Sovchosnoje – Rippen
Gut Rippen war zwischen Königsberg und Heiligenbeil nahe der Reichsstraße 1 gelegen, 10 km südwestlich von Brandenburg. 1340 wurde der Ort erstmals urkundlich als „Prusteynen“ erwähnt. Eine Landverschreibung von Hochmeister Friedrich von Sachsen an Caspar von Hohendorff ist für 1504 dokumentiert, doch erst im 17. Jh. wurden Landflächen zu einem Gutsareal zusammengefügt. 1654 erwarb der Elbinger Ratsherr und Richter Paul Freyling das Gut, das bis 1704 im Besitz der Familie blieb und dann an verschiedene Eigentümer weitergereicht wurde. Bald nach 1740 gelangte Rippen an den Kanzler Friedrich Alexander Baron von Korff (1713 – 1785), der ab 1746 auch Erbherr auf Bledau war.
Mit seinem Sohn Carl Wilhelm von Korff ist eine ungewöhnliche, doch romantische Liebesgeschichteverbunden, wiedergegeben von Louis Passarge. Der Kammerherr Carl Wilhelm von Korff war mit der jungen und schönen Wilhelmine Amalie, geb. von Korff, verheiratet. Sein junger Neffe, Karl Friedrich August v. d. Schulenburg (1764 – 1826), kam öfter zu Besuch nach Rippen und verliebte sich in die Gutsherrin, die diese Gefühle erwiderte. Als der Neffe sich zur Abreise rüstete, um der unziemlichen Beziehung ein Ende zu setzen, und der Kammerherr den Grund dafür erfuhr, gab dieser seine Gattin frei und ermöglichte die Heirat der Liebenden. Alle drei lebten und wohnten fürderhin gemeinsam auf Rippen.
Nach dem Tod des Kammerherrn und dem Ableben der Gutsherrin 1820 reiste der Graf v. d. Schulenburg, um seine Trauer zu betäuben, nach Italien, wo er die berühmte Grabstatue in Auftrag gab. Überliefert ist, dass ein Graf v. d. Schulenburg, der in den 1820er Jahren Herr auf Rippen war, zum Andenken an seine verstorbene Frau die Statue aus Carrara-Marmor in der Werkstatt von Christian Daniel Rauch (1777 – 1857) in Auftrag gab.
Nach dem Tod des kinderlos gestorbenen Kammerherrn v. d. Schulenburg gelangte Rippen in den Besitz der Familie v. d. Groeben. Im Zuge einer Erbauseinandersetzung musste Wilhelm v. d. Groeben (1873 – 1940) 1904 das Gut verkaufen und erwarb stattdessen Gut Juckstein im Kreis Tilsit-Ragnit.
Käufer des 1.013 ha großen Gutes Rippen war Roderich von Schichau (geb. 1880). Der große Landwirtschaftsbetrieb wurde 1929 von der Ostpreußischen Landgesellschaft übernommen und aufgesiedelt. Das Gutshaus wurde zur Volkshochschule der Wohlfahrtspflege umgebaut und 1933 als Kreisführerschule der NSDAP fortgeführt.
Das Gutshaus, ein Bau mit 8 Fensterachsen in unregelmäßigen Abständen, existierte 1996 noch, wenn auch baulich verändert. Die Fundamente des Hauses könnten noch aus der Ordenszeit gestammt haben, wie Carl von Lorck vermutete[1] Im 17. Jh. entstand ein v. d. Groebenscher Herrenhausbau, der im 18. Jh. verändert wurde. Dargestellt bei Carl v. Lorck – Landschlösser und Gutshäuser in Ost- und Westpreußen, 1965. Wulf D. Wagner vermutet dagegen den Kammerherrn Carl Wilhelm von Korff als Bauherrn des Schlosses.
Im – inzwischen verwilderten – Park stand nahe einem Teich am Abhang eines Hügels ein in den 1880er Jahren gebautes Tempelchen als Mausoleum mit offener Säulenfront und zentraler Treppe als Begräbnisplatz der Gräfin v. d. Schulenburg. Dieses ist zerstört, genauso wie die hier einst aufgestellte Statue einer griechischen Frauengestalt aus Marmor, geschaffen 1823 von Christian Daniel Rauch. Nur ein Fragment der Grabinschrift hat überlebt.
Weitere Details zu Rippen: Wulf D. Wagner, Die Güter des Kreises Heiligenbeil in Ostpreußen, S. 327 ff.
[1] Carl von Lorck, Landschlösser und Gutshäuser in Ost- und Westpreußen, 1965)