Orlowo – Orlau
Am 22. Januar 1379 vergab der Komtur von Osterode, Burchard von Mansfeld, die Handfeste für die Siedlung Orlau. Als Lokator wurde ein Jakob genannt. Er übernahm das Amt des Schulzen mit sechs zinsfreien Hufen und damit die niedere Gerichtsbarkeit und die Polizeigewalt innerhalb der Dorfgrenzen. Als Lohn erhielt er ein Drittel von den Einnahmen des Dorfgerichtes und des Krugzinses sowie das Fischrecht für den Eigenbedarf. Zu seinen Pflichten gehörte die Einziehung und Ablieferung der bäuerlichen Hufenzinsen und der Naturalabgaben.[2]
Das Dorf Orlau liegt direkt im Quellgebiet der Alle und schließt die ersten vier Kilometer des Oberlaufs ein. Die Anwerbung von Siedlern für die Gründung des Ortes scheint schwierig gewesen zu sein. Doch mit Unterstützung durch den Orden, der einen Zuschuss von 13 Pfennig je zinshafte Hufe und vier Scheffel Korn sowie 9 Freijahre für den Start gewährte, gelang es. Schon in prußischer Zeit war die Gegend um Orlau sehr wildreich und galt auch zu Ordenszeiten als beliebtes Jagdrevier. [3] Bei Orlowo – Orlau gibt es das Reservat jez. Orlowo Male sowie einen gepflegten Heldenfriedhof für im 1. Weltkrieg gefallene Soldaten, auf dem auch die Bundeswehr schon mal einen Kranz niederlegt.
Aus Orlau stammte Dr. Gertrud Dorka (19. 3. 1893 – 14. 2. 1976), die von 1947 bis 1958 als Direktorin das Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin leitete.
Gertrud Dorka erwarb die Lehrbefähigung 1914. Von 1930 bis 1936 absolvierte sie zusätzlich ein Studium der Anthropologie, der historischen Geographie und der Prähistorie und promovierte 1936 in Kiel. Vom 1. 10. 1914 bis 31. 8. 1947 war sie wissenschaftliche Lehrerin an verschiedenen Schulen des Bezirks Pankow von Berlin. Als man 1947 daran ging, die im Schutt des Museums für Vor- und Frühgeschichte in der Stresemannstrasse verborgenen Schätze des Museums zu bergen, wurde Dr. Gertrud Dorka mit der Leitung dieser Aufgabe betraut, zunächst mit Unterstützung von nur zwei Helfern. 1948 holte sie die ausgelagerten Teile der Heinrich-Schliemann-Sammlung aus Trebus zurück nach Berlin. 1955 konnte eine erste Schausammlung in acht zu unterst liegenden Räumen des Südwestflügels der Ruine eröffnet und ein Überblick über die märkische Vor- und Frühgeschichte von der Eiszeit bis zur Gründung Berlins gegeben werden. So ist es ihrer Arbeit zu verdanken, dass viele kostbare Bestände des Museums für Vor- und Frühgeschichte in Berlin erhalten blieben.[1]
[1] Ihr Name ist Berliner Geschichte – Dr. Gertrud Dorka aus Neidenburg/Orlau, Neidenburger Heimatbrief, Sommer 1972, S.9 f
[2] Gerhard Knieß, Aus der Geschichte des Kreises Neidenburg – Soldau, Neidenburger Heimatbrief, Weihnachrten 1954, S. 17/18
[3] Konrektor Kühlmann – Allenstein, 550jähriges Bestehen des Dorfes Orlau, Neidenburger Zeitung, 24. 1. 1929