Parnehnen

Krasnij Jar – Parnehnen

Parnehnen war ein Amtsdorf. Zum Amtsbezirk gehörten Gut Jodeicken mit ca. 133 ha, die Bauerndörfer Pettkuhnen (7 Bauernhöfe, etwa 133 Einwohner), Gudlacken (1 Bauernhof), Klinglacken (3 Bauernhöfe, 50 Einwohner), Ringlacken (4 Bauernhöfe mit 37 Einwohnern) und Brandlacken (3 Bauernhöfe, Schneidemühle, Schmiede, ca. 40 Einwohner). Reinlacken (9 Bauernhöfe, Gasthaus, Kolonialwarenladen; Stellmacherei; Windmühle, Schmiede, Schule, etwa 225 Einwohner), Reimersbruch (1 Bauernhof), Groß und Klein Skaten (8 Bauernhöfe), Försterei Skaten, Köllmisch-Damerau (8 Bauernhöfe, Gasthaus, Kolonialwarenladen, Schule, Postagentur, Feuerwehr, Drainagegenossenschaft, Polizeistation, ev. Kapelle von 1911, 108 Einwohner), Knäblacken (3 Bauernhöfe, 47 Einwohner), Kukers (8 Bauernhöfe, Meierei; Schmiede, Stellmacherei, 150 – 200 Einwohner).

Parnehnen war vornehmlich ein Wald- und Wiesengut. Um 1800 erwarb es ein Herr von der Goltz und 1830 Karl August Käswurm. Der war nach dem frühen Tod der Eltern vom Großvater in Puspern erzogen und ausgebildet worden und konnte mit seinem Erbanteil sowie Übernahme der Schulden Parnehnen kaufen. In den nächsten 33 Jahren stellte er das Gut, das damals 1125 ha umfasste, auf wirtschaftliche gesunde Beine, wobei die Schafzucht eine zentrale Rolle spielte. Die erbende Tochter heiratete den Rittmeister Ludwig von Massow. Dieser führte weitere Verbesserungen ein, ließ umfangreiche Drainagen anlegen, führte die nicht mehr so lukrative Schafzucht zurück und verstärkte den Schweinemast– und den Milchviehbereich und führte die Pferdezucht ein, die regelmäßig 30 Remonten und mehr erbrachte. Die Milch veredelte man in der eigenen Molkerei zu Tilsiter Käse.

Ludwig von Massow starb vor dem 1. Weltkrieg, seine Frau wenige Jahre später und dann fiel auch noch der Sohn im anschließenden Krieg. So übernahm die Tochter den Betrieb. Sie war verheiratet mit dem Rittmeister Lebrecht von Glasow-Lokehnen, der den Betrieb bis zu seinem frühen Tod in den 1930er Jahren weiter entwickelte, vor allem durch die Aufnahme von Herdbuchvieh. Der Sohn hatte die Verantwortung für die Landwirtschaft 1930 übernommen, fiel aber 1940. Die Mutter Charlotte von Glasow wirtschaftete dann noch weiter, bis sie am 22. Januar 1945 auf die Flucht gehen musste. Das Gut hatte zuletzt eine Fläche von 775 ha, davon 412.5 ha Acker, 72,5 ha Wiesen, 92 ha Weiden und 157 ha Wald. . Um 1939 bestand im Gutshaus ein RAD-Lager für Maiden.[1]

Neben dem Gutshaus mit 42 Räumen gab es das Beamtenwohnhaus, eine Molkerei, Schmiede, Stellmacherei, mehrere Insthäusern und etliche Ställe, Scheunen und Wirtschaftsgebäude. Das Vorwerk befand sich in Trakischken. Gut Parnehnen gehörte zu den großen Landwirtschaftsbetrieben des Kreises Wehlau. Hier existieren noch das Gutshaus mit seinem gefliesten Fußboden sowie etliche Altbauten.[2]


[1] Uwe Hinze, 5. 12. 2012 (uwe.hinze@gmx.de)
[2] Heimatbrief Wehlau, Nr. 9,  S. 17, Charlotte von Glasow in Heimatbrief Wehlau, Nr. 20, S. 27 ff