Logvino – Medenau
Die hiesige Gegend war bereits um 1000 v. Chr. besiedelt. Das Dorf entstand im prußischen Gau Medenowe, daher sein Name, gehörte ab 1258 den Bischöfen des Samlands und gilt als eins der ältesten im Kreis. Gerade bei Medenau fanden sich noch bedeutende Reste alter prußischer Wallanlagen, die noch existieren könnten, wenn sie nicht zur Kiesgewinnung abgetragen wurden. Eineerste urkundliche Erwähnung erfolgte 1262, als der Landmeister Helmerich dem Prußen Tropo erblich das Feld Plotemeiten und das Dorf Keimal in der Gegend von Medenau sowie weitere Dörfer verlieh.
Die Handfeste erhielt das Dorf am 10. Januar 1326. Der Medenauer Krug wurde 1335 dem Krüger Rüdiger und 1363 einem Johann aus Brieg verschrieben.
Auf seinem Kreuzzug gegen die heidnischen Samländer, zu dem König Ottokar von Böhmen im Januar 1255 über das Eis des Frischen Haffs aufmarschiert war, könnte eine größere, vielleicht sogar die entscheidende Schlacht südlich von Medenau statt gefunden haben. Jedenfalls stieß man dort 1821 beim Bau einer Mühle auf größere Reste von Menschen- und Pferdeknochen sowie auf Waffen und Rüstungen, die man damit in Verbindung brachte.
König Ottokar erschlug die gegnerischen Krieger und verwüstete und verbrannte die prußischen Dörfer und Ansiedlungen, verschonte aber die Frauen mit ihren Kindern und das Vieh. Im Ergebnis war dasSamland ziemlich entvölkert. Möglicherweise mangels ausreichender deutscher Neusiedler gewährte man honorigen, zum Christentum übergetretenen, vornehmen prußischen Familien Ländereien als Lehen und die spielten noch auf Jahrhunderte besonders im Samland eine bedeutende Rolle.
Im Jahr 1263 erwähnte man hier eine Burg der Bischöfe, die jedoch keine Bedeutung erlangte und wieder verschwand. Ihre Kellerräume wurden um 1840 zugeschüttet. Wenige Jahre später gründete dort der Lokator und erste Schulze Heinrich Stubeck ein Dorf, in dem 20 samländische Familien sesshaft wurden.[2]
Kaiser Wilhelm I. hielt südwestlich von hier bei Cathrinhöfen am 9. September 1879 eine Heerschau anlässlich eines Kaisermanövers ab, woran einst ein Denkmal auf dem Pfarrland, ein Granitobelisk mit Adler obendrauf, erinnerte. Kaiser Wilhelm hatte liebe Jugenderinnerungen an Medenau, denn hier feierte er als Zwölfjähriger zusammen mit seiner Familie 1809 den Geburtstag König Friedrich Wilhelms III., seines Vaters, im Gutshaus des damaligen Besitzers Barclay.
Zuletzt gab es ein Herrenhaus aus der Mitte 19. Jhs., spätklassizistisch, lang gestreckt, Viertelgeschoß, Satteldach, Viersäulenvorhalle, breite Granittreppe zum Park. Letzter deutscher Besitzer war die Familie Rautenberg. Das Schloss wurde 1945 zerstört.
Bereits 1657 gab es in Medenau eine Schule, die im 20. Jh. vierklassig war.
Ein Pfarrer namens Seyffrido ist erstmals für 1321 dokumentarisch bezeugt. Um 1330 errichtete man eine dreischiffige Kirche aus Feldsteinen, die 1335 erstmals urkundlich als im bischöflichen Roßgarten liegende Erwähnung fand. Das Kirchenschiff umfasste 5 Joche. Chor um 1350. Die Sakristei und den kurzen, engen, achteckigen Chor baute man zur Mitte des 14. Jhs. an Zur Kirchenausstattung gehörten Arbeiten des Barock von Isaac Riga und Johann Pfeffer aus Königsberg.
Die Kirche überstand den Krieg unversehrt und wurde erst nach 1947 durch Feuer zerstört, als man versuchte, die Glocken zu bergen. In den 1950er Jahren sprengte das Militär die Mauern, um Schotter für Straßenreparaturen zu gewinnen. Die restlichen Ruinen – Fragmente der Nordmauer, des Turms und des Chores – sind heute von Strauchwerk überwuchert. Es stehen noch Teile der Chorwand mit dem Portal der Sakristei und ein Turmrest, auf dem sich ein Storch angesiedelt hat. An der Innenseite des Turmfragments sind Reste der Kreuzgewölbe der Turmhalle und Ansätze der Turmstiege erkennbar.
Unter dem Pfarrhaus von 1855, das möglicherweise noch vorhanden ist, befindet sich ein großer Keller mit Kreuzgewölben und Birnstabrippen aus dem 15. Jh. daneben ein kleiner Raum mit Tonnengewölbe.
Pfarrer von 1847 bis zu seinemTod 1883 war Dr. Karl Emil Gebauer. Er wurde 1806 in Plock als Sohn des Oberförsters von Warnicken, Johann Gottlieb Gebauer, geboren, dem man aus Anlass seiner hochgeschätzten Tätigkeit ein Denkmal gesetzt hatte (siehe dazu in Warnicken). Er studierte Theologie und begann als Pfarrer in Mehlsack.1831 kam er als Pfarrer nach St. Lorenz und wechselte 1847 nach Medenau. Neben seiner Tätigkeit als Pfarrer war er als Schriftsteller zu verschiedenen Themen tätig. So beschrieb Gebauer die Topographie und Historie des Samlands, die später die Basis für die umfangreiche Ausarbeitung von Oskar Schlicht war.[1]
In der Umgebung gibt es einen Badesee mit der unvergänglichen Schönheit der ostpreußischen Natur und mit Blick auf die über 60 Meter hohen Seeberge. Schön ist es auch dort, wo einst das Gut Klein Medenau stand. Klein Medenau wurde erst in jüngerer Zeit ein selbständiges Gut. Vorher war es Vorwerk von Schipowka – Powayen, einem der adligen Stammgüter im Kirchspiel Medenau. Die Gutsbauten gibt es wohl nicht mehr, aber die Angestelltenhäuser haben die Zeiten überstanden und nur die roten Ziegeldächer durch einen grauen Belag ersetzt. Das Bahnhofsgebäude von Powayen wurde nach dem Krieg abgetragen. Als heutiger Ersatzbau dient das ehemalige Wohnhaus des Bahnhofsvorstehers.[3] In Powayen gab es eine Munitionsanstalt, die von der Wehrmacht zum Ende des Krieges in die Luft gesprengt wurde.[5]Deren fünf Angestellten-Wohnhäuser existieren immerhin noch. Das Gelände der Munitionsanstalt wird heute militärisch genutzt.[4] Von Klein Medenau ist aber nichts mehr zu erkennen. Allenfalls im Erdreich mögen sich noch einige Fundamentreste verbergen. Insgesamt zählt man die Landschaft um Medenau zu der lieblichsten des Samlands.
.In Medenau hat der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge einen Friedhof für über 400 identifizierte Tote und für über 1.000 anonym in einem Massengrab Beerdigte angelegt.[7]
[1] Hans-Georg Klemm, Dr. Kurt Emil Gebauer, Theologe, Hsitoriker und Schriftsteller, in Unser schönes Samland,Herbst 2018, S. 37 ff
[2] Friedrich Borchert, Sendboten aus Franken und Thüringen, Oprbl. Nr. 13/95, S. 16
[3] Edgar Schumacher, in Unser schönes Samland, Winter 2009, S. 58/59
[4] Edgar Schumacher, Heimat ist nicht nur ein Wort, Unser schönes Samland, Frühling 2010, S. 54
[5] Werner Nagel, Aus meiner Kallen-Zeit, Unser schönes Samland, Frühling 2010, S. 78
[7] Heimatbrief Wehlau, Nr. 60, S. 90