit negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Kraft der alten Hafenstadt
  • Mit der Annexion Westpreußens durch Friedrich II. von Preußen im Rahmen der 1. polnischen Teilung 1772 verlor Elbing seine Autonomie. Den andauernden Niedergang erkennt man schon daran, dass Elbing nach der Besatzung durch die napoleonischen Truppen 1807 an die 100 Jahre brauchte, um die dabei aufgehäuften Schulden wieder zu tilgen
  • Die Elbinger beugten sich höchst ungern dem Druck von Obrigkeiten und waren darauf besonders stolz. Zu den berühmten aufrührerischen Göttinger Sieben, die am 14. 12. 1837 fristlos entlassen wurden, gehörte der Elbinger Landsmann Professor Wilhelm Albrecht (1800 – 1876). Außerdem gehörte zu dieser Professorengruppe der Sprachwissenschaftler Jacob Grimm, der zusammen mit seinem Bruder Wilhelm die berühmte Sammlung “Kinder- und Hausmärchen” herausbrachte. Die Sieben hatten das autoritäre und eigenmächtige Vorgehen des Hannoverschen Königs Ernst August, die Verfassung für das Königreich kurz nach seiner Thronbesteigung einfach außer Kraft zu setzen, öffentlich angeprangert. Der vom Hannoverschen König gemaßregelte Albrecht wurde demonstrativ in Elbing durch einen Fackelzug gefeiert. Die Elbinger schickten ihm eine Dankadresse und dem preußischen Innenminister, damit er es auch ja bemerke, eine Abschrift. Daraufhin rügte der Innenminister v. Rochow die Kritiker in Elbing mit dem Hinweis darauf, dass sie an die Anordnungen eines Monarchen gefälligst nicht den Maßstab der beschränkten Einsicht von Untertanen zu legen hätten. Daraus machten die Elbinger flugs den bekannten Spruch vom “beschränkten Untertanenverstand”
  • Im Zuge der Industrialisierung nahm Elbing bis zum 1. Weltkrieg eine günstige ökonomische Entwicklung. So erfolgte 1828 der Bau eines ersten Dampfschiffes, 1837 gründete Ferdinand Schichau seine Maschinenfabrik, 1878 entstand die größte Zigarrenfabrik des Kontinent durch Loeser & Wolff, 1907 die Automobilfabrik Franz Komnick
  • Aber die Erfolgsphase war nicht von Dauer. Die Abtrennung großer Teile Westpreußens an Polen und damit des Hinterlands nach dem 1. Weltkrieg wirkte sich für die Stadt wirtschaftliche verheerend aus. In der Folge der Weltwirtschaftskrise von 1929 wies Elbing die höchste Arbeitslosenquote im Deutschen Reich aus
  • Zum Ende des 2. Weltkriegs wurde Elbing fürchterlich zerstört, insbesondere auch die Altstadt. Die Kampfhandlungen hier begannen am 23. 1. 1945 gegen 17 Uhr, als 11 sowjetische Kampfpanzer, die sich, zunächst im Flüchtlingsstrom verborgen, dann heftig um sich schießend durch Hindenburgstrasse, Mühlendamm, Alter Markt, Ziesestraße bis ins Stadtzentrum vorgekämpft hatten und nun versuchten, die Stadt im Handstreich zu nehmen. Diese Kommandoaktion misslang: 7 Panzer wurden abgeschossen, nur 4 konnten den Stadtausgang über Engl. Brunnen gewinnen. Aber anschließend wurde in Elbing bis zum 10. Februar um jede Straße und um jedes Haus erbittert gekämpft. 60 % von Elbing wurde zerstört, in der Altstadt 90 %. Was von der Altstadt noch übrig war, wurde dann bis auf wenige Ausnahmen weitgehend planiert, die Trümmer abgeräumt.
  • In neuerer Zeit sind die Polen dabei, die Altstadt mit wesentlichen Gebäuden wieder herzurichten
  • bald nach 1990 konstituierte sich in Elbing die “Gesellschaft der deutschen Minderheit Stadt und Landkreis Elbing”

Die Elbinger Höhen bieten Wintersportmöglichkeiten. Fünf Kilometer vom Zentrum von Elbing entfernt befindet sich Chrobrys Berg (Góra Chrobrego). Das Skigebiet hat vier Schlepplifte à 410, 200, 130 und 90 Meter Länge. Es gibt Nachtskifahren, Skiverleih, Skischule, Skikindergarten, Speisegaststätte, einen Snowpark mit 1.900 m² Fläche und Snobtubing. Weitere Infos siehe unter www.gora-chrobrego.pl

[1] Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensstaat Preußen, S. 127 ff
[2] Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensstaat Preußen, S. 134