Geschichte von Milakowo – Liebstadt
An keiner Stelle weit und breit gab es so viele Storchennester wie in Liebstadt an der Liebe (Liwna), einem Nebenfluss der Passarge (Pasleka). Die Gründungsdaten sind nicht genau bekannt, weil alle diesbezüglichen Urkunden bei einer Brandschatzung durch die Polen 1414 im Hungerkrieg verloren gingen. Man nimmt an, daß die Gründung um 1302 durch den Ordensritter Heinrich von Liebenzell erfolgte und das Stadtprivileg im Zeitraum 1323 – 1329 ausgegeben wurde. 1314 wird erstmals eine Siedlung urkundlich erwähnt. Von einer zur Komturei Elbing gehörenden Ordensburg in der Nähe von Liebstadt war 1354 erstmals die Rede. Im Bundesbrief von 1440 ist ein Stadtsiegel von 1329 überliefert und 1490 unterzeichnete der Hochmeister Hans von Tiefen eine erneuerte Handfeste.
Zur Ordenszeit befand sich hier ein Kammeramt der Komturei Elbing. Im 2. schwedisch-polnischen Krieg 1659 wurde das Städtchen durch die Schweden niedergebrannt, 1817 durch einen Stadtbrand erheblich geschädigt.
Liebstadt war ein kleines Ackerbürgerstädtchen, aber immerhin ist bereits für 1409 eine Schule im Ort verbürgt, denn das Tresslerbuch vermerkte für dieses Jahr, dass der Hochmeister Ulrich von Jungingen auf der Durchreise den hiesigen Schülern 4 Schillinge zukommen ließ.
Eine Garnison gab es ab 1716. Ab 1752 gehörte die Stadt zum ostpreußischen Kreis Mohrungen. Im Krieg Napoleons gegen Preußen schlug Marschall Soult 1807 sein Hauptquartier in Liebstadt auf. Das Pfarrhaus diente auch Napoleon als Quartier.[2]
Vom einstigen Stadtzentrum ist nach dem 2. Weltkrieg wenig übrig geblieben. Nach den Zerstörungen im Gefolge des 2. Weltkriegs existieren noch die Kirche, einige alte Häuser an der Stadtmauer und ein Teil der Stadtmauer neben der Kirche, von Osten nach Westen führend. Die Kleinstadt lebt von Textilverarbeitung und Touristik.
Zum Gedenken an die in den Wirren des 2. Weltkriegs und der Nachkriegszeit umgekommenen Bewohner wurde 2007 auf dem oberländischen Berg unter alten Bäumen ein Lapidarium eingeweiht. Es ist eine dreiteilige Gedenktafel mit deutscher und polnischer Beschriftung, auf der 210 Namen eingraviert sind.[1]
In Liebstadt wurde Werner Kalmus (1892 – 6. 12. 1972) geboren. Von 1918 bis 1931 war er Mitglied der Deutschen Volkspartei und seit 1932 auch Mitglied der NSDAP. Im Februar 1940 wurde er mit der vertretungsweisen Verwaltung des Prenzlauer Landratsamtes beauftragt, bevor seine Tätigkeit als letzter amtierender preußischer Landrat mit dem Einmarsch der Sowjetarmee 1945 endete. Von 1945 bis 1948 war er interniert. Später war er kaufmännisch tätig.