Auf dem Platz der alten Katharinenkirche errichtete man 1885/86 das Rathaus der Neustadt, auch Bauernvorstadt genannt, das heute noch steht. Das ordenszeitliche Rathaus auf dem alten Markt war 1783 abgerissen worden.
Das Kreishaus ist ein Bau von 1895.
Das Kreiskrankenhaus wurde 1908 in Betrieb genommen und hatte 60 Betten. Der Krankenhausdirektor seit 1908 bis Januar 1945 war Dr. Ludwig Diehl, der zwei Erweiterungen des Krankenhausgebäudes erwirkte. Die erste fand 1919 statt, die zweite 1935. Die Zahl der Betten stieg von 60 auf 180 und schließlich auf 200.
Dr. Ludwig Diehl (16. 12. 1876 – 31. 1. 1945) war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der am meisten geehrten Ärzte in Ostpreußen. Er wurde in Tübingen geboren und schloss 1901 sein Medizinstudium in Leipzig ab. Nach kurzer Arbeit als Landarzt und auf einem Frachtschiff sammelte er Erfahrungen in verschiedenen Krankenhäusern in Deutschland und der Schweiz. 1908 übernahm er die Leitung des neu errichteten Krankenhauses in Ketrzyn – Rastenburg. Unter seiner Leitung wurde das Kreiskrankenhaus zu einer Mustereinrichtung für die gesamte Provinz. Er war ein geschätzter Chirurg und Gynäkologe, bekannt für seine genauen Diagnosen und chirurgischen Fähigkeiten. Er war auch ein ausgezeichneter Lehrer, der junge Ärzte aus der ganzen Provinz anzog. Trotz des Antrags, ihn 1936 mit dem Titel eines Professors zu versehen. weigerte er sich, der NSDAP beizutreten, was eine Voraussetzung für den Erhalt dieses Titels gewesen wäre.
Während des Zweiten Weltkriegs widmete sich Dr. Diehl mit noch mehr Engagement der Arbeit in seinem Krankenhaus, insbesondere nach dem Verlust seiner beiden Söhne 1941. Als am 26. Januar 1945 ein Evakuierungsbefehl eingegangen war, blieb er mit einem Teil des Personals im Krankenhaus. Am 31. Januar 1945 nahm sich Ludwig Diehl das Leben, als er die Gräueltaten sowjetischer Soldaten sah. Er wurde im zukünftigen Garten neben den ermordeten Krankenschwestern begraben.[2]
Am Krankenhaus wurde zu Pfingsten 2002 eine Gedenktafel für Dr. Ludwig Diehl enthüllt.
Nach der Restaurierung wurde das Krankenhaus 1946 wieder in Betrieb genommen. 1959 hatte es bereits 10 Abteilungen und beschäftigte 20 Ärzte.
Westlich der St. Georgskirche an der westlichen Stadtmauer steht das alte Gymnasium, neogotisch errichtet 1855 – 1859. Prominente Schüler dieser Bildungsanstalt waren Wojciech Ketrzynski von 1855 – 1859 und der Physik-Nobelpreisträger von 1911, Wilhelm Wien, in den Jahren 1875 – 1879.
Der Rastenburger Befestigungsring, 1357 – 1370 errichtet und 1431 erneuert, wies ursprünglich neben 2 Stadttoren, die man 1819 abriss, 13 Türme auf. Davon stehen noch der Bahrenturm mit 7 m innerem Durchmesser in der Südwestecke, rechts daneben der schlanke Josephiturm mit dem spitzen Schieferdach. In der Nordwestecke steht der Pulverturm mit Rautenmuster, in der Nordostecke der Wasserturm. Teile des Mauerrings gibt es noch im Norden und Westen der Altstadt, allerdings seit den 1960er Jahren in der Höhe vermindert.
Die einstige Hindenburg-Kaserne wurde nach 1945 von der polnischen Armee genutzt. Danach zog der Grenzschutz dort ein. In dieser Zeit verfiel das Offizierskasino und der dazu gehörige Garten. In diesem Garten überlebte das deutsche Kolonialkriegerdenkmal, ein Findling, auf dem 7 Namen von Soldaten des in Rastenburg stationierten Grenadier-Regiments König Friedrich der Große (3. Ostpreußisches) Nr. 4 eingraviert sind, die im Herero- und Nama-Feldzug (1904 – 1906) gefallen waren. Dazu ist auf dem Findling auch das Wappen des Regiments abgebildet, das das älteste Regiment der Preußischen Armee war. Um einer Beschädigung oder einem Verschwinden des Denkmals vorzubeugen, sorgten deutsche Heimatvertriebene im Zusammenwirken mit dem örtlichen Heimatmuseum und mit Hilfe des dem Kasinogarten benachbarten Hotels Agros dafür, dass der Findling auf dem Gelände unmittelbar hinter diesem Hotel einen neuen Platz fand. Hier erstreckte sich bis zu seiner Zerstörung und Einebnung nach 1945 der Soldatenfriedhof Luisenhöhe. Der Stein wurde gereinigt und die Inschriften restauriert. Zusätzlich stellte man den Grabstein eines 1915 in Russland gefallenen Angehörigen des Rastenburger Regiments auf, den man in der Nähe gefunden hatte und bildet so eine neue kleine, aber würdevolle Gedenkstätte.[1]
[1] W.R., Südwestafrika-Gedenkstein in würdevollem Rahmen, Oprbl. Nr. 13/06, S. 13
[2] E.T., Towarzystwo Miłośników Ziemi Kętrzyńskiej im. Zofii Licharewej, facebook 16. 4 .2025