Pfarrkirche St. Georg

Nur ein paar Schritte sind es vom Markt bis zur St.-Georg-Kirche. Der mächtige Bau beherrscht immer noch das Stadtbild und präsentiert sich besonders von der Mühlenteichseite besonders schön. Spuren des Verfalls sind jedoch zu erkennen. Oben an der Turmbrüstung stand am 14. Juni 1807 der Oberkommandierende der Russischen Truppen, General v. Bennigsen, und leitete die Schlacht bei Friedland gegen Napoleons Armee.

Die Kirche entstand in ersten Anfängen 1313 zunächst aus Holz. Beim Einfall der Litauer 1347 niedergebrannt, danach Wiederaufbau als gemauerter Saalbau mit Sakristei, ohne Turm, 1360 – 1380. Unterbau des Turms um 1400, Oberbau 2. Hälfte 15. Jh. Der durch Feuer nach einem Blitzeinschlag 1772 beschädigte Turm wurde anschließend umgebaut und erhielt einen Zinnenkranz mit sechseckiger Spitze aus Hohlziegeln.[4] Das Kreuz auf der kegelförmigen Turmspitze hat die Stürme der Zeit überstanden.

Vor Ende des 15. Jhs. wurde die Kirche erheblich umgebaut. Durch Anlage von 2 Pfeilerreihen entstand eine dreischiffige Pseudobasilika mit 7 Jochen.

Sakristei mit Sterngewölbe, Obergeschoß zum Kirchenschiff hin geöffnet. An den Seitenwänden baute man 1506 auf der Südseite die St. Anna-Kapelle an, die später als v. Proecksche Privatkapelle genutzt wurde. Nach 1521 kamen weitere Kapellen auf der Nordseite hinzu, die bereits Anklänge an die Renaissance aufwiesen.

Innen gibt es achteckige Pfeiler. Sterngewölbe im Hauptschiff und Zellengewölbe in den Seitenschiffen stammen aus dem Anfang des 16. Jhs, insbesondere auch die Schlusssteine im Mittelschiff: im 1. Joch Jacobus, im 3. Joch der auferstandene Christus.

Ausstattung:

• Es sind einige Grabplatten aus dem 17. und 18. Jh. erhalten

• Die wertvollen Teile der Kirchenausstattung wurden 1948 in einer einzigen Nacht vollständig geraubt

• Im hölzernen Glockenstuhl befindet sich noch eine Glocke aus dem Jahr 1729.

Von den einst drei Glocken der Friedländer Kirche hat die kleinste auf dem Hamburger Glockenfriedhof überlebt und läutet heute in der Kirche in Langenhagen.[1] Sie ist 360 kg schwer und trägt die Inschrift: „Wenn ich die Ohren fülle, so füllst Du, Gott, das Hertz, sonst ist mein Ruf zum Grab und des Lebens gewiss vergebens. Soli deo gloria, me fecit Johann Christoph Dorling Regiomonti 1746“. Die Glockengießerei Dörling saß in Königsberg.[2]

1961 übergaben die staatlichen Stellen die Kirche als Lagerhalle der Konsumgenossenschaft des Kreises. Sie begann zu verfallen, doch 1986 entschied die Gemeinde, die Kirche zu reparieren. Bei der Untersuchung des Inhalts der Turmkugel wurden Dokumente und Münzen gefunden, die das örtliche Museum erhielt.Seit 1991 wird sie von der russisch-orthodoxen Gemeinde genutzt. Es finden umfangreiche Renovierungsarbeiten statt. Unter Beteiligung der Heimatkreisgemeinschaft Bartenstein erhielt die Kirche ein neues Dach.

Ursula Kluge vom Heimatverein Friedland/Ostpr. wurde mit einer deutsch-russischen Ehrentafel für ihr unermüdliches Engagement bei der Rettung der Kirche geehrt.

In der Kirche von Friedland wirkte Johann Bretke (1536 – 1602) als Seelsorger. Er war der erste Pfarrer der Gemeinde, der ohne Tolken predigen konnte, denn er beherrschte neben deutsch und prußisch auch litauisch und kurisch. Geboren wurde er im nahen Bammeln in der Alle-Schleife. Seine Mutter entstammte vermutlich einer Familie von prußischen Freien in Labiau, daher die prußischen Sprachkenntnisse. Litauisch und Kurisch hatte er vielleicht in Königsberg gelernt, wo er studierte. Bretke ist dadurch berühmt geworden, dass er die Bibel ins Litauische übersetzte, wozu er – handschriftlich – die Zeit von 1575 – 1590 benötigte. Außerdem verfasste er ein „Chronikon des Landes Preußen“, das Hennenberger 1588 in Mühlhausen aufgeschrieben hatte. Dieses Werk ist nur in drei unvollständigen Handschriften erhalten, von denen sich eine in Gotha und eine in Uppsala befindet.[3]



[1] Dipl. Ing. Manfred Müller in Ostpreußische Familie von Ruth Geede, Oprbl. Nr. 1/2011 (8: Januar), S. 14
[2] Aus der Chronik der Kirche von Langenhagen, in Die ostpreußische Familie, Oprbl. Nr. 50/2010 (18. Dezember), S. 14, vom Pfarrer an Frau Helga Krause übergeben
[3] Rolf Tolkmitt, Chronicon des Landes Preußen, Tolkemita-Texte 68 – Vorwort
[4] Propstei Kaliningrad, Kirchen Ostpreußens, S. 25