Mehlkehmen

Kalinino – Mehlkehmen/Birkenmühle

Das Dorf wurde am 16. 7. 1938 von Mehlkehmen in Birkenmühle umbenannt. Vorher, am 1. 10. 1937, hatte man die Orte Klein Lengmeschken, Messeden und Sobeitschen, eingemeindet. Mehlkehmen ist bekannt für die große Anzahl von Störchen, die sich hier niedergelassen haben. Als besondere Attraktion findet sich in einem der Storchennester sogar ein Hahn (natürlich ein künstlicher!)

Die Kirche von 1603, in der jetzigen Form offenbar 1699 – 1706 gebaut, befindet sich im Zustand fortgeschrittenen Verfalls. Über den 2. Weltkrieg kam sie noch unversehrt. Als man sie zur Lagerhalle für Landwirtschaftsgeräte machte, mauerte man die Fenster zu und deckte das Dach mit Asbestzementplatten. Im Turm installierte man einen Wasserdruck-Speicher. Nachdem die Kirche nicht mehr genutzt wurde, verfiel sie zusehends. 1996 übereignete man das Gebäude der orthodoxen Gemeinde, und die plant wohl auch Instandsetzungen. Aber davon ist noch nichts zu sehen.

Bei den Restaurierungsarbeiten stieß man auf die Gräber der deutschen Soldaten des 1. Weltkriegs aus Mehlkehmen, die im Krieg gefallen waren: Reservist Lüther und Grenadier Schneidemann vom 1. Grenadier-Regiment, Reservist Brien vom 3. Grenadier-Regiment und Gefreiter Milat vom 1. Füsilier-Regiment. Mit Hilfe der Dorfbewohner und der Stiftung des Kraftfahrzeughändlers Alexej Pachomow wurden Kreuze nach deutschen Vorlagen angefertigt und auf den Gräbern aufgestellt. Herr Pachomow geht noch weiter und plant die Gründung eines Museums über den 1. Weltkrieg. Damit verbindet er die Hoffnung, dass die Oblast Kaliningrad zu einer Brücke zwischen Deutschland und Russland wird.[1]

Nicht mehr verfallsbedroht ist das bis vor wenigen Jahren bewohnte Gastwirtschaftsgebäude gegenüber der Kirche, denn es ist inzwischen verschwunden, wie Frau Lena M. berichtete. 1992 gedachte hier noch eine Gruppe Deutscher und Russen der Gründung des Kirchspiels vor 300 Jahren.

Erstaunlicherweise gibt es heute noch an einer 1934 – 1936 gebauten Straße nach Mehlkehmen einen Erinnerungsstein an den dabei tätigen RAD – siehe Foto (Bernd Dauskardt, 2010).


[1] Jewgenij Schreiner, Vier Kreuze gegen das Vergessen, Oprbl. Nr. 1/2013 (5. Januar), S. 13