Malga

Malga

Schon vor 1400 existierte in Malga, gegründet mit Handfeste vom 25. Juni 1403, inmitten des Dorfes zwischen dem mittleren und unteren Malgateich ein Eisenwerk. Das Raseneisenerz, das sich in einer nassen Wiesenlandschaft zwischen Dembowitz/Eichenau und Malga ablagerte, soll eine Mächtigkeit von 60 cm gehabt haben und wurde nur im Winter abgebaut, wenn die Brüche gefroren waren. Am Anfang des 18. Jhs. waren die Erzvorräte schon ziemlich ershöpft und nach 1752 musste die Verhüttung wegen Rohstoffmangels eingestellt werden. Das gewonnene Eisen war von geringer Qualität, wurde aber noch ausgeschmiedet. Dabei konnte man lediglich ein Drittel des Erzgehaltes ausschmelzen. Der Rest blieb in der Schlacke.[5] Die riesigen Schlackehalden, die sich mit der Zeit neben den Betrieben angesammelt hatten, wurden um 1900 von schlesischen Verhüttungsbetrieben abtransportiert und noch einmal ausgebeutet, so dass man heute nur noch auf spärliche Reste dieses einstigen Wirtschaftszweiges stößt. Es sollen dabei noch 60 % Eisen und 10 % Thomasmehl gewonnen worden sein

Für die Verhüttung benötigte man große Mengen von Holzkohle, die in sog. Teeröfen in Malga-Ofen, Schuttschenofen und Omulef-Ofen hergestellt wurde. Der Holzverbrauch dezimierte die einst üppigen Wälder um Malga herum und es entstanden umfangreiche Kahlflächen – siehe Karte von Malga und Umgebung um 1800. Es verschwand vor allem die Eiche, die hier stark vertreten war. Erst die mit der Eisenbahn zur Verfügung stehenden Transportmöglichkeiten auch für Holz bewirkten, dass die Aufforstung von Brachflächen interessant wurde.[6]

Am Omulef entstand zum Ende des 16. Jhs. eine Mühle, und zwar dort, wo der Fluss das größte Gefälle aufwies. Deshalb war hier kein Mühlenteich zum Anstauen des Wassers erforderlich, aber um den Betrieb bei Niedrigwasser aufrecht zu halten, gab es ein Wehr. Immerhin mahlte die Mühle bis 1927, als der letzte  Müller Leyck diese an den Forstfiskus verkaufte, der auf dem Gut eine Försterei errichtete. Bei der Eroberung Ostpreußens wurde die  Mühle am 21. Januar 1945 zerstört.

Malga war ein Schatulldorf mit der Kirche auf einer Anhöhe und dem dazu gehörenden Friedhof im Zentrum. Die Kirche entstand wohl bald nach der Reformation. Urkundliche Erwähnung fand sie erstmals 1574[1] oder 1579[2] Zur Zeit Napoleons diente sie als Pferdestall, während man die Kirchenbänke als Brennholz verheizte. Die letzte Kirche entstand um 1900 im neogotischen Stil. Diese Kirche wurde in den beginnenden 1950er Jahren vom polnischen Militär zerstört, nur der Kirchturm als Orientierungspunkt für die Schießübungen stehen gelassen.

Über eine Schule verfügte Malga seit 1735. Sie war zuletzt zweiklassig. Der Teil westlich der Malgaer Kirche war am stärksten besiedelt. Am Dorfende teilte sich die Dorfstrasse in Abzweige nach Omulefofen und Malgaofen. Nach Norden führte ein Weg nach Dembowitz/Eichenau. Alle Hauptstraßen des Dorfes waren bis weit vor die Tore mit der aus dem Eisenwerk vorhandenen Schlacke gepflastert. 1939 lebten in Malga 481 Einwohner.[3]

Das Gebiet Windau – Gartenau – Kannwiesen – Malgaofen und Malga war in sozialistischen polnischen Zeiten militärisches Übungsgelände. Deshalb war der Zugang beschränkt und man findet auch heute hier keine Gebäude mehr. Nur der Kirchturm in Malga ragt einsam in die Höhe. Die polnische Armee hat sich 1993 aus diesem Übungsgelände zurückgezogen. Das Gebiet ist nunmehr frei zugänglich. Die polnischen Förster haben hier ein “Naturschutzgebiet Malga” eingerichtet, in dem es sogar den Birkhahn geben soll.[4]


[1] Die Heimat einst, Neidenburger Heimatbrief, Weihnachten 1972, S. 18
[2] Hans-Ulrich Pokraka, Erinnerungstafel vom Dorf Malga im Kreis Neidenburg,, Neidenburger Heimatbrief, Weihnachten 2011, S.. 58 f
[3] Die Heimat einst, Neidenburger Heimatbrief, Weihnachten 1972, S. 15
[4] Hans-Ulrich Pokraka, Erinnerungstafel vom Dorf Malga im Kreis Neidenburg,, Neidenburger Heimatbrief, Weihnachten 2011, S.. 58 f
[5] Hans J. Chmielewski, Zur geshichte des Eisenwerkes in Malga, Neidenburger Heimatbrief Weihnachten 2012, S. 39 ff
[6] Hans Chmielewski, Einiges zur Försterei von Malga, Neidenburger Heimatbrief, Weihnachten 2013, S. 20 f