Zum Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft war Palmnicken Schauplatz eines der großen Verbrechen an den Juden.
In Königsberg waren zum Ende des Krieges jüdische KZ-Insassen des aufgelösten Außenlagers des KZ Stutthof bei Danzig, vor allem Ungarn und Polen, zusammengezogen worden. So transportierte man z. B. am 21. Januar 1945 aus den Nebenlägern Jesau, Heiligenbeil und Seerappen von Stutthoff 3.750 Personen nach Königsberg, wo sie zusammen mit anderen Häftlingen in einem Bunker der Waggonfabrik Steinfurt untergebracht wurden.[1] 5000 von ihnen trieb man am 26. Januar vor den heranziehenden Sowjets nach Westen. Den Gewaltmarsch überlebten 2000 von ihnen nicht, brachen unterwegs aus Erschöpfung zusammen oder wurden von der SS erschossen. Der ursprüngliche Plan, sie im Stollen eines Bernsteinbergwerkes einzumauern, scheiterte am Widerstand des Werksdirektors sowie des Domänenpächters und Volkssturmkommandanten Hans Feyerabend. Deshalb jagte man am 31. 1. 1945 die 3.000 wehrlosen Juden mit Maschinengewehrsalven bei Palmnicken in die Ostsee. Höchstens 15 haben mit Hilfe einiger Dorfbewohner dieses Massaker überlebt. Die Toten wurden ebenso wie die nach dem Einmarsch der Roten Armee an Hunger und Typhus in der Umgebung gestorbenen rund 4.000 Deutschen in Massengräbern verscharrt – man hat vergessen, wo.
Am 31. 1. 1999 hielt man unter Teilnahme von Repräsentanten der Gebietsverwaltung erstmals eineGedenkstunde am Ort des Verbrechens an den Juden ab.
Zur Erinnerung an das Grauen der nationalsozialistischen Endlösung wurde am Ort des Massakers eine würdige Gedenkstätte am Fuße der Anhöhe angelegt. Neben einer Gedekpyramide entstand wesentlich auf Betreiben des Kaliningrader Unternehmers Wladimir Katzmann ein Denkmal, gestaltet von dem israelischen Künstler Frank Maisler, das am 30. 1. 2011 eingeweiht wurde. Frank Maisler ist ein in Israel bekannter Bildhauer, der auch in Berlin gewirkt hat und das Denkmal “Kindertransport” schuf. Maisler lebte in Danzig und floh nach England, als die Deutschen Danzig einnahmen.
- Veröffentlichungenr:
“Endlösung on the Amber Shore”: The Massacre in January 1945 on the Baltic Seashore – A Repressed Chapter of East Prussian History, in: Leo Baeck Institute Year Book XLIX (2004). London/New York/Jerusalem 2004, S. 3-21. - Martin Bergau, damals 16-jähriger Hitlerjunge, hat mehrere Bücher zu diesem Thema veröffentlich
- Die Wiesbadenerin Julia Bourgett hat eine Dokumentation über den Todesmarsch 1945 von 7 000 Menschen an die ostpreußische Küste gedreht. Die Filmpremiere fand am 1. Mai 2008 im Kino „Caligari“ in Wiesbaden statt.
[1] Georg Jenkner, Das KZ-Außenlager Stutthof in Steindorf bei Heiligenbeil und der „Todesmarsch zur Bernsteinküste“, Heimatblatt Heiligenbeil, Mai 2008, S. 176