Um die masurischen Gemeinden mit Schwestern zu versorgen, ließen die Diakonissen 1910 an der Straße nach Kozuchy Wlk – Allenbruch ein imposantes Gebäude als Krankenpflegeschule, das Diakonissen-Mutterhaus in Lötzen, errichten, die ab 1930 um eine Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenausbildung erweitert wurde. Diese evangelisch geprägte “Masurische Anstalt”, die während des Nationalsozialismus das “Masurische” in ihrem Namen weglassen mußte, existiert heute noch in Quakenbrück in der Bundesrepublik.
In ihrer westdeutschen Kirche läuten jetzt die 1604 gegossenen Glocken der kleinen Kirche von Rydzewo – Rotwalde am Löwentinsee (jez. Niegocin). Aus Ostpreußen gerettet wurde auch eine Altarbibel. Sie war das Geschenk der Kaiserin Auguste Victoria, Frau Wilhelms II., zur Einweihung des Diakonissenhauses und führt die Widmung: “Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen, und welchem viel befohlen ist, von dem wird man viel fordern” (Lucas 12, 18).
1960 feierte man in Quakenbrück das 50-jährige Bestehen. Das Masurische Mutterhaus Bethanien war eine Zweiganstalt des Königsberger Diakonissen-Mutterhauses.
Heutige Anschrift:
Ev.-luth. Diakonissen-Mutterhaus Bethanien-Lötzen
Lötzener Str. 14 (Han)
49610 Quakenbrück
Tel.: 05431 20 71
Telefax: 05431 21 80
Das Diakonissen-Mutterhaus Bethanien-Lötzen gehört im Rahmen des Kaiserswerther Verbandsdeutscher Diakonissen-Mutterhäuser e.V. zum Zehlendorfer Verband für evangelische Diakonie. Die Arbeit ist geprägt vom Auftrag der Diakonie in der Pflege und der Gemeindearbeit. Der Schwerpunkt ist die Ausbildung junger Menschen in den entsprechenden Berufen. Die jungen Menschen werden befähigt, in diakonischer Zielsetzung ihre Arbeit zu tun. Im Rahmen dieses Auftrages haben sie u.a. die Aufgabe, evangelische Frauen für den Dienst in den diakonischen Einrichtungen der Kirche und ihren Gemeinden zuzurüsten. Ihren Begabungen und Neigungen entsprechend werden die Schwestern nicht nur für alle pflegerischen Berufe, sondern auch für die sozialpädagogische Arbeit, für fürsorgerische Aufgaben, für Lehrtätigkeit, für Seelsorgedienste, Hauswirtschaft, Verwaltung, Kirchenmusik, Paramentik und zur Ausübung von kirchlichen Diensten auf anderen Gebieten ausgebildet.
Beitrag von Walter Mogk, 2. 10. 2010
Quakenbrück. Am 10. Oktober feiert die Diakonische Stiftung das
100-jährige Jubiläum des Diakonissen-Mutterhauses Bethanien-Lötzen, das
1910 im südlichen Ostpreußen gegründet wurde. Nach der kriegsbedingten
Vertreibung der Schwestern und mehreren Zwischenstationen in Celle und
Hamburg fanden 150 Schwestern ab 1950 eine neue Heimat in Quakenbrück an
der Lötzener Straße 14. Bereits 1948 hatten einige Diakonissen ihr
segensreiches Wirken auf dem ehemaligen Fliegerhorst begonnen. Eine
Rückschau verdeutlicht die bewegte Geschichte des Mutterhauses, dessen
Schicksal seit über 60 Jahren untrennbar mit der Burgmannsstadt
verbunden ist.
„Eins aber ist not“! Diese Losung begleitet das Mutterhaus und seine
Arbeitsbereiche in der Diakonischen Stifung seit 100 Jahren. Das
Lötzener Mutterhaus wurzelte im Königsberger Diakonissen-Mutterhaus der
Barmherzigkeit (1850), wo um die Jahrhundertwende 870 Schwestern an 370
Arbeitsplätzen tätig waren. Doch das umfangreiche Aufgabenspektrum
führte 1910 zur Gründung einer neuen Zentrale in Masuren mit Blick auf
den Löwentin-See, des Mutterhauses Bethanien.
Es wurde zur Heimat für seine Schwestern, eine Stätte der Sammlung und
Zurüstung, Erprobung und Bewährung, des Rückhalts und der Zuflucht. Die
Schwesterngemeinschaft bildete sowohl eine Glaubens- als auch eine
Dienst- und Lebensgemeinschaft.
Damals schmückte ein Gotteswort den Fries der Lötzener Kapelle, das
Kraft und Aufgabe der Schwestern zeichnete (Offenbarung Johannes 21,
3–4): „Siehe da, eine Hütte Gottes bei den Menschen, und er wird bei
ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein.“ Als Oberin entsandte die
„Barmherzigkeit“ ihre Diakonisse Elisabeth von Schrötter, die die
Geschicke des Hauses bis 1924 leitete.
„Sie war eine Diakonissenmutter im wahrsten Sinne des Wortes, immer
gütig, immer freundlich, voll liebenden Verstehens in allen unseren
Nöten und Sorgen … Gott hatte ihr einen fröhlichen Sinn gegeben …
und sie konnte sich über alles Schöne, Gute und Edle herzlich freuen und
alle mit dieser Freude mitreißen“, schilderte ihre Nachfolgerin
Schwester Berta Bialluch Elisabeth von Schrötter, die die ältere
Schwesterngeneration geprägt hatte. Dieser Geist ist auch heute noch
lebendig in den diakonischen Einrichtungen des Quakenbrücker
Mutterhauses. Mit seiner Einweihung in der St.-Sylvester-Kirche am
17.12.1950 begann eine neue Ära im diakonischen Schaffen der Lötzener
Schwestern. Beim 50-jährigen Jubiläum im Jahre 1960 zählte die
Schwesternschaft noch 223 Schwestern, die in Altenheimen,
Krankenhäusern, in der Gemeindepflege, in Kindergärten und Heimen und in sonstigen Bereichen tätig waren.