Prohladnoe – Kallningken/Herdenau
Kallningken war ein Bauerndorf mit größeren Grundstücken und hier herrschte die Viehwirtschaft vor. Daher auch der neue deutsche Name des Ortes nach der Umbenennungsaktion unter den Nazis.
Die erste Kirche in Kallningken entstand 1677 auf kurfürstliche Anordnung. Die Kirchengemeinde wurde 1684 selbständig und bis 1810 Muttergemeinde von Inse. Nachdem diese Kirche 1727 abgerissen werden musste, baute man ein zweites Gotteshaus, das aber auch nur eine begrenzte Lebensdauer hatte. Die dritte Pfarrkirche von 1753 mit Holzturm von 1819, einst mit einem wertvollen Flügelaltar ausgestattet und auf der höchsten Stelle des Hügels gelegen, den das Dorf einnimmt, besaß auch als Ruine noch eine besondere Ausstrahlung. Sie war gut über den 2. Weltkrieg gekommen und wurde dann bis in den Anfang der 1980er Jahre in damals üblicher Weise als Lagerhalle genutzt. Dann gab man sie auf und sie verfiel. 1994 stürzte das Dach ein. Jetzt verschwindet sie immer mehr.
Von dem Flügelaltar aus vorreformatorischer Zeit erzählte man, dass er einst als Strandgut aus dem Haff geborgen worden war. Das wäre ihm wahrscheinlich aber nicht gut bekommen. Möglicherweise stammte er daher aus einer memelländischen Gemeinde, wie es der letzte Pfarrer A. Dumschat von einem Kollegen aus dem Memelland gehört hatte. Unter einem Relief aus Gips entdeckte ein Künstler zufälligerweise eine wertvolle mittelalterliche Holzschnitzerei, die daraufhin freigelegt und restauriert wurde – wann das war, wurde nicht genannt.[1]
In Kallningken gab es das Gut der Familie Buskies mit einem Gutshaus, das in einem schönen Park stand. Weiter außerhalb des Dorfes lag das Gut Tramischen/Trammen, das aufgesiedelt worden war. Schule und Post lagen sich gegenüber. Heute sieht der ganze Ort nicht mehr sehr einladend aus. Nur im Dorfzentrum gibt es noch ein zweistöckiges Haus, das einigermaßen intakt ist.
Als sich die Wehrmacht zum Ende des 2. Weltkriegs aus der Gegend zurückzog, sprengte sie die Stromgeneratoren für die Entwässerungsanlagen in Tramischen und setzten dadurch einen großen Teil der Elchniederung unter Wasser.
[1] Der Kreis Elchniederung gestern und heute, herausgegeben 2006, S. 39/40