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Marienburg Stadt

Geschichte der Stadt Marienburg

Die Altstadt Marienburg liegt südlich des Schlossbereichs am hohen Ostufer der Nogat auf der Grenze zwischen Niederung und Stuhmer Hügelland. Erste Siedlungsspuren in der Gegend sind erst seit 1270 erkennbar.

  • Die Stadt Marienburg als Niederlassung deutscher Kaufleute, Handwerker und Gastwirte, am Anfang vornehmlich aus Schlesien, erhielt ihre Stadtrechte am 27. 4. 1276 vom Landmeister Konrad von Thierberg, als man gerade dabei war, die erste Ordensburg zu errichten und stand meist im Schatten der benachbarten Residenz. Auf der einen Seite wurde sie von den Ordensoberen gefördert, andererseits war sie stets in die kriegerischen Auseinandersetzungen um die Burg verwickelt.
  • Nach der vom Orden verlorenen Schlacht von Tannenberg 1410 wurden die Bürgerhäuser der Stadt, ohne Kirche und Rathaus, auf Befehl Heinrichs von Plauen niedergebrannt, um den erwarteten polnischen Belagerern die Deckungsmöglichkeit zu nehmen. Die Belagerung wurde nach 2 Monaten von den von Krankheiten geplagten Polen abgebrochen.
  • 1440 trat die Stadt mit einer leichten Verzögerung von 2 Monaten dem Preußischen Bund bei, sagte sich aber 1450 davon wieder los, was Hochmeister Ludwig von Erlichshausen mit großem Wohlwollen zur Kenntnis nahm
  • in der polnischen Zeit von 1466 – 1772 war Marienburg die Hauptstadt der Woiwodschaft Marienburg, zu der die Starosteien Christburg, Elbing, Marienburg, Neuteich, Stuhm und Tolkemit gehörten. Die Woiwoden bezogen ihre Einkünfte aus Staatsgütern, die ihnen zugewiesen wurden. Seit 1611 war der Woiwode von Marienburg immer auch Starost von Christburg und das Starosteigut Neuhof diente ihm sowohl als Sitz wie auch zur Bestreitung seiner Aufwendungen. Außerdem war Marienburg in der polnischen Zeit Tagungsort der Landstände. Markanter Teilnehmer dieser Veranstaltung als Woiwode von Marienburg war der einer obersächsischen Familie entstammende Achatius von Zehmen (ca. 1485 – 1556). Er war zunächst Amtmann von Schlochau, Unterkämmerer von Pommerellen, Kastellan von Danzig, Unterkämmerer und dann Woiwode von Marienburg. Er war Protestant und dem Herzog Albrecht von Preußen ein vertrauensvoller Ratgeber, diente aber gleichzeitig loyal dem König von Polen. Er wurde 1523 von den Polen zu Hochmeister Albrecht nach Nürnberg geschickt, um ihm das Angebot König Sigismunds I. zu unterbreiten, das dann zur Grundlage des Krakauer Friedens 1525 wurde. Albrecht und Zehmen waren seitdem befreundet.[1]
  • Als König Gustav Adolf von Schweden 1626 in Ostpreußen einfiel, öffneten ihm die Bürger der Stadt heimlich die Tore. Daraufhin ergab sich die mit wenig Proviant und Waffen ausgestattet Burgbesatzung und zog kampflos ab.
  • Nach 1772 wurde Marienburg Garnisonsstadt, um den Verlust als Woiwodschaftssitz etwas zu kompensieren
  • 1818 entstand der Kreis Marienburg
  • Im Laufe des 19. Jhs. versandete die bis dahin schiffbare Nogat so stark, dass die Schifffahrt eingestellt werden musste. Damit verlor die Stadt Marienburg ihre Bedeutung als Getreidestapelplatz für das fruchtbare Umland, was die weitere Entwicklung des Gemeinwesens hemmte. Auch der frühe Anschluss an das Eisenbahnnetz – 1852 an die Teilstrecke von Marienburg nach Braunsberg und 1857 durch Fertigstellung der Brücken bei Dirschau und Marienburg Verbindung mit dem gesamten westlichen Eisenbahnnetz – änderte daran nichts
  • Eine jüdische Gemeinde existierte in Marienburg von 1814 – 1938. In den 1920er Jahren lebten in Marienburg 150 – 180 Mitbürger jüdischen Glaubens. Ihre Synagoge wurde in der Reichspogromnacht 1938 eingeäschert
  • Durch die fürchterlichen Kämpfe um die Marienburg zum Ende des 2. Weltkriegs wurde die Altstadt so stark zerstört, dass die Bürgerhäuser anschließen abgerissen werden mussten. Erhalten geblieben sind nur Kirche, Altes Rathaus und 2 Stadttore.
  • Massengrab nahe der Marienburg: Bei Erdarbeiten für bauvorbereitenden Bodenuntersuchungen für ein geplantes Vier-Sterne-Hotel in unmittelbarer Nähe der Marienburg sind zahlreiche menschliche Gebeine und Schädel entdeckt worden. Da Reste von Kleidungsstücken wie Metallteile von Gürtelschnallen gänzlich fehlten, scheinen die Opfer vor ihrem Tod unbekleidet gewesen zu sein. Manche der Schädel wiesen Durchschüsse auf. Spuren deuten auf einen Zeitraum von Ende 1945 hin. Untersuchungen der Gerichtsmedizin ergaben, daß es sich um die Leichen von 67 Frauen, Männern und Kindern handelt. Später sind durch starke Regenfälle die Knochen von mehr als zweihundert Opfern freigespült worden. Auch fand man in der Nähe des Baufeldes
    Spuren von Kleiderhaufen und Munition. Die Knochen wurden entsorgt. JF NACHRICHTEN, Mittwoch, 10.12.2008[2]

  • [1] Lothar Graf zu Dohna, Die Dohnas und ihre Häuser I, S. 190
    [2] Von Joachim Rebuschat, 10. 12. 2008

Bilder

Literatur

Neues Marienburger Heimatbuch

Gustav Fieguth “Marienburg 1945”

Kampf um Stadt und Burg
ISBN: 9783880140851
Detaillierte Darstellung der Rückzugskämpfe der Deutschen Wehrmacht aus Ostpreußen in Zeitzeugenberichten


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