Das Dorf Bolschaja Poljana – Paterswalde
1699 wurde der Stadt Allenburg das im Wald gelegene Kämmereidorf Allendorf im Umfang von 13 Hufen mit 8 Freijahren verliehen. Es hieß „der verbotene Wald“ und das Dorf als Ganzes siedelte hier. Allendorf wurde 1363 gegründet, als der Ordensmarschall Henning Schindekopf dem schlichten Bauern Peter Emke hier einen beträchtlichen Landbesitz von 7 Hufen (ca. 117 ha) verlieh und ihm zur Aufgabe machte, das übrige Land mit Bauern zu besiedeln. Aus Allendorf wurde in dieser Zeit Paterswalde. Der Bezugspunkt für den neuen Namen war eine nahe gelegene Kapelle mitten im Wald, in der anlässlich von Prozessionen Gottesdienste abgehalten werden konnten und die von einem Pater beaufsichtigt wurde.
Die Gründungsurkunde ging in der Pestzeit von 1635 verloren und wurde durch eine neue Ausfertigung durch Kurfürst Georg Wilhelm ersetzt. Diese Urkunde soll in den Grundstein der Kirche eingemauert worden sein und ist vielleicht noch vorhanden.
Im Reiterkrieg 1520/21 wurde Paterswalde von polnischen Truppen erheblich zerstört und erst ab 1540 um die Kirche herum wieder aufgebaut. Die Kirche in Paterswalde aus der Ordenszeit, die aus der Wallfahrtskapelle südlich des Dorfes hervorging, wurde in diesem Krieg ebenfalls Opfer eines Brandes. 1541/42 stellte man sie wieder her, aber 1869 musste sie geschlossen und abgebrochen werden. Der neoromanische Neubau von 1877 erhielt in den Endkämpfen des 2. Weltkriegs vor allem am Turm größere Beschädigungen. Danach fungierte der Bau als Speicher. Das Dach hatte man mit Asbestzementplatten gedeckt, die Fenster zugemauert. 1993 übergab man die Kirche der orthodoxen Gemeinde, die begrenzt renovierte und von Zeit zu Zeit hier Gottesdienste abhält. Lutherische Gottesdienste werden regelmäßig und vornehmlich für die inzwischen hier ansässigen Russlanddeutschen in einem Privathaus abgehalten.
Die mit einst 1.225 Einwohnern größte ländliche Gemeinde des Kreises Wehlau gehört seit 2003 neben Gumbinnen und Heinrichswalde zu den Gemeinden im nördlichen Ostpreußen, wo zum evangelischen Gottesdienst geläutet wurde. Allerdings wurde 2010 das Eigentum an der Kirche auf die Russisch Orthodoxe Kirche übertragen.
Die am 16. Juni 2003 eingeweihte Glocke und den dazugehörigen Glockenstuhl stifteten das Paul-Gerhard-Stift in Berlin und ein Förderverein. Die Glocke stammt aus einer Kirche in Berlin. Den verfallenen einstigen Kindergarten hat man mit vielen Helfern sowie Spenden aus der Bundesrepublik zum Gemeindehaus der russland-deutschen evangelischen Gemeinde hergerichtet, das 2002 eingeweiht wurde.
Heute leben in dem einst blühenden Dorf 38 vorwiegend russlanddeutsche Familien. Es gibt aber nur wenige alte Häuser. Das alte Schulgebäude soll noch stehen und eine russische Mittelschule beherbergen. Das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs wurde von Albert Schulz restauriert und steht unverändert.
Zur Gemeinde Paterswalde gehörte das Gut Patershof. Hier versuchen in jüngsten Jahren deutsche Vereine und Hilfsorganisationen in Verbindung mit der Kreisgemeinschaft Wehlau einigen russlanddeutschen Familien einen Wohnsitz und durch Bereitstellung von Maschinen und Saatgut eine Existenz zu schaffen. Dabei engagiert sich besonders der Verein „Aufbau Bernsteinland“.