Ludwig Graf Yorck war einer der herausragenden Militärs der preußischen Armee. Er war es, der die Konvention von Tauroggen schloss, die ob des glücklichen Ausgangs der daran anknüpfenden Kriege den Beginn der Befreiung Preußens von Napoleon bedeutete. In der Mühle von Tauroggen trafen sich am 30.12.1812 der russische der General Diebitsch (in Begleitung des Preußen Clausewitz) und General Yorck, der nach Zustimmung seiner Offiziere und mit Rückendeckung der ostpreußischen Stände das Neutralitätsabkommen unterschrieb, gegen den Willen des Königs, der ihn seines Postens enthob und ihm den Alleingang nie verzieh. Die Konvention setzte aber das Fanal zum Aufstand gegen Napoleon.
Auszüge aus der Konvention:
Artikel 1. Das Preußische Korps besetzt den Landstrich innerhalb des Königlichen Territoriums längs der Grenze von Memel und Nimmersatt bis zu dem Wege von Woinuta nach Tilsit; von Tilsit macht ferner die Straße über Schillipischken und Melanken nach Labiau, die Städte dieser Straße mit eingeschlossen, die Grenze desjenigen Territoriums, welches dem Korps hierdurch eingeräumt wird; das Kurische Haff schließt auf der andern Seite dieses Territorium, welches während der Preußischen Besetzung als völlig neutral erklärt und betrachtet wird. Die Kaiserlich Russischen Truppen behalten jedoch einen freien Durchmarsch auf den vorgenannten Grenzstraßen, können aber in den Städten kein Quartier verlangen.
Artikel 2. In diesem, in vorstehendem Artikel bezeichneten Landesstrich bleibt das Preußische Korps frei zu den eingehenden Befehlen Se. Majestät des Königs von Preußen neutral stehen, verpflichtet sich aber, wenn höchstgedacht Se. Majestät den Zurückmarsch des Korps zur französischen Armee befehlen sollten, während eines Zeitraumes von zwei Monaten, vom heutigen Tage an gerechnet, nicht gegen die Kaiserlich Russischen Armeen zu dienen.
Artikel 3. Sollten Se. Majestät der König von Preußen oder Se. Majestät der Kaiser von Rußland die Allerhöchste Bestimmung versagen, so soll dem Korps ein freier ungehinderter Marsch auf dem kürzesten Wege, dahin wo Se. Majestät der König bestimmt, freigestellt bleiben. […]
Artikel 5. Können die Befehle des Generalleutnants von Yorck den Generalleutnant von Massenbach noch erreichen, so sind die Truppen unter seinem Kommando, sowie alle andern Preußischen Truppen und dazugehörige Administrationsbranchen, die sich dieser Konvention anschließen wollen, darin mit einbegriffen.
Artikel 6. Wenn durch die Kaiserlich Russischen Truppen unter Kommando des Generalmajors von Diebitsch Preußische Truppen von dem Detachement des Generalleutnants von Massenbach gefangen genommen werden sollten, so werden sie dieser Konvention mit angeschlossen. […]
Abgeschlossen in der Mühle von Poscherun bei Tauroggen/Kurland zwischen dem kaiserlich-russischen General-Major und General-Quartiermeister Johann Karl Friedrich Anton von Diebitsch und dem königlich-preußischen Generalleutnant und kommandierenden General des preußischen Hilfskorps Hans David Ludwig von Yorck, 30. Dezember 1812,
Die Mühle von Poscherun ist nicht mehr erhalten, ebenso nicht der Gedenkstein an die Konvention von Tauroggen, den man 1912 auf dem Gelände der historischen Mühle errichtet hatte – ein granitener Kubus, finanziert von Graf Yorck von Wartenburg und unter der Leitung von Leopold von Kalckreuth ausgeführt vom Tilsiter Baumeister Westpfahl.. Die Inschriften damals lauteten: auf der westlichen Seite „Convention von Tauroggen zwischen dem Königlich Preußischen Generalleutnant von York und dem Kaiserlich Russischen Generalmajor von Diebisch in der flußüber gelegenen Poscherunschen Mühle am 30./18. December 1812“, auf nördliche Seite „Dem furchtlos treuen Diener seines Königs dessen rhumreiche That den Anstoß gab zu Preußens Erhebung und Befreiung. Der Urenkel“, auf der südlichen Seite „So möge denn unter göttlichem Beistand das Werk unserer Befreiung beginnen und sich vollenden. York. Den 29. December 1812“, auf der östlichen Seite gab es eine kyrillische Inschrift. Stattdessen gibt es seit 1976 einen Erinnerungsstein mit russischer und litauischer Inschrift.[1]
Der originale Kubus von 1912 verfiel nach dem 2. Weltkrieg. Nach der wiedererlangten Selbständigkeit Litauens ging die auf dem Gedenkstein postulierte Vision der Befreiung in Erfüllung und jetzt gewann die Vorstellung Raum, den Gedenkstein noch einmal zu errichten. Die Gelegenheit dazu bot der 200. Jahrestag der Konvention von Tauroggen. Als Höhepunkt der diesbezüglichen Veranstaltungen wurde das im alten Zustand wieder hergestellte Konventionsdenkmal in einem Festakt mit 500 Teilnehmern enthüllt. Auch die Inschriften wurden in russischer und deutscher Sprache originalgetreu wiedergegeben. Wesentlich betreut wurde diese Wiedererstehung vom örtlichen Rotary Club unter dem Präsidenten Vilmantas Liorancas.[2]