Kanditten

Kandyty – Kanditten

Die Gründung des Ortes erfolgte um 1330 – 1350, vermutlich auf prußischem Siedlungsgelände, worauf der ursprüngliche Name „Cathiten“ (etwa: „kleine Furt“) hinweist. Im Hungerkrieg 1414 wurde das ansehnliche Kirchdorf erheblich beschädigt, die Kirche nieder gebrannt, der Pfarrer und einige Bauern erschlagen. Erneute Schäden gab es im Reiterkrieg 1519/21. 1491 wurde der Söldnerführer und Großgrundbesitzer Paul Pregel u. a. auch mit Kanditten belehnt, das er bereits vorher an sich gebracht hatte. 1535 übereignete Herzog Albrecht den Landbesitz zusammen mit Wildenhoff und Landsberg dem Ordensritter Friedrich Truchsess von Waldburg, von dessen Familie es im 17. Jh. an Otto Freiherr von Schwerin über ging.

Bis 1820, als die Besitzverhältnisse zwischen Adel und Bauern nach der Aufhebung der Leibeigenschaft geregelt wurden, befand sich das Dorf im Wesentlichen im Besitz der Gutsherrschaft Wildenhoff, also der Grafen v. Schwerin. Im 19. Jh. nahm Kanditten eine gute Entwicklung und gedieh zu einem Mittelpunkt dieser Stablack-Gegend mit mehreren Gastwirtschaften, Geschäften und Handwerkern.

Der Ort kam unbeschädigt durch den 1. Weltkrieg, erlitt aber große Verluste im 2. Weltkrieg. Er wurde am 18. Februar 1945 von der Roten Armee eingenommen.

Die Ordenskirche von ca. 1336 als Zentrum eines größeren Kirchspiels wurde in den Kriegen 1414 und 1520 zerstört, auf Veranlassung des Hans Jakob Truchsess von Waldburg 1575 neu aufgebaut, um 1750 erheblich umgebaut und 1945 bis auf die Grundmauern vernichtet. Die Polen richteten die Kirche 1980 im alten Stil wieder her. 1982 fand die erste katholische Messe in der Kirche feierlich statt. Die Kanditter Kirche war eine der ersten der zerstörten alten deutschen Kirchen, die in kommunistischer Zeit wiedererstanden sind.[2]

Die Glocke aus Kanditten hat – vermutlich auf dem Hamburger Glockenfriedhof – überlebt und läutet heute als dritte Glocke in der Kirche von Grossvillars in Baden-Würtemberg. Herr Frank Steinau, Redaktionsleiter des Pr. Eylauer Heimatbriefs, hat das Umfeld der Kirche recherchiert: „Die Großvillarser Kirche wurde zwischen 1748 und 1752 mit Unterstützung der reformierten Kirche von England und den Niederlanden aus Stein erbaut. Ihre Vorgängerin aus Holz hatte sich auf dem Platz der heutigen Kelter befunden. Die Steine der neuen Kirche stammten vom zerfallenen Gutshof „Villa Rustika”. Mit einem Tisch als Altar und der Kanzel im Zentrum ist die Kirche als reformierte Kirche erkennbar. Französische Inschriften erinnern an die ehemalige Heimat der Waldenser. Da sie unter dem Zeichen des Kreuzes verfolgt worden waren, fehlt dieses Symbol. Die Kirchenglocken, die in den Weltkriegen abgegeben werden mussten, läuten seit 1951 wieder dreistimmig. Die dritte Glocke stammt aus Kanditten, Kreis Preußische-Eylau.“[1]

Den großen Findling auf dem Kirchhof in Kanditten, der von 4 Linden umgeben war, nannte man den „Skomand-Stein“ , weil der Sage nach der Sudauerfürst, der seit 1285 in Steegen ansässig war, hier begraben liegen soll. Er ist nicht mehr vorhanden. Südlich von Kanditten gibt es den Waldteich-Bruch.

Video einer Autofahrt durch Kanditten in Richtung Landsberg siehe unter http://www.youtube.com/watch?v=t549ib7fiyc


[1] F. Steinau, mail vom 17. 6. 2019
[2] Andrej Kinal, Die Kirche in Canditten aus den Ruinen aufertannden, Preußisch Eylauer Kreisblatt, 30. 6. 2023, S 40 f