Rudau

Geschichte von Rudau und hiesige prußische Wallanlagen

Die Gegend um Rudau war bereits im 1. Jahrtausend v. Chr. Bewohnt wie eine Menge alterGräberfelder belegt. Rudau hat eine hübsche Lage an einem See. Sein prußischer Name bedeutete etwa „rostiger oder farbiger Pfuhl“.

Bei Rudau gab es eine Wallburg der Prußen mit einer Opferstelle nahebei. Um 1274 wurde unter Nutzung dieses Standorts ein festes Haus des Deutschen Ordens errichtet. Von dieser Burg sind nur wenige Informationen überliefert, weder über ihre Errichtung noch über ihren Verfall. 1723 waren jedenfalls nur noch geringe Mauerstücke übriggeblieben. Vielleicht gibt es im Erdreich noch Fundamentreste.

Eines der bedeutendsten Naturdenkmale des Samlands, der Hünenberg – eine weitere prußische Wallanlage, befindet sich südwestlich von Rudau am Kintaubach, wo dieser von der Straße von Sirenewo – Eiselbitten nach Ekritten überquert wird. Der Hauptwall ist etwa 400 Meter lang. Möglicherweise befand sich hier die prußische Burg Nogympte, von der aus sich 1255 die hierher geflüchteten Prußen dem siegreichen König Ottokar von Böhmen unterwarfen.

1274 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt, ein Krug erstmals 1291. Er war damals zusammen mit der Mühle einem Ulmann verschrieben worden. Ein 1670 erwähnter Amtskrug trug 1791 die Bezeichnung „Blauer Krug“ .

Am 4. September 1797 zerstörte ein Feuer fast das gesamte Dorf. Innerhalb von nur einer Viertelstunde sollen 23 Gebäude, darunter die soeben gefüllten Scheunen, abgebrannt sein. Zwei Menschen starben.

Die Ordensmühle baute man während des 1. Weltkriegs zu einer der damals größten Dampfmühlen des Samlands aus.

Heute wohnen hier viele Wolgadeutsche.

Karl Kollwitz (13. 6. 1863 – 19. 7. 1940), Arzt und Ehemann von Käthe Kollwitz, wurde in Rudau geboren. Sein Vater war Sattler und Gastwirt, sein Großvater Schmied. Seine Mutter Dorothea (1826 – 1878) entstammte der Gutsbesitzerfamilie Dannenberg, die zunächst in Laptau und ab 1906 in Sandhof – nahebei – begütert war. Nach dem frühen Tod des Vaters gab die Mutter den Halbwaisen in ein Waisenhaus in Königsberg. Dort besuchte er das Wilhelmgymnasium, studierte anschließend Medizin an der Albertina und schloss ab mit dem Dr. med. Nach dem ebenfalls frühen Tod der Mutter 1878 wurde der Onkel, Gutsbesitzer in Dannenberg, zum Vormund, wo Karl Kollwitz die Ferien verlebte. Die Erfahrungen als Waise in Königsberg und Kontakte zu den sozialdemokratischen Pfarrerskindern in Rudau während der Ferien prägten seine politische Einstellung und seine spätere Wirkung als Armenarzt. Nach der Novemberrevolution wurde er 1919 sozialdemokratischer Stadtabgeordneter in Berlin und Mitglied im Sozialdemokratischen Ärzteverein im Jugendfürsorgeausschuss im Stadtbezirk Prenzlauer Berg und in der Liga für Menschenrechte.

Karl Kollwitz war befreundet mit dem ebenfalls aus Rudau stammenden Maler Arthur Weiß, geboren 1866. Sein Vater Carl Eugen Weiß war 28 Jahre lang Pfarrer in Rudau, musste aber 1887 die Pfarrstelle wechseln, weil er eine zu soziale und freiheitliche Grundeinstellung vertrat. Deshalb zog er in die Schweiz. Sohn Arthur blieb in Preußen und studierte ab 1884 an der Akademie der Künste in Königsberg. Während dieser Zeit verkehrten die beiden Freunde im Haus von Pfarrer Rupp, wo Karl Kollwitz seine spätere Frau Käthe kennen lernte. Nach einem Abstecher nach Berlin kehrte Arthur Weiß nach Königsberg zurück, wo er sich als Porträtist einen Namen machte. In diesem Genre konzentrierte er sich auf Pastorenbilder, malte aber auch andere Sujets.[1]



[1] Ostpreußische Familie von Ruth Geede, Oprbl,. Nr. 33/2016 (19. August), S. 14