Kraplau

Kraplewo – Kraplau

Der Ort Kraplau wurde zur Ordenszeit schon als “Crapelnaw” urkundlich aufgeführt. Für 1325 ist bezeugt, dass der Krugwirt das Ausschankrecht gegen eine Jahrespacht von 60 Hühnern und 15 Scheffeln Weizen erhielt.

Das Gut wurde 1351 gegründet. Es gehörte im 17. Jh. längere Zeit den Fincks. Im Jahr 1852 erwarb es der Getreidekaufmann Otto Wien aus Mecklenburg, Chef des Handelshauses Wien und Castell in Königsberg, in dessen Familie der Besitz bis 1945 blieb. Letzte deutsche Besitzerin war Marie Wien. In dieser Zeit umfasste das Gut 700 ha. Zur Großfamilie Wien in Königsberg gehörten die Vettern Wilhelm Wien (1864 – 1928), Nobelpreisträger für Physik 1911, und der Physiker Max Wien (1866 – 1938) (Wiensches Verschiebungsgesetz ).

Ein Gutshaus existierte bereits im Mittelalter. Das jetzige Gebäude, malerisch am See gelegen, entstand in der 2. Hälfte des 19. Jhs. und wurde am Anfang des 20. Jhs. durch Anbau eines Flügels erweitert, so dass sich ein L-förmiger Grundriss ergab. Heute Eigentum der AWRSP (Staatliche Agentur für Landwirtschaftliche Immobilien –  Stand 2001). Es wird von einer exklusiven Pension genutzt, die 7 Appartements für 2 bis 5 Personen anbietet.

Schon in der Mitte des 14. Jhs. besaß Kraplau einen Pfarrer und damit wohl auch eine Kirche. Genaue Nachrichten fehlen. 1687 baten die Kirchenpatrone um Baumaterial für eine neue Kirche, die 1700 vollendet wurde. Die jetzige Kirche ist ein länglicher Fachwerk-Saalbau mit einem Türmchen aus der Schule von Karl Friedrich Schinkel, der 1848 den Vorgängerbau ersetzte. Sie gilt als seltenes Beispiel romantischer Gotik mit Tudormotiven.

Eine gründliche Renovierung außen und innen erfolgte 1982. Die Kirche dient heute den evangelischen Gläubigen als Gotteshaus. 1934 wurde Dietrich Glüer, Gutsbesitzersohn aus Gergehnen im Kreis Mohrungen und Bruder von Pfarrer Otto Glüer in Groß Schmückwalde, gegen den Widerstand des Ortsgruppenleiters der NSDAP Pfarrer in Kraplau.

Ausstattung:

    • Orgel von ca. 1760
    • Figur des hl. Johannes des Täufers vom Anfang 18. Jh.
    • Die Glocken von 1670 und 1708 hängen in einem separaten Glockenstuhl und werden noch per Hand geläutet
    • vier Apostelfiguren aus der Zeit um 1400, die einmal zum Altar der Kirche gehörten, der aber nicht mehr existiert, befinden sich heute im Museum von Heilsberg, ebenso wie Porträts der PfarrerJakob Radzki (gest. 1734) und Johann Samuel Poplawski (1700 – 1777)
    • Es gibt noch Wandtafeln mit den Namen der Toten des Krieges 1870/71 sowie des ersten Weltkrieges und ein Erinnerungskreuz an den Beginn der Freiheitskriege gegen Napoleon 1813