Marienfelde

Glasnoty – Marienfelde, Kreis Osterode

Das Dorf wurde 1324 gegründet und 1924 feierte man das 600jährige Bestehen des Dorfes. Gründer soll ein Ritter von Hasendamerau gewesen sein, der seinen Sitz in Haasenberg hatte.[1]

Im Jahr 1397 kaufte der Osteroder Komtur Johann von Schönfeld die Siedlung Marienfelde auf, vermutlich um zu verhindern, dass diese in Ruin fällt und wüst wird. Das half aber nicht langfristig, denn 1410 wurden die Kirche, der Krug und Bauerngehöfte durch Kriegseinwirkung beschädigt und 1437 wurde der Krug von Marienfelde als wüst gemeldet. Bis 1480 kam aber offenbar wieder Leben in die Ansiedlung, denn in diesem Jahr verlieh der Komtur Merten Truchseß das Dorf Marienfelde im Umfang von 60 Hufen mitsamt den Pfarr- und Schulzenhufen und der Mühle dem Hans Birkhahn als Entgeltung seiner treuen Dienste für den Orden.

Trotz der Beeinträchtigungen für das Dorf im 15. Jh. blieb die Kirche, die 1386/87 als chorloser Feldsteinbau errichtet worden war, von der Vernichtung verschont. Es gab verschiedene Bemühungen, die Kirchspiele Leip und Marienfelde zusammen zu schließen, und vermutlich gab es zeitweilig einen gemeinsamen Pfarrer mit Sitz in Leip. Die Marienfelder stellten jedoch 1577 ohne Abstimmung mit dem Bischof einen eigenen Pfarrer an, sodass der Pfarrer in Leip plötzlich geringere Einkünfte hatte. Der Landesherr machte dieser Eigenmächtigkeit sehr schnell ein Ende. Ab 1817 war Marienfelde eine Filiale der Kirche von Marwalde, 1925 dann aber eigenständig. Letzter Pfarrer zu deutscher Zeit bis 1945 war Fritz Kollhoff, geboren in Königsberg und verheiratet mit einer Hamburgerin.

Das Kirchengebäude wurde 1899 gründlich renoviert. Im Innern hatte es eine trapezförmige Holzdecke. Zur Ausstattung gehörte ein Altar von 1860 und eine Orgel von 1850. Die Glocken wurden 1774 gegossen. Eine von denen musste im 1. Weltkrieg abgeliefert werden und wurde nach dem Krieg durch eine Stahlglocke ersetzt. Es gab 3 Weihwassersteine aus Granit aus dem 15. Jh.

Im Südwesten des Dorfes wurde 1900 eine katholische Kirche samt Pfarrhaus gebaut.[2]

Seit 1982 ein Sturm die Kirche schwer beschädigte, verfiel sie in raschem Tempo, das Dach fiel ein, der Untergang schien nicht mehr aufzuhalten zu sein. 1989 veranlasste Pfarrer Jan Reichelt aus Kraplau, dass die 1923 installierte Glocke mit der Inschrift „Nach dem Kriegsleid in schwerer Zeit dem Herrn geweiht“ geborgen wurde. Doch durch das Engagement der deutschen Minderheit im Kreis Osterode und der Kreisgemeinschaft Osterode im Harz gelang es, Mittel für den Wiederaufbau zusammen zu bekommen, der im Jahr 2004 weit fortgeschritten ist. Vorlagen für den polnischen Architekten bildeten dabei Bilder des einstigen Marienfelders Erich Poetzel. Wesentliches Verdienst am Wiederaufbau haben die Bewohner des Obdachlosenheimes „Markot“ in Marwalde, die nach Kräften Hand anlegten. Zukünftig soll die Kirche auch als Ökumenisches Jugendzentrum genutzt werden.

Für die Katholiken in Marienfelde und Umgebung stand eine 1903 gebaute Kapelle zur Verfügung, für die 1904 ein Lokalvikar eingesetzt wurde. Nach dem 1. Weltkrieg sank die Zahl der katholischen Gläubigen wegen der Grenzziehung erheblich, sodass man Marienfelde zeitweise zu den kleinsten Gemeinden der Diözese rechnete.

Das Tal von Marienfelde wird durchflossen von dem kleinen Flüßchen Gizela – Grießlerbach. An dessen Rand steht die „Marienfelder Wachstube“. Diese war ursprünglich das Spritzenhaus, das man um 1900 auf dem Fundament der einstigen Schmiede errichtet hatte. Das Gebäude verfiel in den Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg, wurde aber 2021 mit EU-Mitteln sorgfältig restauriert. Das Holztor verdankte seine Wiedergeburt einer Stiftung ehemaliger Einwohner. Ein weiteres Highlight im Ort ist die Eisenbahnbrücke der Strecke Bergfriede – Gr. Tauersee von 1909, die 2018 renoviert wurde.[3]


[1] Osteroder Zeitung, Mai 2016, S. 53
[2] Osteroder Zeitung, Mai 2016, S. 56
[3] Uwe Hahnkamp, Marienfelder Remise vor dem Verfall gerettet, PAZ Nr. 24/2023 (16. Juni), S. 23