Petershagen

Pieszkowo – Petershagen

Petershagen wurde unter dem Komtur von Balga und Vogt von Natangen, Heinrich von der Mauer, am 25. 4. 1336 in dem damals dichten Wald dieser Gegend gegründet und die Handfeste hatte sich bis in unsere Zeit erhalten. Lokator und erster Schulze war Alrat, gen. Buchhorn. 1467 wurde das Dorf einem Heinrich Grissel verschrieben, der entsprechende Forderungen an den Orden hatte. Ein Mitglied der vermögenden Familie von Tettau fügte das Dorf 1612 seinem bereits großen Grundbesitz hinzu. 1856 fand man in Schönwiese bei Petershagen beim Ausräumen eines Teichuntergrunds 10 arabische Münzen aus der Zeit Harun al Raschids, der von 786 – 809 regierte.

Im Dezember 1944 gab es in Petershagen Partisanen-Alarm. Nachdem Schulkinder vom Flugzeug abgeworfenen sowjetischen Verpflegungsnachschub aufspürten, wurde der Petershagener Wald durchsucht und man entdeckte tatsächlich Mitglieder eines Sabotagetrupps. In dem sich dabei entwickelnden Feuergefecht starben zwei Landwachtmänner, aber auch 6 Partisanen wurden erschossen, darunter eine Frau. Am 1. 2. 1945 wurde Petershagen von den Sowjets eingenommen.

In Petershagen wurde 1942 Hans-Joachim Kroll geboren, der sich nach dem Studium der Mathematik und Ozeanographie in Hamburg und Promotion in Hannover in München habilitierte, wo er seit 1978 als ordentlicher Professor wirkt und seit 1982 als Geschäftsführender Herausgeber des Journal of Geometry amtiert.

Heute existiert in Petershagen eine Straußenfarm.

Die ordenszeitliche Kirche in Petershagen, 1336 gegründet, 1414 im Hungerkrieg arg beschädigt, musste im 16. Jh. wegen Baufälligkeit abgerissen werden, doch der Neubau von 1593 steht noch heute. Bauherr war der Kirchenpatron Anselm von Tettau, Herr auf Gut Sieslack.

Die Kirche mit rechteckigem Grundriss ohne Chor hatte einen Holzturm, der 1818 bei einem heftigen Orkan zerstört wurde. Der neue Holzturm hielt nur bis 1890. Den jetzigen Turm stiftete 1897 der Gutsbesitzer von Nerfken, Carl von Heyden, und an den Stifter erinnert immer noch eine Gedenktafel in der Turmhalle. Mit dem Turm zusammen entstand auch ein neuer Westgiebel im Ordensstil. Sakristei im Norden, Vorhalle im Süden. Die Kirche wurde in den 1980er Jahren restauriert.

Im Nordischen Krieg verbrachte der schwedische König Karl XII, der 1700 im polnischen Ermland eingefallen war, einen Winter im Bischofsschloß von Heilsberg. Während einer Jagd in dieser Zeit erschoss der König versehentlich seinen Freund Per Hastfer. Der wurde auf dem Friedhof der nächstgelegenen evangelischen Kirche beerdigt, und das war Petershagen.[1]

Der alte Friedhof um die Kirche herum wurde eingeebnet, denn es war niemand mehr da, der sich um die Gräber kümmern wollte und durfte. Aber der Gedenkstein für die Gefallenen des 1. Weltkriegs aus dem Kirchspiel Petershagen ist erhalten, ebenso ein Steinkreuz auf dem Kirchhof.

Der Kirchenraum wird von einer gewölbten Holzdecke überdeckt.

Ausstattung:

  • Der Altar von 1593 zeigte als Mittelbild die Kreuzigung Christi, die seitlichen Figuren zwischen den kannelierten Säulen stellen Glaube und Hoffnung dar. Da die Kirche jetzt der katholischen Glaubensrichtung dient, kamen Darstellungen der Maria hinzu
  • Emporen und Gutsstände stammen ebenfalls noch von 1593 – teilweise mit originaler Bemalung
  • Die Kanzel ist ein Schnitzwerk von Johann Christoph Döbel 1691 und gilt als das kostbarste Stück der Ausstattung. Der prächtige Kanzelkorb wird von einem Engel getragen
  • Orgel und Orgelempore – gut erhalten – sind noch mit dem Schnitzwerk der alten Orgelanlage von 1770 verziert. Allerdings bedarf die Orgel einer Instandsetzung
  • Beichtstuhl, Ende 17. Jh.
  • von einem Engel getragene Taufschale von 1720
  • Altargerät aus dem 17. und 18. Jh.

Das Pfarrhaus hinter der Kirche ist nicht nur erhalten, sondern wurde auch renoviert.

Zum Kirchspiel Petershagen gehörte die Gemeinde Piaseczno – Sieslack. 1288 verlieh der Landmeister Meinhard v.  Querfurt dem Prussen Simon und seinen beden Brüdern 4 Haken Äcker, Wiesen und Weiden zu erblichem Besitz. Aus dem Ortsnamen Sarragulauken wurde Sixtelauken, was im Prußischen eine Kombination von Sand (Sixto) und Feld (lauk) bedeutete und letzlich zu Sieslack verändert wurde. Der Besitz vergrößerte sich in der folgenden Zeit. 1364 wurde eine Mühle am Elmfluß genannt, die später zur Familie v. Tettau gehörte, die die Begüterung Sieslack sowie das Dorf Petershagen und das Vorwerk Bensen und weitere Dörfer hinzuerwarb. Bald nach 1764 verkaufte die Familie v.Tettau  die Sieslack’schen Güter und die Eigentümer wechselten des Öfteren.1857 wurde ein Herr Förster als Eigentümer genannt. Nach schwierigen wirtschaftlichen Vehältnissen in der Mitte des 19. Jhs.  umfasste Sieslack 1879 eine Fläche von 1118 ha, bestehend aus 471 ha Acker, 149 ha Wiesen, 99 ha Weiden, 356 ha Wald und Sonstigem. Die Gutserbin Mathilde Förster heiratete Herrn v. Hatten auf Salwarschienen und beide Güter wurden zusammen bewirtschaftet, wobei Mathilde Förster Eigentümerin von Sieslack blieb. Nach ihrem Tod besaß dann Louis v. Hatten beide Güter, die 1928 zusammen 1.406 ha groß waren. 1932 wurde Sieslack mit einer Größe von 560 ha und den Besitzern Hans Wolf und Elsa v.  Heyden,geb. v. Hatten, angegeben. Die Kosten des von der Besitzerin betriebenen Rennstalls waren so hoch, daß das Gut 1935 aufgesiedelt werden musste und nur ein Restgut von 177 ha übrigblieb, das den v. Heydens bis 1945 verblieb und nach dem Tod von Louis v. Hatten 1939 um Gut Salwarschienen ergänzt wurde. Vor dem Einmarsch der Sowjetarmee am 3. 2. 1945 wurden die Rennpferde von den Gutsleuten getötet und das Ehepaar v. Heyden beging Selbstmord. Die Tochter Karin v. Heyden überlebte.[2]

Das Gut in Kanie Ilaweckie – Salwarschienen, das sich seit 1890 im Besituz von Louis v. Hatten befand, wird heute zusammen mit Sieslack vom Staatsgut Wojtkowo – Markhausen bewirtschaftet. Das Gut hatte nach 1820 Heinrich Nikutowski ersteigert, dessen Frau Johanna Wilhelmine. geb. Oberhausen, 1830 ihren Sohn Arthur Johann Severin (gest. 1888) gebar. Arthur Nikotowski wurde ein renommierter Maler und Lehrer an der Kunstakademie Düsseldorf. 1836 kaufte Alfred v. Domhardt Gut Salwarschienen für seine mit ihm in wilder Ehe lebende Gefährtin Elisabeth Zimmer und ihre gemeinsamen fünf Kinder, wobei er selbst sich offenbar nach Groß Bestendorf zurückzog. Die Rote Armee nahn Salwarschienen am 2. 2. 1945 kampflos ein. Das Gutshaus existiert nicht mehr.[3]

[1] Horst Schulz, Der Natanger Kreis Preußisch Eylau, 1972, S. 121
[2] Horst Schulz, Gemeinde Sieslack, aus: Die Städte und Gemeinden des Kreises Preußisch Eylau, 1990, abgedruckt in: Preußisch Eylauer Kreisblatt, Weihnachten 2024, S. 56 f
[3] Horst Schulz, Gut Salwarschienen aus Die Städte und Gemeinden des Kreises Preußisch Eylau, 1990, abgedruckt in: Preußisch Eylauer Kreisblatt, Weihnachten 2024, S. 65 f