Geschichte von Mlynary – Mühlhausen, Kreis Pr. Holland
- Lokator und erster Stadtschulze war Nikolaus von Kunin. Die Ansiedlung erfolgte am Flüsschen Donne, wo eine Wassermühle betrieben wurde. Daraus erklärt sich auch das Mühlrad, das später im Wappen geführt wurde. Die Donne fließt in die Gardiene, einem Nebenfluss der Baude (Balda), und dieses Flüsschen mündet ins Frische Haff. Möglicherweise bestand von Anfang an die Absicht, hier einen Hof des Ordens anzulegen. Die Handfeste stellte 1327 der Elbinger Komtur Hermann von Öttingen (1320 – 1331) aus. Sie ging verloren, wurde jedoch 1338 und noch einmal 1404 erneuert. Ob die ersten Siedler wirklich aus der Gegend von Mühlhausen in Thüringen stammten oder ob die erste Mühle für den Namen Pate stand, ist heute nicht mehr nachvollziehbar.
- 1349 herrschte im Raum Elbing – Marienburg, so auch in Mühlhausen, die Pest und forderte viele Opfer, in der Stadt Elbing allein rd. 1.000 Personen. In Mühlhausen gab man dem Juden Rumbuldus die Schuld an der Pest und verdächtigte ihn, die Seuche durch Gift herbeigeführt zu haben
- bereits 1408 gab es in Mühlhausen nachweislich eine Schule, denn es wurde in den Akten verzeichnet, dass Hochmeister Ulrich von Jungingen, der auf der Durchreise hier Station machte, u. a. der Schule ein Geldgeschenk von 2 slot zukommen ließ
- Im Hungerkrieg 1414 von den Polen niedergebrannt, schloss sich Mühlhausen in den Jahrzehnten danach eng an die Nachbarstädte Mohrungen, Preußisch Holland, Liebstadt und Tolkemit an, die zusammen den Kern der Komturei Elbing ausmachten, und trat gleich diesen 1440 dem Preußischen Bund bei. Als dieser 1454 gegen den Orden rebellierte, huldigte Mühlhausen wie viele andere Städte dem König von Polen
- In dem nun entbrennenden Städtekrieg wurde Mühlhausen schon sehr bald, 1455, vom Elbinger Komtur Heinrich Reuß von Plauen erobert. Dieser ließ zur Strafe für den Abfall vom Orden den Bürgermeister ertränken, hielt sich aber nicht lange in der Stadt. Noch im selben Jahr überrannten die Truppen des Preußischen Bundes den Ort und rächten sich für die Unterwerfung unter den Orden, indem sie Mühlhausen niederbrannten
- Von diesem Missgeschick und den weiteren Folgen des Krieges sowie von den Zerstörungen im Reiterkrieg 1520 erholte sich die Stadt nur sehr langsam.
- 1625 forderte eine Pestepidemie in Mühlhausen 142 Opfer, rund 10 % der Bevölkerung. Schlimmer noch waren die Opfer in Elbing und Liebstadt mit 3.600 bzw. 1.000 Pesttoten
- ab 1626 gab es in Mühlhausen einen Apotheker, der jedoch schon 3 Jahre später der Pest erlag
- mit dem Einmarsch der Schweden unter König Gustav Adolf musste Mühlhausen im Winter 1628/29 schwedische Soldaten in einer Stärke von 3 ½ Kompanien aufnehmen und verpflegen. Auch nach deren Abmarsch blieb noch eine schwedische Garnison bis 1631 in der Stadt. Die Pest nahm in dieser Zeit ihren Fortgang und forderte über 400 Tote – ein Drittel der Einwohner – und außerdem das Leben von 66 schwedischen Söldnern. Die in dieser Vielzahl Gestorbenen mussten auf einem Friedhof außerhalb der Stadttore ihre letzte Ruhe finden. Aus diesem Ersatzfriedhof wurde ab 1805 der Friedhof der evangelischen Gemeinde
- Im Zweiten Schwedisch-Polnischen Krieg war Mühlhausen 1655 Hauptquartier des schwedischen Königs Carl Gustav, der hier mit seinem Reichskanzler Erik Oxenstierna (23. 11. 1624 – 2. 11. 1656) residierte. Drei Jahre später zogen die Schweden jedoch erst ab, nachdem sie die Stadt ausgiebig geplündert hatten. Auch jetzt grassierte wieder die Pest und forderte 144 Todesfälle
- 1658 – 1660 lag eine Garnison unter dem Kommando des Obristen Schoenaich in der Stadt. Mühlhausen war dann ab 1670 (Paul Brock) oder 1678 bis 1806 Garnisonsstadt, was die Entwicklung der Gemeinde förderte. 1746 – 1753 war ein v. Hindenburg, Ahnherr des späteren Reichspräsidenten, Garnisonskommandeur in Mühlhausen. Er vererbte der Familie Beneckendorff die Güter Neudeck und Limbsee.
- Einen Einbruch in der Entwicklung der Stadt gab es während des siebenjährigen Krieges Friedrichs des Großen, als der Ort zur kaiserlich-russischen Stadt gemacht wurde und erhebliche Kontributionen zu entrichten hatte. Um diese aufzubringen, mussten alle Bürger 25 % ihrer Grundstückswerte an die Gemeinde abführen. Die nächsten Kriegslasten trafen das Gemeinwesen zur Zeit Napoleons. Danach herrschte erst einmal Ruhe, die eine stetige, keinesfalls aber eine sonderlich dynamische Entwicklung zur Folge hatte
- 1773 ließ Friedrich der Große im Zuge des Gebietszuwachses durch die 1. polnische Teilung eine Abteilung des Füsilier-Regiments Nr. 52 nach Mühlhausen verlegen.
- 1807 sollte der Ratsherr Wichert wegen eines Irrtums von den Franzosen erschossen werde, entkam diesem Schicksal aber durch einen Gnadenerweis. Aus der Familie dieses Ratsherrn entstammte später der bekannte Kammergerichtsrat und Schriftsteller Ernst Wichert (1831 – 1902; „Heinrich von Plauen“, „Richter und Dichter“)[2]
- 1818 reiste die Zarin mit Gefolge durch Ostpreußen und wurde in Mühlhausen angemessen bewirtet
- Im Jahr 1821 erhielt Mühlhausen wieder eine Apotheke samt Apotheker Otto Lingen aus Saalfeld. Mangels Zuspruch musste die Apotheke allerdings 1827 zu einem Gasthaus, immerhin mit gehobenem Niveau, ausgebaut werden! Jedenfalls lag die Krankenversorgung weiter in den Händen des Barbiers, der gleichzeitig der Stadtchirurg war. 1840 ließ sich der erste ausgebildete Arzt – Dr. Ungefug – nieder. Er erteilte unentgeltlichen Turnunterricht für die Kinder, zog jedoch aus Krankheitsgründen 1848 wieder fort und machte anderen Kollegen Platz
- 1852 erfolgte der Anschluss an das Eisenbahnnetz der Route Elbing – Braunsberg mit der Folge, dass der Flachsumsatz durch den nunmehr möglichen Direktverkauf an die Industrie in Schlesien und Böhmen von 3.000 Ztr./Jahr auf 30.000 Ztr./Jahr stieg
- 1857 wurde die neue katholische Kirche eingeweiht, ab 1864 gab es Straßenbeleuchtung, im Jahr 1871 brannte das Rathaus ab, 1900 erfolgte der Anschluss an das Fernsprechnetz, 1901 an ein Elektrizitätswerk. 1901 – 1907 wurde ein neues Gebäude für die evangelische Stadtschule errichtet. 1925 erhielt Mühlhausen im Talgrund eine Freibadeanstalt.
- Juden lebten in Mühlhausen ab 1817. Der erste von ihnen, Salomon Laserstein, handelte mit Wolle und Borsten. Bis zur Mitte des 19. Jhs. stieg die Zahl der jüdischen Einwohner auf 60 an, nahm dann aber wieder ab und erreichte im Jahr 1926 die Zahl 26. Eine Synagoge gab es nicht. Der jüdische Friedhof lag hinter dem Munitionshaus am Weg nach Elbing.
- Mühlhausen war das wirtschaftliche Zentrum für den ganzen Norden des ehemaligen Kreises Preußisch Holland. Erwerbsquellen der Einwohner waren die Landwirtschaft, der Handel mit dem Umland, das Handwerk mit Töpferei, Schmiede und Tuchmacherei etc. und schon seit dem Mittelalter das Brauereigewerbe. Allerdings genoss das Bier keinen durchweg guten Ruf. So bezeichneten Spötter den Gerstensaft 1445 als „Krebsjauche“ – so wiedergegeben von Caspar Henneberger 1595. Anfangs des 18. Jhs. dagegen hatte das Mühlhausener Bier offenbar eine bessere Qualität als das Bier aus Elbing. Die russischen Okkupanten sollen es sehr gelobt und sogar dem Zaren empfohlen haben. Die Elbinger versuchten angeblich, für das Konkurrenzgebräu ein Einfuhrverbot nach Elbing zu erwirken, drangen aber damit nicht durch.
- Im 2. Weltkrieg wurde Mühlhausen stark zerstört und verlor danach die Stadtrechte, die erst 1984 wieder erteilt wurden[1]
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- [1] Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensstaat Preußen, Olsztyn 2009, S. 261
[2] Paul Brock, Mühlhausen im Oberland in Ostpreußisches Oberland, Herausgeber Landsmannschaft Ostpreußen, 1983, S. 29