Peterkau

Piotrkowo – Peterkau

Zur Ordenszeit gab es südlich von Januschau die Orte Klein und Groß Peterkau. Letzterer erhielt 1389 eine Handfeste vom pomesanischen Domkapitel. Die eigentliche Dorfgründung fand aber vermutlich wesentlich früher statt, denn bereits 1331 wurde die Kirche erwähnt. Nach dem Hungerkrieg 1414 lag der Ort längere Zeit wüst.

Ein Gut gründete das pomesanische Domkapitel im 14. Jh. in Klein Peterkau. Um 1800 befand es sich zusammen mit dem Gut in Groß Falkenau im Besitz des Barons von Schleinitz, der von 1796 – 1805 Landrat des Kreises war. Von ihm erwarb das Anwesen der Elbinger Großkaufmann du Bois und dessen Erben verkauften Peterkau 1842 an Wilhelm von Alt-Stutterheim, während Groß Falkenau von einem aus Mecklenburg stammenden Herrn Haase erworben wurde.

Groß Falkenau gehörte im 20. Jh. zur Familie Ritgen aus Danzig. Hier verlebte Udo Ritgen (22. 6. 1916 – 11. 10. 2010) seine Jugend. Nach dem Abitur begann er eine Karriere als Berufsoffizier und kam im 2. Weltkrieg an verschiedenen Fronten zum Einsatz. Im März 1945 übernahm er als Major i. G. die Leitung der Seeleitstelle Hela und wurde vom Armee-Oberkommando Ostpreußen beauftragt, die Rettung von rd. 500.000 Flüchtlingen und Soldaten von Hela aus über See zu bewerkstelligen, was ihm auch gelang. Nach Gefangenschaft in Belgien und Munster bei Hannover studierte er ab 1948 Jura, bestand 1952 das Examen und nahm 1953 seinen Militärberuf im Amt Blank und dann bei der Bundeswehr wieder auf, wo er erneut als Generalstabsoffizier tätig war.[1]

Herr von Alt-Stutterheim ließ in den 1860er Jahren das Gutshaus in Peterkau errichten. Sein Schwiegersohn, v. Wernsdorf, überließ den Besitz 1900 zusammen mit dem Gut Falkenau der Landesbank, die große Flächen aufsiedelte und auf einem Teil die Ortschaft Buchfelde gründete. Danach gab es häufige Besitzwechsel auf dem Restgut. Es erschienen die Besitzer Neske und Thielebein und 1919 oder 1920 der Holländer Michiel Arie Hoogendijk. Dieser holzte den 500 Morgen großen Wald ab und verkaufte ca. 1922 an Gottlieb Bitzer,[2] der das Restgut sehr erfolgreich bewirtschaftete und daraus einen Musterbetrieb machte.

Die Enkelin von Michiel Arie Hoogendijk, Ingrid Hoogendijk, schrieb zur Geschichte ihrer Familie in Peterkau folgendes: „Mein Grossvater Michiel Arie Hoogendijk hat von ca 1920 bis 1922 auf dem Gut Peterkau gewohnt. Michiel Hoogendijk war Holländer. 1919 hatte er mit einem ganzen Zugwaggon mit Englischen Herrenstoffen anstelle von Bargeld das Schloss Halbau (Oberlausitz) erworben. In Halbau (Polnisch Ilowa) gab es Textilwerke. Er ist dann mit seiner Frau und seinen 5 Kindern nach Deutschland gezogen, hat aber nicht auf dem Schloss Halbau gewohnt, sondern auf Peterkau. Am 14.12.1921 wurde dort Sohn Jan Hoogendijk geboren.

Im Jahr 1922 hat Michiel Hoogendijk mit Lothar von Kalkstein das Schloss Halbau gegen das Restgut Schakenhof im Krs. Gerdauen getauscht. Er ist dort hingezogen und lebte dort bis 1945. Er starb in russischer Gefangenschaft. (Schakenhof liegt im russischen Teil des Kreises Gerdauen dicht an der Grenze zu Polen und heißt heute Trostniki).

Mein Vater, Michiels ältester Sohn Pieter, der in Rotterdam geboren wurde, ist 1937, kurz bevor er 21 wurde, zurück nach Holland gegangen und immer dort geblieben. Weil viele Fotos und Briefe bewahrt geblieben sind, bin ich dabei, alles zu dokumentieren und die Geschichte der Familie Hoogendijk aufzuschreiben.

Familie:
Michiel Hoogendijk, geb. 1884 in Rotterdam
Frau Johanna Hoogendijk-van Linschoten, geb. 1885 in Rotterdam-Kralingen
Tochter Truus, geb. 1911 in Rotterdam
Tochter Teuntje, geb. 1912 in Rotterdam
Tochter Jo, geb. 1914 in Rotterdam
Sohn Pieter, geb. 1916 in Rotterdam (Vater von Ingrid Hoogendijk)
Tochter Ali, geb. 1918 in Rotterdam
Sohn Jan, geb. 14. 12. 1921 in Peterkau
Tochter Coby, geb. 19. 9. 1923 in Schakenhof “

Ali Hoogendijk (1918 – 1993) heiratete 1942 den Sohn Siegfried Lengnick (1917 – 1997) des Gutsbesitzers von Damerau im Kirchspiel Assaunen, Oskar Lengnick (1876 – 1951). Dem Ehepaar und ihren beiden Kindern gelang die Flucht bis nach Ottleben in der Magdeburger Börde, wo sie Bodenreformland erhielten, das sie jedoch 1960 wegen der Zwangskollektivierung wieder verloren und sich durch erneute Flucht nach Westdeutschland retteten.[3] Das Gutshaus in Peterkau ist zerstört, aber das Beamtenhaus wurde ordentlich renoviert.

In dem Dorf Buchfelde bei Peterkau, auf einem Fischereigrundstück am Waldsee, hatte der ostpreußische Autor und Schriftsteller Ottfried Graf Finck von Finckenstein (5. 4. 1901 in Schönberg – 23. 11. 1987 in Ottawa) seinen Wohnsitz.

Noch eine andere Begebenheit ist mit Peterkau verbunden. Anlässlich der Veranstaltung der Kriegskameradschaft Peterkau 1926 warb der Kammerherr von Oldenburg-Januschau erstmals für seinen Plan, dem Reichspräsidenten das Familiengut Neudeck zu erhalten, indem man es ihm als Geschenk übereignet. Er fand begeisterte Resonanz und sammelte die ersten Spenden ein – 50 Reichspfennig pro Person.

[1] Reinhard Krohn, Früherer Leiter der Seeleitstelle Hela verstorben, PAZ Nr. 43/2010 (30. Okt.), S. 11
[2] Namenskorrektur aufgrund Hinweis von Frau Louisa Born –  5. 1. 2012 – louiiisa1@t-online.de
[3] Wulf D. Wagner, Gerdauen I, S. 487

Literatur

Ottfried Graf Finckenstein

Ottfried Graf Finckenstein