Naturschutz- und Jagdgebiete Rominter Heide und Borkener Heide

Der Landschaftspark Puszcza Romincka – Rominter Heide umfaßt zusammen mit dem zu Rußland gehörenden und etwa zwei Mal größeren Krasniej Les – Roter Wald insgesamt 370 qkm Wald. Er ist ein naturbelassener Wald mit uralten Eichen, Fichten und prachtvollen Starkkiefern. Unzählige feuchte, romantische Wiesen und tiefe, dunkle Waldseen prägen das Bild genauso wie verschiedene Weichhölzer und unwegsame Moore. Der Herrscher in Wald und Flur war einst der hier der unter Jägern bekannte Rominter Rothirsch. Doch leider ist durch unbeherrschte Jagd und Wildereien der Bestand an Hirschen und auch Elchen stark zurück gegangen. Vor einigen Jahren wurde das Gebiet zu den Naturreservaten Rezerwat torfowiskowy Mechacz Wielki (146,72 ha) und Park Krajobrazowy Puszczy Rominckiej erklärt und somit die Jagd verboten und eingestellt. Und diese Maßnahme zeigt bereits Erfolge: Der Prozeß des Aussterbens des Rominter Hirsches und der Elche in diesem Gebiet konnte gestoppt werden.

Die Puszcza Borecka – Borkener Heide ist einer der letzten Urwälder Europas und umfasst ca. 230 qkm mit Überschwemmungsgebieten. Ein Eldorado für Elch, Wisent, Wolf und Luchs, die hier zusammen mit Auer- und Birkwild sowie zahlreichen Bibern ihr zu Hause haben. Auf den Exkursionen durch das Sumpf-, Wald- und Seengebiet trifft man mit etwas Glück auch auf See- und Schreiadler, Schwarzstörche, Kraniche, Waldwasserläufer und Schellenten. Für Tierfreunde ist ein Besuch der Wisent-Zuchtstation in Walisko – Wallisko/Waldsee sehr empfehlenswert. Es empfiehlt sich, auf (Rad-)Wandertouren neben gutem Kartenmaterial vorsichtshalber auch einen Kompass mitzunehmen, damit die Orientierung stets gesichert ist.

Das Rotwild war in Ostpreußen während der Zeit der Kolonisation weit verbreitet und wurde noch zu Beginn des 17. Jhs. zu Tausenden erlegt. Ähnlich wie bei den Elchen gingen dann von der Mitte des 18. Jhs. bis zum Anfang des 19. Jhs. die Bestände drastisch zurück, bedingt durch ungezügelte Jagd der Jagdherren und durch Wilderei, teilweise auch durch im Zuge einer verbreiteten Wolfsplage. Als Reaktion auf diese Zustände begann man, sich intensiv mit der Hege des Wildes zu beschäftigen. Wesentlicher Initiator dieser Entwicklung war der Oberförster in Nassawen, Carl Friedrich Wilhelm Reiff (1814 – 1867). Dazu siehe das Kapitel über „Berühmte Forstbeamte der Rominter Heide“. Infolge dieser Anstrengungen wurde die Rominter Heide zu einem der bedeutendsten Rotwild-Spitzenreviere, in denen die deutschen Herrscher von Kaiser Wilhelm II. bis zu Hermann Göring ihren Jagdleidenschaften nachgingen. Das Werk von Oberförster Reiff wurde von Forstmeister Speck von Sternberg fortgesetzt. Er meliorierte die Waldwiesen und säte schmackhafte Gräser ein. Kartoffeln, Möhren und Rüben wurden angebaut und eingekellert und die Forstämter wurden zu regelmäßigen Fütterungen verpflichtet. In den königlichen Parks in ganz Preußen wurden Kastanien und Eicheln für das kaiserliche Jagdrevier gesammelt. Zu Görings Zeiten wurde das Wild sogar ganzjährig mit Sesamkuchen gefüttert.

Der Zweite Weltkrieg hat dem Jagdleben in Ostpreußen zunächst ein Ende bereitet. Die Bestände an Wild und Holz wurden sorgfältig geplündert. Seit den 1990er Jahren darf auch in der Rominter Heide wieder gejagt werden und es wird berichtet, dass das Rotwild dort immer noch beachtliche Ausmaße hat.[1]



[1] Horst F. Buchalsky, Jagd und Jäger in Ostpreußen, Neidenburger Heimatbrief, Pfingsten 2018, S. 46 f