Bürgermeister Blume ging mit seinem traurigen Schicksal in die Annalen ein. Im Städtekrieg 1454 – 1466 blieben die Bürger von Marienburg auf der Seite der Ordenspartei. Als die Polen von der Burg Besitz ergriffen hatten, standen sich Schloss und Stadt feindlich gegenüber. In dieser Zeit, 1457, wurden auf Geheiß von Bürgermeister Blume dem Ordenshauptmann Bernhard von Zinnenberg aus Stuhm und dessen kleiner Streitmacht das Marientor geöffnet. Ein Sturm auf die Marienburg misslang jedoch, denn sie war militärisch damals nicht einnehmbar. Nach 2 Tagen zog Hauptmann Zinnenberg wieder ab, hinterließ aber eine Söldnerabteilung unter Hauptmann Trotzeler. Als die Polen ihrerseits 1460 die Stadt Marienburg belagerten und aushungerten, unterwarfen sich nach 20 Wochen Rat und Bürgerschaft und öffneten die Stadttore. Bürgermeister Blume wurde enthauptet, sein Vermögen konfisziert und Hauptmann Trotzeler wurde mit seinen Mannen in den Kerker geworfen, wo sie alle starben.
Max Halbe (4. 10. 1865 – 30. 11. 1944), Schriftsteller, geboren in Güttland bei Danzig, besuchte 1875 – 1883 das Gymnasium in Marienburg, bevor er in Heidelberg Jura und von 1884 – 1887 Germanistik und Geschichte in Berlin und München studierte. Promotion 1887. Halbe ließ sich nach dem Studium zunächst in Berlin als freier Schriftsteller nieder, dann in Kreuzlingen am Bodensee und ab 1895 in München. Er gilt als wesentlicher Vertreter des naturalistischen Dramas neben Gerhart Hauptmann. Ehrungen: Ehrenbürger der Städte Danzig und Marienburg, Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft, Danzig-Kreuz, Ehrenmitglied des Bundes heimattreuer Ost- und Westpreußen. Werke: Ein Emporkömmling, Freie Liebe, Eisgang; Dramen: Mutter Erde, Der Strom (1903); Romane und Novellen: Die Tat des Dietrich Stobäus, Jo; Lebenserinnerungen: Scholle und Schicksal, Jahrhundertwende.
Es wurde und wird darüber gestritten, ob Halbe als Wegbereiter der „Blut- und Boden-Ideologie des Nationalsozialismus gilt oder vielmehr tiefe Heimatliebe sein Denken und Gefühl bestimmten. Jedenfalls reitet der Deutsche Ritterorden bei ihm Fanfaren schmetternd gen Ostland und zieht die Bürger- und Bauernsöhne aus den deutschen Gauen und Stämmen nach sich. Heute sind seine Werke – wesentlich wegen seiner Verknüpfung mit der nationalsozialistischen Ideologie – aus dem allgemeinen Bewusstsein verdrängt worden, aber noch nicht ganz vergessen: im Jahr 2006 erntete die Dittchenbühne aus Elmshorn bei Hamburg viel Erfolg mit der Aufführung des Dramas „Der Strom“.
Der Komponist des Westpreussenliedes im Jahr 1902, Hugo Hartmann (12. März 1860 – 19. Mai 1907), wirkte als Organist und Musiklehrer in Marienburg und starb hier auch. Ihm und dem Textdichter Paul Felske (28. Januar 1838 – 16. Dezember 1914), der an der Schule in Kalthof 50 Jahre lang unterrichtete, wurde vom Bürgermeister von Marienburg 1920 ein Denkmal im Stadtgarten gewidmet, das nicht mehr existiert. Paul Felske liegt auf dem Jerusalemfriedhof im Süden Marienburgs begraben.[1]
Als seine Werke mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten als entartet eingestuft wurden, emgrierte Krauskopf nach Stavanger in Norwegen. Als Norwegen von Deutschland erobert wurde, ging er in den Untergrund. Am 12.Mai 1945 wurde Krauskopf von der norwegischen Polizei der Spionage für Deutschland bezichtigt, für zehn Wochen inhaftiert und sein gesamtes Vermögen beschlagnahmt. 1947 heiratete Krauskopf die Norwegerin Else. Nachdem er 1948 zum unerwünschten Ausländer erklärt wurde und sein gesamter Besitz an den norwegischen Staat fiel, emigrierte er zusammen mit Else nach New York. Mit Unterstützung von George Grosz knüpfte er erste Kontakte mit der New Yorker Kunstszene. 1957 kehrte er zeitweise nach Berlin zurück, 1959 löste er sein New Yorker Atelier auf und wohnte wieder in Berlin, wo er auch starb. Details siehe unter badsaarow-kultur.de
1923 Großer Preußischer Kunstpreis
1930 Albrecht-Dürer-Preis der Stadt Nürnberg
1934 Museumspreis der Stadt Stavanger
Carl Legien (1. 12. 1861- 26. 12. 1920) wurde als 13. Kind eines Steueraufsehers in Marienburg geboren. Die Mutter starb früh, der Vater war alkoholkrank. Deshalb wuchs Carl Legien 1867 – 1875 in einem Waisenhaus in Thorn auf. In Thorn ging er als Drechsler in die Lehre. In Altenburg absolvierte er seine dreijährige Militärzeit, u. a. als Bursche eines preußischen Generals. Danach nahm er eine Tätigkeit im “Fachverein der Drechsler zu Hamburg” auf, trat 1885 der Sozialdemokratischen Partei bei und gründete 1887 die “Vereinigung der Drechsler Deutschlands”, was ihm im ganzen Reich Aufmerksamkeit verschaffte. Aus Neigung und durch seine ausgezeichneten organisatorischen Fähigkeiten beflügelt wurde er hauptamtlicher Gewerkschaftsangestellter. In dieser Funktion suchte er nach Wegen für eine fachübergreifende gewerkschaftliche Organisation, was zur Gründung der “Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands” führte, aus der 1919 der “Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund” hervor ging, dessen Vorsitz Legien übernahm. 1913 wurde er zum Vorsitzenden des Internationalen Gewerkschaftsbundes gewählt. Von 1893 – 1920 gehörte er dem Deutschen Reichstag für den Wahlkreis Kiel an. Legien organisierte während des Kapp-Putschs (1920) den Generalstreik und leistete damit einen wesentlichen Beitrag, diesen Putsch scheitern zu lassen. Legien verfolgte eine pragmatische und konsensorientierte Politik. Deshalb forderte er den Ausschluß von Karl Liebknecht aus der SPD-Franktion, weil der gegen die Kriegskredite gestimmt hatte, und er sorgte dafür, dass Hugo Haase 1916 wegen dessen Angriffen auf die Regierungspolitik aus der SPD-Fraktion ausgeschlossen wurde. Im Frühstadium der Weimarer Republik verstarb er an Magenkrebs. Noch nach seinem Tod ließ der Industrielle Hugo Stinnes am 20. Mai 1922 in Wilhelmshaven einen Schiffsneubau auf den Namen “Carl Legien” taufen, weil er nach der Novemberrevolution als Gewerkschaftsvertreter mit der Arbeitgeberseite das so genannte Stinnes-Legien-Abkommen geschlossen hatte, das eine partnerschaftliche Regelung wirtschafts- und sozialpolitischer Fragen zwischen den Vertragspartnern zur Folge hatte. . In diesem Abkommen erkannte die von Stinnes vertretene Arbeitgeberseite die Gewerkschaften als legale wie legitime Interessenvertretung der Arbeiterschaft und Verhandlungspartner auf Augenhöhe an, woraufhin die durch Legien vertretene Gewerkschaftsseite auf eine revolutionäre Ersetzung des Kapitalismus durch den Sozialismus verzichtete.[4] Der Geist dieses Abkommens, das nur wenige Jahre formal bestand, wirkte immerhin bis in die Zeiten der Bundesrepublik Deutschland nach.[2]
Als Sohn eines Lehrers, dessen Familie seit 1412 in Ostpreußen nachweisbar war, wurde Ottomar Schreiber, erster Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, als Sohn eines Lehrers, dessen Familie seit 1412 in Ostpreußen nachweisbar ist, in Marienburg geboren. Nach dem Abitur 1907 im westpreußischen Neustadt studierte er in Breslau und Königsberg Geschichte, Philosophie und Neuere Sprachen. 1912 promovierte er in Königsberg über die Personal- und Amtsdaten der Hochmeister des Deutschen Ordens. Am 1. Weltkrieg nahm er als Leutnant der Reserve teil. Nach dem Krieg wurde er Studienreferendar in Langfuhr und Oliva im Freistaat Danzig, übernahm aber bald die Leitung des Verlags “Deutsche Meister”. 1922 nahm er die Stelle des Syndikus in der Industrie- und Handelskammer in Memel an und blieb dort, obwohl 1923 litauische Freischärler die französichen Besatzer verdrängt hatten und das Memelland Litauen zuschlugen. 1932 wählten ihn vornehmlich die deutschen Parteien zum Präsidenten des Memeldirektoriums, wurde 1934 von der litauischen Regierung abgesetzt und konnte 1938 seine Stelle als Syndikus wieder antreten. Nach der Flucht 1945 kam er nach Tegernsee und engagierte sich von dort öffentlich für die Rechte der Vertriebenen und gegen das Unrecht der Vertreibung. 1948 ernannte man ihn zum Repräsentanten Ostpreußens und im selben Jahr, nach Gründung der Landsmannschaft Ostpreußen, zu dessen ersten Sprecher bis 1951. Bei der Errichtung des Ministeriums für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte machte man ihn zum Staatssekretär. Von dort ging er 1953 in den Ruhestand.[3]
Alfred Struwe (22. 4. 1927 – 13. 2 1998) wurde als Sohn des Postbeamten Gustav Struwe in Marienburg geboren. Bereits im Ferienlager der Hitler-Jugend sammelte er erste Bühnenerfahrungen. Mit Siebzehn wurde er zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und dann auf eine Offiziersschule in Hannover geschickt. Noch in den letzten Kriegstagen musste er am Krieg teilnehmen. Kurz nach seinem 18. Geburtstag fand er in Leipzig seine Familie wieder. Er wollte auf die Schauspielschule gehen, der Vater schickte ihn jedoch auf die Polizeischule. So spielte er nebenbei an Laienbühnen und nahm Schauspielunterricht. Als die Polizeischule 1948 geschlossen wurde, widmete er sich endgültig der Schauspielerei und trat 1949 am Theater Greiz sein erstes Engagement an. Es folgten die Theater in Brandenburg, Zittau, Cottbus, Chemnitz und Dresden.
Einen ersten Auftritt vor der Kamera als “junger Fischer” absolvierte er 1954 unter der Regie von Wolfgang Staudte in dem DEFA-Film “Leuchtfeuer”. Es dauerte zehn Jahre, bis Struwe unter der Regie von Kurt Jung-Alsen in “Geheimarchiv an der Elbe” wieder auf der Leinwand zu sehen war. Das änderte sich, als er 1970 neben Helga Hahnemann und Walter Plathe fest angestelltes Ensemblemitglied des DDR-Fernsehens wurde. Sein Gesicht erschien nun häufig. Er schlüpfte in viele Rollen, skizzierte edle, fiese, gute, böse und schlimme Figuren. “Die Toten bleiben jung”, “Krupp und Krause” und “Die Rote Kapelle” gehörten dazu.
Die Fernsehserie “Zahn um Zahn” wurde ein unerwarteter Erfolg. Nachdem mit der “Jugendfreundin” der erste Teil am 17. Mai 1985 ausgestrahlt war, lagen nur noch sechs Folgen vor. Ende Juni waren alle “Praktiken des Dr. Alexander Wittkugel”, einem humorvollen und unkonventionellen Zahnarzt, gesendet. Ziemlich schnell wurde eine “zweite und dritte Staffel” mit jeweils wieder sieben Folgen “beschlossen”, die 1986 und 1988 auf den Bildschirm kamen. Das “Finale” wurde am 18. Februar 1988 ausgestrahlt. Etliche Folgen aus dieser Serie wurden nach der Wende von RTL und RBB übernommen und fanden auch beim nichtsozialistischen Publikum Anklang.
Gestorben ist Alfred Struwe in Potsdam, begraben wurde er auf dem Südwestkirchhof, Block Stahnsdorf, Gartenblock II, Wahlstelle 14[5]
[1] M.R., “… wo Korn und Obst der Flur entsprießt …”, PAZ Nr. 29/11 vom 23. Juli 2011
2] Jürgen W. Schmidt, Vater der deutschen Tarifpartnerschaft, PAZ Nr. 47/2011 (26. November) aus Anlaß des 150. Geburtstages des Gewerkschaftsführers
[3] E.B., “Er ist ein anständiger Mensch gewesen”, PAZ Nr. 14/2014 (5. April), S. 11
[4] Manuel Ruoff, Spiel mit der Inflation, PAZ Nr. 14/2014 (5. April), S. 11
[5] Erinnerung an Alfred Struwe aus Marienburg, Potrimpus 22. 4. 2020