Löwenhagen

Geschichte von Löwenhagen

Erste urkundliche Erwähnung fand Löwenhagen 1379, als dem Tiele Hartmann von Hochmeister Winrich von Kniprode im Frisching 31 Hufen Land, also 512 ha, zu kölmischem Recht erblich und ewiglich übertragen wurde und in der Verschreibung der Name „Leuenhäun“ genannt wurde. Daraus wurde im Laufe der Zeit Löwenhagen.[1]

Zum Ende des 16 Jhs. gewährte Hans Jacob zu Waldburg einer Familie Jonas eine Hypothek über 12.000 Mark, gesichert durch die Besitzungen Löwenhagen, Reichenhagen und Siegstein. Dessen Sohn Friedrich von Waldburg (gest. 1625) wurde 1613 Eigentümer dieser Ländereien, auf denen sich dann auch die Besitzung Friedrichsstein befand.

1662 ging fast der gesamte Besitz von der Familie zu Waldburg an Friedrich I. Reichsgraf von Dönhoff(gest. 26. 2. 1696) über. Der wirtschaftete sehr erfolgreich und erweiterte den ohnehin schon großen Besitz weiter. Auch die Kirche von Löwenhagen profitierte davon, indem das Gebäude mit Unterstützung des Reichsgrafen, aber auch des Königlichen Hofgerichtsrats Albrecht Siegmund von Wallenrodt, Besitzer von Hohenhagen, 1692 vergrößert sowie innen und außen vollkommen renoviert und neu ausgestattet wurde.

Von Löwenhagen führt eine Allee über einen Berg nach Friedrichstein. Sie ist gesäumt von prächtigen Linden, die 1725 in der Zeit des noch unmündigen Friedrich Boguslaus von Dönhoff gepflanzt wurden und zum großen Teil immer noch stehen.

Eine erste Kirche ganz aus Holz und ohne Turm wurde 1542 in der Zeit von Hans Conrad Baar gebaut, der 1533 Löwenhagen von Markgraf Albert von Brandenburg als Pfand übernahm . Sie war damals eine Filiale der Kirche in Borchersdorf.

Als erster nur in Löwenhagen amtierender Pfarrer wurde 1603 Andreas Zöllner aus Mahnsfeld genannt. Der wurde allerdings 1605 schon wieder entlassen, angeblich weil er den Abendmahlskelch zu einem Saufgelage mitnahm und diesen dann in trunkenem Zustand dort liegen ließ. 1611 wurde Zöllner als Diakon in Pobethen genannt. Aber auch mit dem 1605 nachfolgenden Pfarrer Christoph Mürau aus dem Löbenicht gab es Ärger, wohl vornehmlich mit der Lehnsherrschaft in Friedrichstein und Hohenhagen. Der Streit eskalierte in einer Weise, dass Pfarrer Mürau im Zorn die Fensterscheiben im Pfarrhaus zerschlug und 1609 nach dem Löbenicht zurückkehrte, wo er 1618 starb. Die kirchlichen Personalprobleme in Löwenhagen fanden ihren Fortgang mit Pfarrer Heinrich Steinwarder, der sich nach einem dreiviertel Jahr heimlich und mit 70 Mark aus der Kirchenkasse aus dem Staub machte. Der nächste Pfarrer, Paul Ballovius, starb 1615, ohne dass peinliche Begebenheiten über ihm vermeldet wurden, doch bereits dessen Nachfolger Valentin Heimann musste 1621 das Amt aufgeben, möglicherweise weil er sich des Ehebruchs schuldig gemacht hatte. Doch damit enden dann wohl die Personalprobleme weitgehend. Letzter Pfarrer in Löwenhagen war Erich Gollnick, Mitglied der Bekennenden Kirche, der am 14. April 1944 im Krieg fiel.

Mit der Übernahme der Löwenhagener Begüterung durch Friedrich Freiherr von Waldburg 1607 begann ab 1609 der Bau einer neuen, massiven Kirche aus gebrannten Ziegelsteinen, die ab 1613 aufgemauert und dann verputzt wurden. Das Langhaus war einschiffig mit achteckigem Chor. Einen Turm fügte man ab 1623 an. In den Endkämpfen des 2. Weltkriegs wurde die Kirche mit der Gruft der Reichsgrafen v. Dönhoff aus dem 18. Jh. nur mäßig beschädigt. Heute existiert sie nicht mehr, aber auf dem Platz, auf dem sie stand, fand am 8. Juli 1993 unter Teilnahme des Bürgermeisters von Komsomolsk ein Gottesdienst statt. Um den 1697 angelegten Friedhof an der Kirche stehen noch viele der alten Linden und Eichen.

Die alte dreiklassige Dorfschule von Löwenhagen existiert auch nicht mehr. Das alte Pfarrhausgegenüber der Kirche dagegen hat als heutiges Kulturhaus überlebt.

An der Strasse nach Friedrichstein steht auf der Anhöhe noch das Gefallenen-Ehrenmal, das nach dem 1. Weltkrieg von den Löwenhagenern errichtet wurde: „Unseren gefallenen Helden zur Ehre 1914 – 1918“ und „Unbesiegt und Unvergessen“.

Etwa 1942/1943 entstand am Rande von Löwenhagen ein Bunker, den Einwohnern als Nachrichtenbunker bekannt, der heute noch existiert, allerdings ohne Türen. Einen weiteren und größeren Bunker baute die Organisation Todt in den Abhang der Schaar, einem erhöhten Geländestreifen zwischen Löwenhagen und dem Versatz zum Urstromtal des Pregel, hinein. Er sollte der Unterbringung eines Militärischen Nachrichtendienstes dienen und entsprechende Telefonkabel, möglicherweise zur Reichsregierung und zum Führerhauptquartier, wurden eingebuddelt und alle Richtung Westen verlängert. Ob diese jemals benutzt wurden, ist nicht bekannt. Die Reste dieses Bunkers wurden zwar in russischer Zeit frei gebaggert, doch bleibt er recht geheimnisumwittert. Auf dem oberen Rand der Schaar wohnten zunächst die Nachrichtenhelferinnen in ein oder zwei Baracken.

Am 25. Januar 1945 kam Löwenhagen unter sowjetische Herrschaft. Für die Deutschen, die noch hier waren, begann eine grauenvolle Zeit der Rechtlosigkeit mit endlosen Vergewaltigungen und rabiaten Drangsalierungen.

Eine ausführliche Chronik von Löwenhagen und Friedrichstein existiert von Walter Perkuhn, „Löwenhagen – Ein Kirchspiel am Urstromtal des Pregels“, erschienen im Eigenverlag Juli 1994, zu beziehen über die Heimatkreisgemeinschaft Landkreis Königsberg (Pr), Simeonsplatz 12 in 32427 Minden.

[1] Walter Perkuhn, Löwenhagen, S. 21